Berlin. Die Allianz pro Schiene wehrt sich mit einem weiteren Gutachten gegen die von Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) angedeutete Regelzulassung von Lang-Lkw nach Auslaufen des Feldversuchs Ende 2016. Nach Berechnungen von Herbert Sonntag, Professor für Verkehrslogistik an der TH Wildau, wären mit einem Regelbetrieb 7000 zusätzliche Lkw-Fahrten täglich verbunden. Dies entspreche 7,6 Prozent des Schienengüterverkehrs. Sonntag machte insbesondere auf den indirekten Preiseffekt aufmerksam durch den Güterzüge in den unwirtschaftlichen Bereich gerieten.
Da der Lang-Lkw Transporte finanziell günstigere Transporte anbieten könne als die Schiene, würden manche Züge unter „eine kritische Auslastungsschwelle“ fallen mit der Folge, dass Züge eingestellt und sich Transporte nicht nur auf verbleibende Züge sondern auch auf die Straße verlagerten. „Die Behauptung, dass der Riesen-Lkw ein Beitrag zum Umweltschutz im Güterverkehr sein könne, ist widerlegt“.
Flege: Länder knicken unter Druck der Hersteller ein
Dirk Flege, Geschäftsführer von Allianz pro Schiene, sprach von der Naivität einiger Länder- und Bundespolitiker, die vor dem wachsenden Druck bestimmter Lkw-Hersteller einknickten. Er nannte dabei das grün-rot regierte Baden-Württemberg, das trotz anderslautender Festlegungen im Koalitionsvertrag auf Druck von Daimler drei Strecken für den Lang-Lkw frei gegeben habe. Der Verbandsgeschäftsführer wertete jüngste Äußerungen Dobrindts als Plädoyer für eine Regelzulassung der Lang-Lkw nach Auslaufen der Testphase. Da die Große Koalition im Bundesrat über keine Mehrheit verfügt, hofft Flege offenbar auf ein Veto der Länderkammer „falls es zum Schwur kommt“. Morgen wird Allianz pro Schiene mit einem „Gigaliner“ vor dem Brandenburger Tor in Berlin gegen den Lang-Lkw demonstrieren. Ihre Teilnahme zugesagt haben die Verkehrsausschussvorsitzenden im Europäischen Parlament, Michael Cramer (Grüne) sowie Martin Burkert (SPD) im Bundestag.
Der Verband der Automobilindustrie (VDA) betonte, der Feldversuch habe bisher keine Anhaltspunkte geliefert, dass Lang-Lkw eine Transportverlagerung von der Schiene zur Straßen bewirkten. Vielmehr eigneten sich Lang-Lkw hervorragend für den Einsatz im Kombinierten Verkehr. Das zeigten die Analysen der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt), die den Testbetrieb wissenschaftlich begleitet. An dem Feldversuch nehmen sieben Bundesländern teil, vier andere Länder sind mit ausgewählten Strecken dabei. (jök)
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