Berlin. Im Güterverkehr der Deutschen Bahn stehen nach Gewerkschaftsangaben bis zu 7000 Arbeitsplätze auf dem Spiel. Das wäre jede vierte Stelle bei der Tochter DB Schenker Rail. Das bundeseigene Unternehmen plane wegen der Wirtschaftskrise auch, Standorte in der Fläche zu schließen, teilte die Gewerkschaft Transnet am Freitag in Berlin mit. Welche das sein könnten, sei der Gewerkschaft noch nicht bekannt. An diesem Montag sollen die Arbeitnehmervertreter über die Pläne informiert werden. Am Mittwoch werde sich auch der Bahn-Aufsichtsrat mit dem Thema befassen. Bei der Deutschen Bahn hieß es, es gebe „keine Streichliste von Tausenden Arbeitsplätzen“. Betriebsbedingte Kündigungen werde „es ohnehin nicht geben, da bis Ende 2010 ein Beschäftigungsbündnis gilt“, teilte der Konzern mit. Über dessen Fortsetzung will die Bahn mit den Gewerkschaften im kommenden Jahr verhandeln, wie beide Seiten am Freitag bestätigten. Bei der Güterbahn arbeiten rund 24.000 Menschen. Die Wirtschaftskrise hat die Sparte besonders schwer getroffen. Der Umsatz sank wegen geringerer Industrietransporte im ersten Halbjahr um 26 Prozent. Die Güterzüge verbuchten vor Zinsen und Steuern 121 Millionen Euro Verlust (Ebit) nach 209 Millionen Euro Gewinn im ersten Halbjahr 2008. Derzeit sind rund 35.000 Waggons nicht im Einsatz. Mehr als 7500 Beschäftigte der Güterbahn sind in Kurzarbeit. Der stellvertretende Transnet-Vorsitzende Wolfgang Zell warnte vor einem Kahlschlag. Die Schließung von weiteren Standorten würde ganze Regionen in Deutschland vom Schienengüterverkehr abkoppeln. Insofern wären „langfristige Verluste von Verkehren auf der Schiene die unumkehrbare Folge“. Profitieren würde davon ausschließlich die Straße. Ein Abbau von bis zu 7000 Stellen helfe möglicherweise kurzfristig dem Ergebnis. „Langfristig fehlen die Mitarbeiter dann wieder“, meinte Zell. Von Mitte 2008 bis Mitte 2009 hat die Deutsche Bahn nach eigenen Angaben weltweit 3200 Stellen abgebaut, davon 1900 in Deutschland. Indes forderte die Verkehrsgewerkschaft GDBA den Vorstand der Deutschen Bahn auf, auf der nächsten Sitzung des Aufsichtsrates ein tragfähiges Konzept für den Güterverkehr vorzulegen. „Wir erwarten konkrete Vorschläge, die auch den Mitarbeitern eine Perspektive bieten“, machte das für den Bereich Güterverkehr zuständige GDBA-Vorstandsmitglied Gerfried Scholtz deutlich. „Arbeitsplatzabbau und ein Kahlschlag wie seinerzeit bei Mora C sind keine wirkliche Lösung“, kritisierte Scholtz. (dpa/ag)
7000 Stellen bei Güterbahn in Gefahr
Nach Angaben der Gewerkschaft Transnet steht bei DB Schenker Rail jede vierte Stelle auf dem Spiel