Auf den Cent genau!

Bereits 1996 wurde die "Scania Transportlaboratorium Aktiebolag anm Strömsgardsvägen 2" in Södertälje registriert. Damit betreibt der Lkw-Hersteller eine eigene Spedition, mit der er selbst Datenmaterial aus der Praxis generieren möchte. Das Transportlab steht teils in Konkurrenz zu anderen Transportunternehmen und dient auch zu Praxiserprobungen, vor allem mit den damals neuen Euro-5-Lkw. Das Transport Lab umfasst heute aktuell 35 Euro-6-Lkw samt 150 Trailern und agiert im Nah- und Fernverkehr. Im Verteilerverkehr halten 40, im Fernverkehr 50 Fahrer die Flotte praktisch rund um die Uhr am Laufen. Im Fernverkehr pendeln 15 Züge zwischen den Scania-Werken Södertälje und Zwolle in den Niederlanden, wobei jeder Lkw im Schnitt mit 3,2 Fahrern besetzt ist. Die fahren von Södertälje rund 630 Kilometer in rund zehn Stunden nach Kopenhagen, wo die Fahrer in einem Scania-Motel Pause machen. Dort übernehmen sie ein anderes Auto, mit dem sie die restlichen 630 Kilometer nach Zwolle zurücklegen. Dann geht es wieder retour. Durch die strikt getakteten Strecken und Fahrpläne haben die Kollegen nie Probleme mit den Fahrzeiten. 80 km/h sparen zehn Prozent Sprit Die Fracht von Södertälje nach Zwolle besteht vor allem aus Achsen, Motoren und Getrieben, womit die Züge zwischen 35 und 40 Tonnen wiegen. Auf dem Rückweg gelangen meist Leergut, Spoiler und Kleinteile nach Södertälje. Die Gewichte liegen entsprechend niedriger und betragen zwischen 22 und 40 Tonnen. Als Durchschnittsgewicht aller Touren nennt Scania 34 Tonnen. Die Geschwindigkeit geben die Schweden mit 74 km/h an, die Flotte wird bei 80 km/h abgeregelt. "Wir fuhren diverse Versuche mit Maximalgeschwindigkeiten zwischen 80 und 90 km/h, doch die Verbrauchsvorteile bei 80 km/h waren enorm", erklärt Cem Kizilkaya, der für den Fuhrpark verantwortlich ist. "Bei 90 km/h holen wir über die Strecke ein Prozent an Zeit bei einem um zehn Prozent erhöhten Verbrauch. Das Risiko, in einen tödlichen Unfall verwickelt zu werden, steigt dabei übrigens um 40 Prozent." So fährt das Transport-Lab wöchentlich 112 Ladungen. Im Verteilerverkehr sind es im selben Zeitraum 1000 Ladungen. Da beträgt der Schnitt übrigens keine 30 km/h. Über die Jahre sanken die Verbräuche und damit der CO2-Ausstoß laut Kizilkaya erheblich. Von über 70 Gramm pro Tonnenkilometer anno 2008 auf rund die Hälfte 2013. Einen zusätzlichen Sprung brachte hier die Einführung der 31,5 Meter messenden Kombinationen mit 78 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht, die Scania im Gegensatz zu Volvo auch tagsüber bewegen darf. Diese werden vor der Überfahrt nach Dänemark geteilt und mit einer weiteren Zugmaschine nach Zwolle gefahren. Der 78-Tonner spart massiv CO2 ein Trotz der gesunkenen Verbräuche peilt man laut Kizilkaya künftig 25 Gramm CO2 pro Tonnenkilometer an, zumal der 78-Tonner schon jetzt die Zwanzig-Gramm-Marke unterläuft. "Wir brauchen immer hohe Ziele", scherzt der Schwede mit dem türkischen Namen, der übrigens auch deutsch, kroatisch, englisch und natürlich türkisch spricht. Eine weitere Idee, Sprit zu sparen, ist das automatisierte Kolonnenfahren mit geringerem Abstand, Platooning genannt. Dazu müssen aber die elektronischen Regel- und Kommunikationssysteme der Lastwagen untereinander noch weiter ausgebaut werden. Eine weitere Aufgabe des Transport Labs neben der Ermittlung von Verbräuchen ist es auch, Erfahrungen über Ausfallzeiten zu sammeln. Und das nicht nur für Scaniaeigene Lkw, sondern auch für Konkurrenzprodukte. Startete man bei Euro 5 mit einem Volvo FH und einem Mercedes Benz Actros MP 3, holte man sich für Euro 6 neben dem neuen FH und Actros noch einen DAF XF und einen MAN TGX hinzu. Das sparsamste Auto der Flotte ist aktuell der 410er SCR only, womit die V8 natürlich nicht mithalten können. Trotzdem stehen auch ein 580er und ein 730er im Transportlab-Fuhrpark. Alle Lkw laufen mit Full-Service-Verträgen, die im Falle von Scania ein Weiterkommen binnen zwei Stunden garantieren sollen, was laut Kizilkaya bisher immer funktionierte. 400.000 Kilometer kommen so im Jahr pro Fernverkehrszug zusammen. Auch hier wurde Scania mit einem 420er sehr konkret (siehe Grafik oben Mitte): Das Auto wurde nach gut einer Million Kilometer verkauft und brauchte in diesem Zeitraum im Schnitt 27,4 Liter Diesel und 1,42 Liter Adblue pro 100 Kilometer. Insgesamt traten im Gesamtzeitraum 106 Probleme auf, wobei Scania dazu auch schon ein ausgefallenes Leuchtmittel zählt. Denn die ungeplanten Reparaturen hielten sich mit 16 in Grenzen. Der Traum: 100 Prozent Einsatzquote Insgesamt errechnete Scania eine Fehlerquote von 10,5 Problemen pro 100.000 Kilometer und ermittelte eine Einsatzquote von 99,8 Prozent. Eine Zuverlässigkeit, mit der Kizilkaya sehr zufrieden ist. Trotzdem sähe er hier gern eine neun hinter dem Komma, obwohl er auch zugeben muss, dass 100 Prozent in der Praxis nicht erreichbar sind. Die Zahlen für das Auto und die verschiedenen Verkehre hat Scania in mehreren Kuchendiagrammen angerichtet. Das Buffet ist eröffnet!

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