Wegen des schlechten Zustands der Norderelbbrücke der A1 in Hamburg plant die Autobahn GmbH Maßnahmen zur Entlastung des Bauwerks. Eine neue Verkehrsführung soll während einer Vollsperrung am Wochenende 15. und 16. März eingerichtet werden.
Die Fahrspuren für den Schwerlastverkehr sollen direkt auf das Tragwerk gelegt werden. Die äußeren Problembereiche der Brücke, die ursprünglich nur als Standstreifen dienten, müssten entlastet werden, erklärte der Leiter der Niederlassung Nord der Autobahn GmbH, Carsten Butenschön.
Vollsperrung und Umleitung über die innerstädtischen Elbbrücken
Die Vollsperrung der A1 zwischen dem Dreieck Norderelbe und der Anschlussstelle Hamburg-Billstedt beginnt am Freitag (14. März) um 22 Uhr und dauert bis Montag (17. März) 5 Uhr.
Im Sperrbereich liegt das Dreieck Hamburg-Südost, das die A1 mit der A25 aus Geesthacht (Kreis Herzogtum Lauenburg) verknüpft. Während der Sperrung dürfen Kfz-Fahrer von der A25 weiter in Richtung Lübeck auf die A1 auffahren. In Richtung Bremen müssen sie ab Billstedt wie alle anderen Nutzer der A1 der Umleitung über die B5 durch das Stadtgebiet zu den Neuen Elbbrücken folgen.
Überholverbot und Abstandsgebot für Lastwagen
Die nach der Vollsperrung geltende Verkehrsführung bringt auf Dauer Einschränkungen für den Verkehr über die Norderelbbrücke mit sich. Die sechs Fahrstreifen - je drei in Richtung Bremen und Lübeck - bleiben erhalten, werden aber verengt und mehr in die Mitte der Brücke verlegt.
Lastwagen dürfen in Richtung Lübeck nur die rechte Spur nutzen. Im gesamten Bereich soll ein Überholverbot für Lkw gelten. Zudem müssen Lastwagen wie auf der Köhlbrandbrücke ein Mindestabstandsgebot von 50 Metern einhalten. Die Höchstgeschwindigkeit wird auf 60 km/h reduziert.
Keine Einsturzgefahr
Statiker haben die Schonung des Bauwerks empfohlen, um den Erhalt bis zum Jahr 2030 zu ermöglichen. Eine Reparatur sei kaum möglich, weil alter Stahl nicht geschweißt werden könne.
Der Leiter des Geschäftsbereichs Betrieb und Verkehr bei der Autobahn GmbH Nord, Christian Merl, veranschaulichte das mit drastischen Worten: „Du kannst einen toten Patienten nicht lebendig machen, indem du die Elektrode auf das tote Herz legst.“
Nach der letzten Hauptprüfung im Sommer vergangenen Jahres bekam die Norderelbbrücke erneut die Note 3,5, was „ungenügend“ bedeutet. Bei Note 4 muss eine Brücke gesperrt werden.
Umweg für Lastwagen in Richtung Lübeck
Für den Schwerlastverkehr hat die neue Verkehrsregelung noch einen besonderen Haken: Lastwagen, die aus der Innenstadt oder dem Stadtteil Veddel über die A255 kommen, dürfen im Dreieck Norderelbe nicht in Richtung Lübeck/Berlin fahren. Ihre Einfädelung auf die rechte Spur der A1 kurz vor der Brücke würde den Verkehr zum Erliegen bringen, wie Simulationen ergaben.
Darum müssen Lastwagen von der A255 zunächst Richtung Bremen/Hannover bis zur Anschlussstelle Hamburg-Harburg weiterfahren. Dort sollen sie an einem Kreisel wenden, um wieder auf die A1 in Richtung Lübeck zu gelangen. Das bedeutet einen Umweg von etwa acht Kilometern.
Staus in den ersten Tagen mit neuer Verkehrsführung erwartet
Ein weiteres Problem sind die Bauarbeiten auf der A7 (Hannover-Flensburg) unmittelbar nördlich des Elbtunnels. Diese erfordern Ende März eine Vollsperrung dieser ebenfalls sehr stark befahrenen Nord-Süd-Achse, wie Merl erklärte. Die A1 muss dann als Ausweichroute zur Verfügung stehen.
Butenschön rechnet damit, dass es in den ersten Tagen nach Einrichtung der neuen Verkehrsführung im Bereich Norderelbe zu Staus kommt. Allerdings seien dann noch Schulferien in Hamburg mit weniger Pendlerverkehr in der Stadt. Bei sehr regnerischem Wetter müssten die Markierungsarbeiten allerdings verschoben werden. Ausweichtermin wäre der 11. bis 14. April.
Verkehrsaufkommen seit 1983 mehr als verdoppelt
Täglich rollen etwa 136.000 Fahrzeuge über die Autobahnbrücke, rund 21 Prozent davon sind Lastwagen. 1983 nutzten täglich 57.000 Fahrzeuge die damals nur vierspurige Brücke, davon 20 Prozent Lkw.
Das Bauwerk aus dem Jahr 1963 soll durch einen Neubau ersetzt werden. Die Arbeiten sollen 2026 beginnen, allerdings gibt es noch kein Baurecht. Das Planfeststellungsverfahren läuft seit August 2023.