Neuss. Mit einer Verspätung von knapp zehn Tagen werden derzeit in Deutschland Rechnungen im B2B-Geschäft bezahlt (9,96 Tage). Das ist das Ergebnis der halbjährlichen Auswertung des Creditreform Debitorenregisters, die Rechnungsbelege von 900.000 Unternehmen aus dem zweiten Halbjahr 2015 berücksichtigt, die eine Überfälligkeit aufwiesen. Aus dem aktuellen Zahlungsindikator der Experten für Bonitätsprüfungen und Forderungsmanagement geht außerdem hervor, dass Gläubiger im Vergleich zum ersten Halbjahr 2015 nicht mehr so lange auf ihr Geld warten müssen (damals noch 13,07 Tage). Je nach Branche, Rechtsform oder Firmensitz des Schuldners können darüber hinaus noch immer erhebliche Unterschiede bestehen.
Fast alle Branchen konnten im Halbjahresvergleich ihre Zahlungsmoral verbessern. Trotz der guten Konjunkturlage zahlen aber einige Unternehmen weiterhin ihre Rechnungseingänge zu spät. Vor allem der Mittelstand wird dabei laut Creditreform offensichtlich als „Bank“ missbraucht. Negativ-Spitzenreiter, wenn es um den Zahlungsverzug geht, ist nach wie vor das Baugewerbe, das seine Rechnungen im Durchschnitt erst 15,83 Tage nach Ablauf der Zahlungsfrist begleicht. Vergleichsweise kurze Überfälligkeiten nehmen sich Unternehmen der Chemieindustrie (7,03 Tage), der Großhandel (7,38 Tage) und die Konsumgüterbranche (7,89 Tage) heraus. Das Verkehrs- und Logistikgewerbe liegt mit knapp 8,81 Tagen mittlerweile unter dem Durchschnitt und hat damit ihren Zahlungsverzug deutlich reduziert (1. Halbjahr 2015: 14,46 Tage)
Das durchschnittliche Zahlungsziel in Deutschland lag im zweiten Halbjahr 2015 bei rund 31 Tagen. Jedoch werden überfällige Rechnungen mit einem Verzug von rund 10 Tagen bezahlt, so dass die Gesamtforderungslaufzeit 41 Tage beträgt. Auch in Bezug auf das vereinbarte Zahlungsziel liegen die untersuchten Wirtschaftsbereiche weit auseinander: Gemessen an der Forderungslaufzeit (eingeräumtes Zahlungsziel plus Zahlungsverzug) brauchen Baubetriebe (45,74 Tage) am längsten, um Rechnungen zu bezahlen, knapp gefolgt von Unternehmen aus der Metall- und Elektrobranche (45,14 Tage). Mit kürzeren Forderungslaufzeiten ist bei Geschäften mit Unternehmen aus der Verkehrs- und Logistikbranche (34,62 Tage) und der Konsumgüterbranche (33,42 Tage) zu rechnen.
Für das kommende Halbjahr gehen die Experten von Creditreform davon aus, dass sich die Zahlungsmoral im B2B-Geschäft verschlechtert. Falls sich die Wirtschaftslage in Deutschland wieder eintrübe – und einiges spreche derzeit dafür, wie beispielsweise das aktuelle ifo-Geschäftsklima zeige – so dürften auch Zahlungsverspätungen wieder vermehrt auffallen, heißt es in dem am Mittwoch veröffentlichten Bericht. Dies wiederum dürfte die kurzfristige Finanzlage der betroffenen Unternehmen belasten. (ag)