München. Mitarbeiter einer Münchner Zollagentur sollen über einen Zeitraum von zehn Jahren Zollbeamte bestochen haben. Nach einer Durchsuchungsaktion gegen die beteiligten Zollbeamte und Mitarbeiter der Zollagentur sieht die Münchner Staatsanwaltschaft den Korruptionsverdacht bestätigt. Als Gegenleistung für die illegale Abfertigung von Waren sollen rund 300.000 Euro Schmiergeld an die Beamten geflossen sein. Vier Zollbeamte vom Amt Garching-Hochbrück und fünf Mitarbeiter der Agentur mit Sitz in Garching wurden verhaftet, erklärte der Chef der Staatsanwaltschaft Christian Schmidt-Sommerfeld in einer Presseerklärung. Am vergangenen Dienstag hatten nach Angaben der Staatsanwaltschaft die Fahnder 88 Firmen- und Wohngebäude im Raum München durchsucht. Die Zollbeamten und ihre mutmaßlichen Komplizen waren durch einen anonymen Hinweis vor gut einem Jahr ins Visier der Ermittler geraten. Nach den bisherigen Ermittlungen wurden seit 1998 von Zollbeamten Anmeldungen zur Ausfuhr von Waren entgegengenommen und abgestempelt, ohne dass ihnen – wie vorgeschrieben – die betreffenden Waren zur Prüfung der Zulässigkeit einer Ausfuhr körperlich vorgeführt wurden. In einigen Fällen waren die Zöllner darüber hinaus die angenommenen Ausfuhren gar nicht zuständig. Als Gegenleistung für die rechtswidrigen Abfertigungen zahlte die Zollagentur der Beamten jährlich Geld- oder Sachleistungen. Zollagenturen werden üblicherweise von Speditionen beauftragt, die nötigen Zollabfertigungen zu erledigen. Insgesamt sollen sich rund 50 Speditionen über die Garchinger Zollagentur die „erleichterten“ Zollausfuhrabfertigungen beschafft haben. (sb)
Rund 50 Speditionen unter Korruptionsverdacht

Großrazzia im Großraum München: Zollbeamte sollen für unkorrekte Abfertigung von Waren jahrelang Schmiergeld erhalten haben