Antwerpen. In Belgiens größtem Seehafen Antwerpen wird es am morgigen Sonnabend zur Sache gehen. Unter dem Motto „Jetzt reicht es!“ kommen LKW-Fahrer, Transportunternehmer, Hafenarbeiter und Politiker aus mehreren europäischen Staaten, um vereint gegen Lohn- und Sozial-Dumping im west-europäischen LKW-Transport- und Speditionsgewerbe durch Billig-Fahrer aus den neuen EU-Mitgliedsländern zu demonstrieren.
Ausrichter der Großveranstaltung sind die beiden Fachorganisationen für „Selbstfahrende Transportunternehmer“ in Belgien, Owner Drivers United (ODU) , sowie der niederländischen Schwester-Organisation Vern (Vereniging van Eigen Rijders Nederland). Dessen Vorsitzender, Klaas de Waardt, geht von „weit über 4000 Teilnehmern aus“. Es sei das erste Mal, dass sich Fahrer aus mehreren west-europäischen Staaten zu einer solchen Demonstration zusammenfinden.
Kern der Kritik ist die nach Auffassung der Veranstalter ernsthafte Gefährdung „teurer“ Fahrerjobs in den westeuropäischen Ländern durch den Einsatz von Billig-Fahrern aus den EU-Osterweiterungs-Staaten.
„Nach dem Beitritt der zehn neuen Mitglieder aus Mittel- und Osteuropa führen wir einen praktisch aussichtslosen Kampf gegen Niedrigstlöhne sowie einen praktisch ungebremsten Transportpreisverfall“, ergänzt de Waardt. Reihenweise würden kleine und mittelgroße Transport- und Speditionsbetriebe aus Westeuropa auf der Strecke bleiben. Besonders verbittert sind Vern und ODU, dass größere Betriebe etwa aus den Niederlanden oder Belgien reihenweise Briefkastenfirmen oder andere Scheinkonstruktionen in den MOE-Staaten einrichten, um anschließend Fahrer aus den MOE-Staaten auf LKW einzusetzen, die in den Niederlanden oder Belgien zugelassen sind. Diese Praktiken müssten endlich aufhören, fordert de De Waardt: „Uns sind Fahrerlöhne aus diesen Ländern bekannt, die bei 380 Euro im Monat liegen.“ Er malt ein dunkles Szenario für Belgien: Demnach könnten in diesem Jahr bis zu 50 Prozent der belgischen Transportbetriebe als Folge des ruinösen Wettbewerbs am Ende sein, so de Waardt.
Inzwischen sei es sowohl Vern als auch seinem belgischen Pendant gelungen, die Politik für dieses heiße Eisen zu sensibilisieren. Mit dem belgischen Staatssekretär John Crombez sowie dem niederländischen Staatssekretär Paul de Krom führten die beiden Fachverbände jetzt ein ausführliches Gespräch in Brüssel. Mehr noch: Die beiden Regierungsvertreter sicherten den Gewerbevertretern zu, dem Thema „Lohn- und Sozial-Dumping im Transportgewerbe“ ab sofort höchste Aufmerksamkeit zu widmen. Ein Ansatz besteht darin, zu einer noch besser abgestimmten Kontrolle zwischen den beiden Ländern unter anderem der Lenk- und Ruhezeiten zu kommen. (eha)