Berlin. Das Logistikunternehmen Dachser, das Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML, die Stadt Heidelberg und die Technische Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm sind die Gewinner des Bundeswettbewerbs für nachhaltige Logistik, den das Bundesumweltministerium mit Unterstützung des Umweltbundesamtes in diesem Jahr erstmals veranstaltet haben. Zusätzlich erhielt das Fraunhofer IML für einen besonders innovativen Ansatz einen Sonderpreis zugesprochen. Überreicht wurden die Preise am Mittwoch von Bundesumweltministerin Svenja Schulze auf einem feierlichen Event in Berlin.
„Mit dem Wettbewerb wollen wir Lösungen anstoßen, die den städtischen Lieferverkehr umwelt- und klimafreundlicher gestalten“, begründet Bundesumweltministerin Svenja Schulze die neue Initiative. Urbane Logistik sei existenziell für die Menschen und Unternehmen in den Städten, so Schulte. Die starken Wachstumsraten etwa bei den Lieferdiensten und der damit verbundene Verkehr sollen die Lebensqualität in den Städten nicht mindern. Die vielen Beiträge würden aber spannende Ansätze aufzeigen, so die Bundesministerin, die letztlich zu einer Verkehrswende in den Städten beitragen.
Nachhaltige Logistikkonzepte flächendeckend in Städten einführen
Auch Maria Krautzberger, Präsidentin des Umweltbundesamtes, betonte in Berlin: „Viele der eingereichten Ideen und Konzepte – und hier meine ich nicht nur die Projekte der Preisträger – können helfen, Luftschadstoffe und Lärm in unseren Städten zu reduzieren.“ Durch umweltfreundliche Lieferkonzepte werde aber nicht nur die Lebensqualität der Bewohner sichtbar verbessert, sondern auch Gesundheit und Innovation gefördert. „Es ist an der Zeit, dass solche nachhaltigen Logistikkonzepte flächendeckend in unseren Städten eingeführt werden“, appellierte sie.
Anlass für den Wettbewerb ist der wachsende Lieferverkehr, der nicht zuletzt wegen des weiter zunehmenden Online-Handels entsteht. Denn mit dem Verkehr nehmen auch die Umweltbelastungen zu. So stammt fast ein Fünftel der innerstädtischen verkehrsbedingten NO2-Emissionen aus Nutzfahrzeugen, von denen viele für die Belieferung von Bewohnern, Geschäften und Unternehmen im Einsatz sind. Hinzu kommen die Belastungen durch Lärm und die Treibhausgasemissionen.
Voraussichtlich Anfang 2019 soll eine Broschüre erscheinen, in der die Projekte und Konzepte des Wettbewerbs, einschließlich der besten Einreichungen vorgestellt werden, heißt es.
Die prämierten Gewinnerprojekte
„Geräuscharme Nachtlogistik – Geräuscharme Logistikdienstleistungen für Innenstädte durch den Einsatz von Elektromobilität (GeNaLog)“, Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML. Das Logistikkonzept verlagert durch die Nutzung von Elektro-LKW einen Teil der Güterverkehre in die Tagesrandzeiten und trägt zur Minderung der Lokalemissionen bei. Durch verkürzte Tourenzeiten und lärmmindernde Optimierungen am Fahrzeug selbst können Lärmemissionen erheblich verringert werden. Durch die Nutzung der Fahrzeuge auch tagsüber werden ganztägig Emissionen eingespart und Fahrzeugflotten können verkleinert werden.
„Intelligente City Logistik Altstadt“, Amt für Verkehrsmanagement der Stadt Heidelberg. Das Projekt verbindet Mikrodepots mit der Nutzung von elektrifizierten Lastenrädern und untersucht umfassend eine übertragbare Lösung für die letzte Meile. Dabei werden insbesondere die Einbindung von Kurier-Express-Paket (KEP)-Dienstleistern, rechtliche Fragen und wirtschaftliche Analysen berücksichtigt. Die Stadt ist wesentlicher Impulsgeber und hat eine wichtige Funktion bei der Bündelung der Abstimmung mit den KEP-Dienstleistern.
„Emissionsfreies Liefergebiet für Stückgutsendungen in Stuttgart“, Dachser SE. Das Projekt nutzt Elektro-LKW (bis 18 Tonnen) in Kombination mit Lastenrädern und Mikrohubs zur emissionsfreien Auslieferung von Stückgutsendungen, also palettierten Sendungen mit einem Gewicht ab 32 Kilogramm pro Palette, die mit klassischen Paketdiensten nicht versandt werden können. Alle Fahrzeuge sind elektrisch betrieben und die Fahrten werden gezielt von Auszubildenden übernommen.
„Pilotprojekt zur nachhaltigen Stadtlogistik durch KEP-Dienste mit dem Mikrodepot-Konzept auf dem Gebiet der Stadt Nürnberg“, Technische Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm. Das abgeschlossene Pilotprojekt nutzte Mikrodepots und Lastenräder für die weitere Verteilung der Sendungen in der Innenstadt. Besonderheit ist, dass die Mikrodepots in Bestandsimmobilien untergebracht waren. Neben der Reduktion von Lokalemissionen stand die ökonomische Effizienz der Maßnahme im Vordergrund, so dass der Einsatz von Lastenrädern eine echte logistische Alternative der Paketzustellung wird.
„Smart City Loop - Transportalternative für die „vorletzte Meile“ in Ballungsräumen“, Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML. Ein Sonderpreis für einen besonders visionären Ansatz bekommt das Projekt, bei dem die Sendungen unterirdisch über Rohrleitung transportiert werden sollen. Die Güterbeförderung erfolgt auf Lastenträgern von City-Hubs am Stadtrand zu Mikrodepots in der Innenstadt. Das System kann auch umgekehrt genutzt werden, zum Beispiel um Leergut, Retouren oder Ähnliches zum Stadtrand liefern.
Alle eingereichten Projekte sind ab sofort hier einsehbar. (eh)