Bern. Sowohl der Straßen- als auch der Schienengüterverkehr durch die Schweizer Alpen sind im ersten Halbjahr 2012 wegen der wirtschaftlichen Probleme in Europa deutlich zurückgegangen. Dies gab das Schweizer Bundesamt für Verkehr am Dienstag in einer Mitteilung bekannt. Bei der Bahn verschärfte die Sperrung der Gotthard-Linie vom 5. Juni bis 2. Juli diese Entwicklung: Ihr Marktanteil sank gegenüber dem Straßentransport von 64,1 Prozent auf 63 Prozent.
Von Anfang Januar bis Ende Juni dieses Jahres gingen die alpenquerenden Gütertransporte auf der Schiene um 8, 2 Prozent zurück. Den Ausschlag dafür gaben vor allem konjunkturelle Gründe. Die Bahn verzeichnete schon im ersten Quartal einen Rückgang. Dieser Trend verschärfte sich im zweiten Quartal, da die Gotthard-Schienenachse nach dem Felssturz bei Gurtnellen einen Monat lang nicht zur Verfügung stand. Ohne Gotthard-Sperre und unter der Annahme, dass sich der Schienengüterverkehr im Juni wie in den Monaten Januar bis Mai 2012 entwickelt hätte, wären die Gütertransporte im ersten Halbjahr 2012 um rund fünf Prozent statt 8,2 Prozent zurückgegangen.
Die Zahl der alpenquerenden Lastwagenfahrten ging im ersten Halbjahr um drei Prozent auf 628.000 LKW zurück. Ohne Sperrung der Gotthard-Bahnstrecke hätte der Rückgang bei fünf Prozent gelegen, das heißt es wären im Monat Juni 102.000 statt 115.000 schwere Güterfahrzeuge registriert worden. Hauptfaktor für den negativen Trend im Straßentransport sind die wirtschaftlichen Schwierigkeiten in Europa, besonders in Italien. Aufgrund der Gotthard-Sperrung wurden rund 13.000 zusätzliche Fahrten auf der Straße gezählt (rund 540 zusätzliche Fahrten pro Tag). Dies entspricht zusätzlichen 170.000 Tonnen Güter auf der Straße.
Insgesamt wurden im ersten Halbjahr 2012 auf Straße und Schiene 19,6 Millionen Tonnen Güter über die schweizerischen Alpenübergänge transportiert. Auf Basis einer Grobschätzung wurden aufgrund der Gotthardsperre insgesamt rund 260.000 Tonnen weniger Güter über die Schweizer Alpen transportiert. Ohne Sperrung hätte der Rückgang 5,3 Prozent statt der effektiv beobachteten 6,5 Prozent betragen. (bw)