Koblenz/München. Mitten im Weihnachtsgeschäft hat die Gewerkschaft Verdi den Arbeitskampf beim Versandhändler Amazon ausgeweitet. Am Dienstag beteiligten sich auch Amazon-Beschäftigte in Koblenz an dem Ausstand. Nach Unternehmensangaben blieben zur Frühschicht rund 1200 Mitarbeiter an sechs der neun deutschen Amazon-Standorte vor den Toren. Insgesamt rechnete die Gewerkschaft mit mehr als 2300 Beteiligten. Am Montag waren bereits mehr als 2000 Mitarbeiter an fünf Standorten im Ausstand.
Mit den Ausständen in der heißen Phase vor den Feiertagen will Verdi den Onlinehändler an den Verhandlungstisch zwingen. Die Gewerkschaft verlangt einen Tarifvertrag zu Bedingungen des Einzelhandels. Amazon sieht sich als Logistikunternehmen, das in dieser Branche gehobene Löhne zahlt. Amazon beschäftigt eigenen Angaben zufolge 10.000 Angestellte und vor Weihnachten 10.000 Saisonkräfte zusätzlich.
Amazon bestreitet Betriebsstörungen durch den Ausstand
Die Gewerkschaft berichtete von Störungen im Betrieb durch den Ausstand. Amazon bestritt das. Man habe sich mit dem europaweiten Netzwerk mit 28 Logistikzentren in sieben Ländern auf den Streik vorbereitet, sagte Unternehmenssprecherin Anette Nachbar. „Es ist kein Päckchen liegen geblieben.” Und das gelte auch weiterhin.
Amazon hatte schon im Vorfeld Bestellungen über andere Logistikzentren im Ausland abgewickelt. Außerdem wurde beispielsweise am Standort Werne in Nordrhein-Westfalen laut Betriebsrat Frank Schrand vor dem Streik eine Sonntagsschicht eingelegt.
Mehr als 2000 Mitarbeiter im Streik
Am Montag war der Streik an den Amazon-Standorten im hessischen Bad Hersfeld, in Leipzig (Sachsen), in Graben (Bayern), Rheinberg und Werne (beide NRW) losgegangen. Insgesamt beteiligten sich nach Gewerkschaftsangaben am ersten Tag fast 2300 Beschäftigte, Amazon sprach von rund 2100 Streikenden.
Am Mittwoch will die Gewerkschaft den Druck noch weiter erhöhen. Die Streikenden aus den beiden NRW-Standorten und Bad Hersfeld werden mit Bussen zu einer zentralen Kundgebung nach Koblenz fahren, bestätigte am Mittwochvormittag Jürgen Dehnert von Verdi in Koblenz. Verdi erwartet, dass sich dort rund 700 bis 800 Streikende versammeln. In der Frühschicht beteiligten sich am Mittwoch in Koblenz nach Gewerkschaftsangaben rund 250 Mitarbeiter am Ausstand der bis Donnerstag 1 Uhr befristet ist. Es werden die rheinland-pfälzische Arbeitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler (SPD), der Chef der Linksfraktion im saarländischen Landtag, Oskar Lafontaine, und Verdi-Vorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger erwartet. (dpa)