Ackerschlepper und zwei Abschiede

Die Agrarflächen und die zu transportierenden Mengen in der Landwirtschaft wachsen weiter. Das lässt die Grenzen zwischen On- und Offroadtransporten stärker verschwimmen. Und nachdem Nahrungsmittel immer nachgefragt werden, beschloss MAN, sich der Landwirtschaft intensiver zu widmen. Wie das aussehen könnte, zeigte MAN auf den Trucknology Days im Sektor "Landwirtschaft". Der präsentierte hochgeländegän gige und stollenbereifte Allrad-Derivate, die nicht mehr als LKW, sondern land wirtschaftliches Fahrzeug zugelassen werden. Die Nachfrage nach entsprechenden Spezialitäten ist laut Segmentmanager Holz- und Landwirtschaft, John-David Schnackenberg, enorm. Auch wenn aktuell auf 100 Lösungen noch 300 Fragen kämen und sich die Anforderungen der potenziellen Nutzer teilweise noch diametral unterscheiden würden. So hat man beispielsweise bei einem TGS 18.480 4x4 BL in Euro 6 noch nicht alle Details geklärt: Fest steht, dass auch der Trailer noch die traktorähnliche Sonderbereifung des LKW erhalten wird, der trotz der extra breiten 455/65 R 22,5er-Besohlung gerade noch im 2,55er-Breitenmaß bleibt, um die Straßenzulassung zu behalten. Die spezielle Bereifung für den Einsatz auf dem Acker zog ein Lenkgetriebe mit erhöhtem Lastprofil nach sich. Außerdem verbaute MAN eine spezielle Load-Sensing-Hydraulikanlage für den Abschiebewagen, dazu eine extra Umfeldbeleuchtung für das nächtliche Arbeiten auf dem Feld und eine extra Kugelkopfkupplung. Außerdem spendierte man dem "Landwirt" im TGS-Dress ein Luftleitblech gegen Staubaufwirbelung. Das besitzt auch der TGS 18.480 4x4 H BLS, dem man einen Güllefass-Sattel anhängte. Auch er verfügt über das gewichtssparende "Traktions- und Bremspaket" Hydrodrive plus Pritarder. Dazu kommt das KSM-Steuermodul für den externen Datenaustausch. 750er-Reifen mit 1,0 bar Fülldruck Über den regeln extremere Umbauer wie Maurer oder Stapel diverse Funktionen für den Einsatz auf dem Acker. Stapels Agrotruck verfügt beispielsweise über 580/65 R 22,5er-Reifen vorn und 750/45 R 26,5er-Pneus hinten, um 1,35 Meter Radhöhe zu generieren, die auf dem Acker nötig sind. Das kombinieren die Münsterländer laut Entwickler Thomas Suntrup mit Niederdruckrädern und einer Reifendruckfüllanlage, die den Reifendruck binnen drei Minuten zwischen 1,0 bar fürs Feld und 4,5 bar für die Straße hin- und herregeln kann. Über KSM begrenzt Stapel dann auch die Geschwindigkeiten je nach Luftdruck. Den nötigen Nebenabtrieb holt Stapel direkt von der Schwungscheibe und macht das Fahrzeug so unabhängig von der Motordrehzahl. Die kann aber bei voller Leistungsabfrage über KSM auf 1600 Touren begrenzt werden, damit die Pumpe nicht "überdreht". Denn anders als beim herkömmlichen Onroad-LKW-Einsatz sind gleichbleibend kräftige Leistungsabnahmen gefordert. Gleichbleibend muss auch die Traktion sein, weshalb Stapel den Permanent-Allrad bevorzugt. Da der Agrotruck 2,85 Meter breit ist, Trailer statt der Sattelplatte über eine Kugelkopfkupplung aufnimmt und auf 60 km/h begrenzt ist, erhalten die Agrotrucks die Schlüsselnummer "89200", womit der TGS zum 60-km/h-Schlepper respektive LOF-Fahrzeug (Land- oder forstwirtschaftliche Fahrzeuge) wird. Gegenüber "echten" Ackerschleppern führt Suntrup die längere Lebensdauer und den geringeren Preis ins Feld: Für den Agrotruck rechnet er rund 20.000 Arbeitsstunden Haltedauer, was er ungefähr mit einer Million Kilometer Laufleistung gleichsetzt. Komplett umgebaut wie bei MAN gezeigt kostet er rund 150.000 Euro. Ein gleich starker Traktor schlägt mit etwa 200.000 Euro zu Buche und tut sich mit 20.000 Arbeitsstunden schwerer. Dafür kann der komplexer aufgerüstet werden und bietet im schlechtesten Fall noch mehr Traktion. Folglich grenzt Suntrup die Nische für den Agrotruck auch sehr konkret ein: Er lohnt sich bei Entfernungen bis maximal 40 Kilometer und für große Flächen, die teils auch nicht direkt angefahren werden können. Etwas anders ist der Agro-Schlepper aufgebaut, den Maurer in Türkheim auf Basis des TGS 18.440 umrüstet: Er verfügt ebenfalls über Permanent-Allrad, wird aber per Hand geschaltet. Dazu kommt ein Zweigang-Verteilergetriebe und eine kupplungsabhängige Zapfwelle, um landwirtschaftliche Geräte zu betreiben. Der Maurer-Umbau läuft vorn und hinten auf 495/70 R24er-Rädern, optional kann Maurer auch auf 750/45 R 26,5 gehen. Neustrukturierung des Programms Während die MAN-Schlepper also eine Renaissance feiern und die Marke wieder auf den Acker zurückbringen, war die Trucknology-Show auch die Abschiedsvorstellung des V8, der hier letztmals als Schwerlastzugmaschine auffuhr. Abschied nimmt MAN teilweise auch vom Sektor der Flugfeldlöschfahrzeuge, die man einst dominierte. Verabschieden können sich die MAN-Kunden langsam auch vom D20: Wie die Landwirtschaft dürfte auch der Hubraum der Versionen unter 440 PS wachsen: Auf die 12,4 Liter des D26.

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