Ausgezeichnete Jung-Logistiker

Eigentlich gibt es in diesem Jahr keinen Sieger bei Logistik Masters - zumindest keinen einzelnen. Das stellt Sami Charaf Eddine klar, als er auf dem Dachser-Karrieretag in Kempten auf die Bühne kommt, um seine Urkunde für den ersten Platz des Studentenwettbewerbs entgegenzunehmen. "Ich will vor allem meinem Kommilitonen Jan Brinker danken", sagt der 27-Jährige. "Er hat den Wettbewerb entdeckt und wir haben gemeinsam an den kniffligen Fragen gearbeitet", erklärt er. Jan Brinker erreichte die gleiche Punktzahl wie Charaf Eddine, unterlag seinem Freund dann aber bei einem telefonischen Stechen. Daher belegt er offiziell den zweiten Platz. Für die Freunde, die beide an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen Wirtschaftsingenieurwesen studiert haben, spielt das keine Rolle: Die Preisgelder über 6000 Euro für den ersten und 2500 Euro für den zweiten Platz wollen sie in einen Topf werfen und durch zwei teilen. Einen Scheck über immerhin 1500 Euro übergab Bernhard Simon, Sprecher der Geschäftsführung von Dachser, dem Drittplatzierten Yves-Gunnar Lapko als Lohn für die harte Arbeit bei Logistik Masters. Der Student der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig hat einen Teil des Geldes schon ausgegeben: Er hat seine Familie zu einem Fußballspiel des TSG Hoffenheim ins Stadion eingeladen. Urkunden in Bewerbungsmappen Dass sich die Teilnahme an dem größten Wissenswettbewerb für Studenten im Bereich Logistik nicht nur wegen der Preisgelder lohnt, weiß Andre Kranke, stellvertretender Chefredakteur der Verkehrs-Rundschau, zu berichten. "Geschäftsführer haben mir erzählt, dass Logistik Masters-Urkunden in so mancher Bewerbungsmappe auftauchen", erzählte er auf der Preisverleihung. Außerdem sei der Dachser-Karrieretag eine gute Möglichkeit, sich in der Branche zu vernetzen. "Der ein oder andere Teilnehmer hat hier schon ausgehandelt, seine Abschlussarbeit bei Dachser zu schreiben", sagte er. Die Duale Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) in Mannheim versüßt ihren Studenten die erfolgreiche Teilnahme an Logistik Masters auch durch ein kleines Extra: "Die Studenten, die 80 Prozent erreichen, dürfen mit auf eine Exkursion nach Hongkong", erzählte Studiengangsbetreuer Rolf Fuhrmann auf der Preisverleihung. Die Motivationsspritze scheint zu wirken, denn die DHWB holte sich im Hochschulranking des Wettbewerbs den Titel "Beste Duale Hochschule". In das Hochschulranking fließen die Ergebnisse der jeweils zehn besten Studierenden einer Hochschule bei Logistik Masters ein. "Beste Universität" darf sich wie im letzten Jahr die Universität Duisburg-Essen nennen. Bernd Noche, der den Preis entgegennahm, führt den Erfolg auf die Arbeit der studentischen Fachschaft zurück. "Sie treibt die Studierenden an, teilzunehmen und erinnert sie an die Abgabefrist", sagte der Professor auf der Preisverleihung. Professor holt Studenten auf die Bühne Professor Kai-Oliver Schocke, der als Studiengangsleiter für die Frankfurt University of Applied Sciences den Preis für die beste Fachhochschule entgegennehmen sollte, weigerte sich, alleine auf die Bühne zu kommen. "Das war nicht meine Leistung", sagte er und winkte seine Studenten, die mit ihm angereist waren, auf die Bühne. Wie alle Studenten, die bei Logistik Masters teilgenommen haben, haben sie "Flexibilität im Denken bewiesen und komplexe Sachverhalte begriffen", lobte Dachser-Geschäftsführer Simon die Leistung der Studenten. Diese Fähigkeiten brauche ein Logistiker heutzutage, vor allem, um in dem immer internationaler werdenden Geschäft erfolgreich zu sein, verdeutlichte Simon in der Podiumsdiskussion (siehe Kasten) auf dem Dachser-Karrieretag. Ob sie selbst über diese Fähigkeiten verfügen, können Studenten bald wieder bei Logistik Masters unter Beweis stellen. Ab 30. Januar geht der Wissenswettbewerb in die nächste Runde. Die Teilnehmer müssen dann bis August 70 kniffelige Fragen aus allen Bereichen der Logistik beantworten. Anmelden können sich immatrikulierte Studenten unter www.logistikmasters.de. Workshop und Podiumsdiskussion Internationale Logistikmärkte "Wer wachsen will, muss ins Ausland gehen." Diese These stellte Bernhard Simon, Sprecher der Dachser-Geschäftsführung, auf. Mit der Frage, welche Strategien ein Unternehmen verfolgen muss, um dabei erfolgreich zu sein, beschäftigte sich eine Gruppe von Studenten in einem Workshop am Vorabend des Dachser-Karrieretages. Mit den daraus gewonnenen Erkenntnissen konnten die Führungskräfte von morgen am nächsten Tag auf der Podiumsdiskussion mit dem Dachser-Geschäftsführer und Professor Kai-Oliver Schocke punkten. In der Debatte ging es um die Potenziale des spanischen und des marokkanischen Marktes.Standortfaktoren wie Lohnstrukturen, Infrastruktur und Bildungsniveau sind wichtige Kriterien, die ein Unternehmen bei der Expansion ins Ausland bedenken muss, da waren sich die Studenten einig. In Spanien und Marokko gebe es zum Beispiel viele gut ausgebildete junge Leute, aber wenige offene Stellen. Daher sei das Personal dort besonders motiviert. Man müsse allerdings auch die kulturellen Gegebenheiten beachten und den Mitarbeitern vor Ort zuhören, machten die Nachwuchslogistiker deutlich."Die meisten Internationalisierungsstrategien scheitern an der Kommunikation", gab Simon ihnen Recht.Die Studenten würden Unternehmen davon abraten, Niederlassungen im Ausland den deutschen Stempel aufzudrücken. In Spanien würden die Uhren zum Beispiel anders ticken: Eine minutengenaue Taktung des Arbeitstages sei schwierig. Simon warnte in der Diskussion aber davor, in Stereotypen zu denken. Spanier seien zum Beispiel nicht unbedingt Langschläfer, wie man oft annimmt. Bei Dachser in Madrid beginne der Arbeitstag sogar früher als in Kempten. Der beste Weg, internationale Märkte zu verstehen, sei es, im Ausland zu leben, sagte Professor Schocke. Er riet den Studenten daher, möglichst viel Auslandserfahrung zu sammeln. ks

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