London. Der Online-Versandhändler Amazon will es nun auch mit britischen Lebensmittelhändlern wie Tesco und Ocado aufnehmen und Hunderte Frisch- beziehungsweise Gefrierkostprodukte zu den bereits bestehenden Angeboten von verpackten Lebensmitteln anbieten, berichtet Reuters. „Der Einstieg des Giganten Amazon in den britischen Lebensmittelhandel wird den kompletten Sektor herausfordern“, sagte Clive Black, Leiter der Marktforschung beim Londoner Unternehmensberater Shore Capital. In einem Zusammenschluss mit Englands viertgrößter Lebensmittelkette Morrisons startet Amazon in den stark umkämpften britischen Online-Lebensmittelmarkt.
Seit 2013 hatte die Supermarktkette Morrisons ihre Online-Lebensmittellogistik an Ocado outgesourced, der nur als Einzelhändler für den Onlineversand von Lebensmitteln auftritt. Laut dem Berater John Ibbotson von Retail Vision könnte Tesco bald herausfinden, wie man sich als David anstatt als Goliath fühlt.
Amazon hatte seinen Lieferdienst für Lebensmittel in Seattle in 2007 gestartet und auf eine Handvoll anderer amerikanischer Städte ausgeweitet. Dabei hatte sich der Online-Versandhändler aufgrund der Komplexität von Gefrierkostlogistik bisher auf abgepackte Ware beschränkt. Die vier großen britische Supermarktketten Tesco, Wal-Marts Asda, Sainsbury's und Morrisons erlitten in den letzten Jahren Verkaufs- und Gewinnverluste durch den Wettbewerb mit den deutschen Discountern Aldi und Lidl. Das British Retail Consortium prognostiziert aufgrund der Verlagerung der Industrie in den Onlinehandel den Verlust von 900.000 Arbeitsplätzen im Einzelhandel bis 2025. Der Wert des britischen Online-Lebensmittelhandels soll sich gemäß des Marktforschers für den Lebensmittelsektor IGD bis 2020 nahezu auf 17,2 Milliarden britische Pfund (22,2 Milliarden Euro) verdoppeln. (rup)