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Ausbau des Nord-Ostsee-Kanals dauert bis 2030

17.09.2018 10:22 Uhr
Nord-Ostsee-Kanal
Der Ausbau des Nord-Ostsee-Kanals wird sich noch Jahre hinziehen
© Foto: Winfried Rothermel/dpa/picture-alliance

Wartende Schiffe vor maroden Schleusen - endlich läuft die Modernisierung der am meisten befahrenen künstlichen Seeschifffahrtsstraße der Welt. Verzögerungen haben auch mit Kreuzottern und Fledermäusen zu tun.

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Kiel. Mit dem Termin hat es nicht ganz geklappt. 2014 sollte der Ausbau des Nord-Ostsee-Kanals westlich von Kiel fertig sein. Vor 2030 wird das aber nichts. „2014 war ein Wunschtermin aus dem politischen Raum”, sagt Projektleiter Jörg Brockmann. Seit Planungsbeginn im Jahr 2006 hatten die Verkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD), Peter Ramsauer und Alexander Dobrindt (beide CSU) Zusagen gemacht, ohne dass wirklich etwas passierte. Der 1895 eröffnete, 98,65 Kilometer lange Kanal zwischen Kiel und Brunsbüttel wurde mit seinen über 100 Jahre alten, reparaturanfälligen Schleusen ein Symbol für die Vernachlässigung von Infrastruktur durch den Bund.

Mittlerweile läuft ein komplexes Modernisierungsprojekt mit einem Volumen von 1,8 Milliarden Euro, nachdem das Geld bewilligt wurde. Neue Schleusen sind im Bau, der Abschnitt bei Kiel bekommt flachere Kurvenradien, und die Fahrrinne soll so vertieft werden, dass größere Schiffe die am meisten befahrene künstliche Seeschifffahrtsstraße der Welt passieren können. 30.300 Schiffe transportierten 2017 fast 87 Millionen Tonnen Ladung. 106 Millionen waren es im Rekordjahr 2008.

„Der Kanalausbau hat für mich eine historische Dimension”, sagt Sönke Meesenburg, der bei der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung (WSV) in Kiel den Bereich Investitionen leitet. Eine Bestandsaufnahme für den Kanal, der im Ost-West-Handel enorm wichtig ist und den Schiffen einen Umweg von durchschnittlich 450 Kilometern erspart:

Oststrecke: Auf einer 18-Kilometer-Strecke westlich Kiels wird auf 11 Kilometern der Kanal verbreitert, und Kurven werden „entschärft”. Das soll zehn Jahre dauern, 280 Millionen Euro kosten. Mitte 2019 geht es im Vier-Kilometer-Abschnitt zwischen Großkönigsförde und Groß Nordsee los, Bauzeit: drei Jahre. Dann geht es in Richtung Kiel weiter.

Kreuzottern: Die gefährdeten Reptilien sonnen sich gern am Nordufer auf den schwarzen Steinen. Die WSV ließ für sie auf einem halben Hektar ummauerte Terrarien bauen. „Die Schlangen kommen nicht raus, aber die Mäuse kommen rein”, sagt Projektleiter Brockmann. Im ersten Abschnitt wurden bereits ein paar Tiere eingesammelt, noch einmal etwa 20 könnten im Bereich der Kanalfähre Landwehr dazukommen, wenn dort gebaut wird. Hier fühlen sich die Kreuzottern besonders wohl.

Baggergut: 8,5 Millionen Kubikmeter Erde sind am Kanal zu bewegen. Das wären umgerechnet 400.000 Lkw-Ladungen. Aber die Horrorvision von Laster-Schlangen durch Dörfer und Städte ist vom Tisch. 2,8 Millionen Kubikmeter fallen im ersten Abschnitt an. Das trockene Material kommt in Kanalnähe auf Ackerflächen von zwei Bauern, die dafür entschädigt werden. Das nasse Baggergut soll zehn Kilometer östlich von Damp in die Ostsee verklappt werden. Zur Vermeidung von Umweltschäden wird das überwacht. Was in Brunsbüttel beim Schleusenneubau ausgebaggert wird, bringen Schuten in ein Bodenlager am Kanal. Auch ein Teil dieses nassen Baggerguts kann zum Deichbau verwendet werden. Wo immer möglich, wird der Wasserweg zum Transport des Bodens genutzt.

Fünfte Schleuse Brunsbüttel: Der Neubau läuft seit 2015. Die für das zweite Halbjahr 2020 vorgesehene Verkehrsfreigabe verzögert sich auf unbestimmte Zeit. Bei den Arbeiten ergaben sich Hunderte Fälle von Munitionsverdacht. Außerdem mussten aufgrund komplizierter Baugrundverhältnisse die Verankerungen von Kammersohle und -wänden neu geplant werden. Die Kosten für die fünfte Kammer inklusive drei neuer Schleusentore gibt die WSV mit 485 Millionen Euro an. Ein neuer Fertigstellungstermin wird nicht vor Jahresende verkündet.

Schleusen Kiel-Holtenau: Eine Sanierung der kleinen Kammern ist vom Tisch, von Mitte 2021 an sollen neue gebaut werden, fünf Jahre lang. Kosten: 240 bis 285 Millionen Euro. Danach sind die beiden großen Kammern dran. Die Schiebetore müssen erneuert werden. Eins wiegt 1800 Tonnen. Erneuerungskonzept und Kosten sind noch offen. Fertigstellung nach 2030. Ein neuer Versorgungsschacht (Düker) mit diversen Leitungen wurde für eine Auftragssumme von 20 Millionen Euro gebaut.

Levensauer Hochbrücke: Das mehr als 100 Jahre alte Bauwerk bei Kiel wird ersetzt. Die WSV bereitet die Ausschreibung vor.  „Gefühlter Baubeginn” laut Meesenburg: 2020. Angepeilt war zuvor 2018. Bauzeit drei Jahre, geschätzte Kosten 50 Millionen Euro. Vielleicht werden die Bögen der abzureißenden alten Brücke noch als Stützen für den Neubau daneben genutzt. „Es wird spektakulär”, sagt Meesenburg. 

Fledermäuse: Die unter Schutz stehenden Flugsäuger überwintern unter der alten Levensauer Brücke. Der Plan ist, am Südufer des Kanals das Widerlager der alten Brücke stehen zu lassen, damit die Tiere dort bleiben können. Die Artgenossen vom anderen Ufer sollen dazukommen.

Sicherheit: Der Austausch der Dalben in den Ausweichstellen ist abgeschlossen. Der Bund investierte insgesamt 50 Millionen Euro in sichere Schiffsbegegnungen. Rund 220 Holzdalbenbündel wurden gegen 176 neue Stahldalben getauscht. Dort legen wartende Schiffe an. In den zwölf Weichen des Kanals können sich auch die größten Schiffe begegnen. Hier ist der Kanal deutlich breiter als in der Strecke.

Kanalvertiefung: Ziel ist eine Vertiefung um einen Meter, um Schiffen mit mehr Tiefgang die Durchfahrt zu ermöglichen. Dieses Vorhaben wird frühestens starten, wenn der Ausbau der Oststrecke weitgehend abgeschlossen ist. (dpa)

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