Türkische Logistiker erobern den KV

Seit September 2012 transportieren KV-Züge des luxemburgischen Operateurs CFL Multimodal Megatrailer der türkischen Spedition Mars Logistics von der Adria nach Luxemburg und zurück. Vier Mal in der Woche nehmen die Züge in Triest Ladeeinheiten auf, welche per Fähre von Istanbul, Izmir und Mersin kommen, und fahren diese nach Bettemburg, das einzige multimodale Terminal des Kleinstaats. Auch in Gegenrichtung florieren die Verkehre. "Wir schlagen jährlich 18.500 Trailer um", berichtet Erdin Erengül, Railway Manager von Mars Logistics. "Die weitaus meisten Einheiten gehen nach beziehungsweise kommen von Frankreich und Deutschland." Mittlerweile nutzt das Unternehmen weitere Verbindungen nach Mitteleuropa. Mit den Zügen von Inter Ferry Boats (IFB), Metrans und Rail Cargo Austria (RCA) werden wöchentlich rund 30 Trailer von Istanbul via Bulgarien, Serbien, Ungarn und Österreich nach Duisburg transportiert. Ulusoy Logistics fährt mit DB Schenker Außer Mars Logistics haben weitere große türkische Speditionen sich mit Schienenverkehrsanbietern zusammengetan und Intermodalverkehre nach Mitteleuropa eröffnet. Balo, ein Tochterunternehmen des Spediteurverbands Utikad, kooperiert mit RCA und bietet seit Herbst 2013 ab Istanbul drei Mal in der Woche Ganzzüge nach Duisburg an. Ulusoy Logistics wurde Kunde von DB Schenker Rail und wirbt seit Juni 2014 mit wöchentlichen Rundläufen für Sattelauflieger von der Türkei nach Köln. Das Vorbild für solche Aktivitäten liefert Ekol Logistics. Der türkische Branchenriese, der eigene Fährverkehre ab Istanbul betreibt, bietet bereits seit 2008 Ganzzüge ab Triest an, welche von Kombiverkehr bedient werden. Heute gibt es wöchentlich 18 Rundläufe zwischen der norditalienischen Hafenstadt und Köln-Eifeltor, Ludwigshafen und dem tschechischen Ostrava. Damit ist Ekol zum wichtigsten Kunden bei Kombiverkehr aufgestiegen - vor so etablierten Speditionen wie Bertschi, Hangartner, Hoyer und LKW-Walter. Ekol drängt nach Spanien und Frankreich Von einer "absolut zufriedenstellenden Auslastung" spricht Frank Körber, Director International von Ekol. "Unsere Verbindungen von und nach der Türkei werden von unseren Kunden vor allem für ihre Zuverlässigkeit gelobt", sagt der Logistikmanager. Jetzt bereitet Ekol seebasierte KV-Verkehre auch für Westeuropa vor. Ab Herbst werden vom südfranzösischen Sète aus Frankreich und Spanien erschlossen. KV-Kenner wundern sich über diese Entwicklung nicht. "Die lange Jahre boomende türkische Wirtschaft hat einen regelrechten Anbieterwettbewerb ausgelöst", bilanziert Rainer Mertel, Geschäftsführer von Kombiconsult. "Die türkischen Speditionen haben hier ihre Preisvorteile konsequent ausgenutzt." Egal ob Ganzzüge in Kombination mit Fährverkehren betrieben werden oder ausschließlich auf der Schiene über den Balkan verkehren: Mit ihnen kann die türkische Wirtschaft zeitkritische Güter in großen Volumina binnen vier bis sechs Tagen nach Mitteleuropa exportieren. Vor allem Automotive-Zulieferer, Chemieunternehmen, Elektronikgerätehersteller und Textilfirmen nutzen diese Verbindungen. In Gegenrichtung werden häufig Konsumgüter importiert, Tendenz weiter wachsend: 2013 stiegen die Einfuhren aus Deutschland um fast 15 Prozent. Angebote aus rein deutscher Hand haben es schwer, den türkischen Platzhirschen Paroli zu bieten. Ein Beispiel ist DB Schenker Rail mit dem "Bosporus-Shuttle", der im September 2013 eröffnet wurde und ursprünglich drei Mal wöchentlich konventionelle Warenladungen und Container von Nürnberg nach Istanbul transportieren sollte. Das Konzept ging nicht auf. Mittlerweile bietet die Konzerntochter den Bosporus-Express nur noch ad hoc für Ganzzug-Kunden an. Auch für Hupac verlief der Einstieg in den Türkei-Markt enttäuschend. Im Herbst 2013 kündigte der schweizerische Operateur die Zusammenarbeit mit dem türkischen Logistikdienstleister Borusan. Beide Partner hatten Mitte 2012 wöchentliche Rundläufe über Bulgarien, Rumänien und Ungarn nach Wien gestartet. "Der Preiskampf auf Türkei-Strecken ist einfach mörderisch geworden", sagt eine Hupac-Sprecherin. Möglicherweise wurden Hupac und Borusan ein Opfer der rückläufigen Exporte 2012 und Anfang 2013, als kaum Bedarf für neue Abfahrten existierte. Auch andere Anbieter mussten ihre Expansionspläne auf die lange Bank schieben. Mars Logistics bietet erst jetzt vier Abfahrten in der Woche an und wird diese Zahl im Oktober 2014 auf sechs erhöhen. Balo konnte im Frühjahr 2014 endlich Ludwigshafen in den Fahrplan aufnehmen. Mittlerweile meldet dieser Anbieter ebenfalls ein Jahresvolumen von über 10.000 Containern. "Wir wollen weitere Terminals in unser Netz integrieren", versichert Marketingleiterin Selda Yilmazoglu. Allerdings haben gerade die Landverbindungen über den Balkan mit mehr Problemen zu kämpfen als erwartet. Nicht genug damit, dass sie wenigstens zehn Prozent teurer sind als die see-gestützten KV-Verkehre. Wenn wie letzten Winter Schneestürme Streckenabschnitte lahmlegen, ist auch der Zeitvorteil von ein bis zwei Tagen schnell dahin. Außerdem müssen die Züge auf dem Weg nach Österreich mindestens drei Länder durchqueren und haben mit unterschiedlichen Stromsystemen und wechselnden Tunnelhöhen zu kämpfen. Verzollung bereitet Probleme "Jeder Operateur muss eine individuelle Streckenführung ausarbeiten", sagt Mertel. Wenn die Züge dann noch durch Nicht- EU-Länder wie Serbien fahren, kann die Zoll- und Grenzabwicklung die Weiterfahrt verzögern. Auch die Import- und Exportverzollung der Türkei bereitet manchen ausländischen Bahn-Operateuren offenbar Probleme. "Aktuell ist der Seeweg deutlich zuverlässiger und schneller als der Landweg", urteilt Alain Krecké, Vertriebsmanager von CFL Multimodal. Der belgische Operateur IFB, der intermodale Verbindungen unter anderem ab Antwerpen, Zeebrugge und Duisburg aufgebaut hat, zog jetzt Konsequenzen. Seit Juni bietet er zeitsensiblen Kunden Short-Sea-Verkehre ab der rumänischen Hafenstadt Constanza nach Istanbul und Izmir östlich der Bosporus-Metropole an. "Wir können nur so durchgängige 24-Stunden-Dienstleistungen an sieben Tagen garantieren", sagt IFB-Sprecher Konstantinos Papadopoulos. Pläne: Türkei will Häfen an Bahn anschliessen Türkische Regierung investiert kräftig in das Schienennetz Die türkische Eisenbahn TCDD hatte es eilig. In wenigen Wochen baute sie das Terminal in Cerkezköy, 40 Kilometer westlich von Istanbul, zum Hub für Ganzzüge aus. Jetzt können hier drei Züge gleichzeitig be- und entladen werden. Außerdem wurde im nahegelegenen Hafen Tekirdag eine Eisenbahnfährverbindung nach Derince 80 Kilometer östlich von Istanbul eröffnet. Über diese können Eisenbahnverkehre nach Asien übersetzen.Beide Maßnahmen sind Folge der Schließung des Istanbuler Terminals Halkali, das bislang Anfangs- und Endstation aller intermodalen Züge war. Dort sind Renovierungsarbeiten nötig. Ursprünglich sollte Halkali in diesem Herbst den Betrieb wieder aufnehmen, doch gibt es Zweifel, dass dieser Termin eingehalten werden kann.Für Marktkenner ist dies ein Indiz, dass die türkische Regierung es offenbar ernst meint mit der Modernisierung des Schienennetzes."2023 soll die Türkei zu den zehn exportstärksten Nationen der Welt gehören", fasst Frank Kaiser, von der Außenhandelskammer Türkei in Istanbul, die Regierungspläne zusammen. "Jeder große Hafen soll bis dahin ans Schienennetz angeschlossen werden." Da hat die Türkei viel zu tun: Seit den 50er-Jahren wurde kaum ins Schienennetz investiert, selbst Hafenstädte wie Antalya haben keinen Gleisanschluss. Die europäischen Operateure hoffen indessen, dass das Provisorium kein Dauerzustand wird. In Cerkezköy können nämlich nur Ganzzüge und keine Einzelwagenverkehre abgefertigt werden. Auch deshalb hat DB Schenker Rail das ursprüngliche Konzept für den Bosporus-Shuttle aufgegeben und bietet nur noch Ganzzüge an. bot

DKV Mobility und MFG: Neue Partnerschaft für ultraschnelles Laden in Großbritannien

KEYOU bringt schweren Wasserstoff-Lkw auf den Markt

Transformation des Straßengüterverkehrs: Aiwangers Plan für eine grüne Logistikzukunft

Umstrittenes Personal für neue EU-Kommission

Neue Auto-Strafen in Italien wegen verschärfter Straßenverkehrsordnung

Alle Schlagzeilen

Türkische Logistiker erobern den KV

HASHTAG

#Schienenverkehr

Hupac steigert Verkehrsaufkommen

TFG Transfracht baut Netzwerk aus

Minister will verkürzten Rechtsweg bei Bau der Y-Trasse

MEISTGELESEN

Emons Spedition siedelt sich am c-Port an

Bund und Länder fördern Brennstoffzellen-Lkw von Daimler Truck

Fiege baut Logistikzentrum bei Leipzig

STELLENANGEBOTE

Leiter (w/m/d) Logistik Teilbereich Warenausgang

Schichtleiter (w/m/d) Logistik - Warenausgang

Koordinator (m/w/d) Intralogistik mit Teamleitungsfunktion

Area HR Business Partner

Head of Logistics (w/m/d) mit fundierter Erfahrung im internationalen Versand

WEITERLESEN

NEWSLETTER