Die Tankkarte als Mautexperte

Mauten und Straßennutzungsgebühren werden in Europa in über 30 Ländern und über zehn Währungen erhoben. Wer das Cash erledigen will, macht seinem Fahrer und seiner Buchhaltung wenig Freude. Um Transparenz in die Mautabrechnung zu bringen, ist es für Speditionen und Transportunternehmen ratsam, sich einen Partner zu suchen. Die Anbieter der europaweit gültigen Tankkreditkarten sind dazu eine gute Option. Nicht nur, dass dann die Bezahlung der Maut bargeldlos funktioniert, mit ihnen erhalten Unternehmer zahlreiche zusätzliche Dienstleistungen. Dies beginnt bei den Formalitäten rund um die Registrierung für die länderspezifischen Mauten und endet bei der Integration der Mautdaten in der eigenen Speditionssoftware. Die SVG bietet den Mautservice über ihre vier Partnerkarten mit Esso, EuroShell, Total und DKV an. Das Serviceangebot richtet sich nach dem Kartenumfang und hängt davon ab, welche Möglichkeiten der Mautbetreiber den Tankkartenanbietern lässt. Für die anstehende Maut in Belgien wird die SVG - wie auch andere Tankkartenanbieter mit Mautservice - auf Wunsch die komplette Abwicklung übernehmen: angefangen bei der Anmeldung im System des Mautbetreibers über die Bestellung der Boxen bis hin zur Nachbestellung von Mautboxen und die anschließende Abrechnung über die SVG. Unternehmer können sich aber auch selbst für die belgische Maut anmelden und die SVG-Tankkarten als Zahlungsmittel nutzen. Zu den Mautservices gehören neben der Abrechnung und statistischen Auswertungen auch der Onlinezugriff auf Maut- und Tankkartendaten im SVG-Onlineportal. Darin werden auch Optimierungspotenziale angezeigt. In Russland wird neben der DKV-Card auch die SVG/DKV-Service-Karte als Tankkarte an den Mautterminals akzeptiert, im Frankreich-Verkehr ist die Total-Partnerkarte aufgrund der vielen Akzeptanzstellen oder die Esso-Partnerkarte für Mauteinbuchungen interessant. Ein Vorteil ist, dass die SVG nicht nur eine Karte anbietet, sondern berät, welche Karte oder Kartenkombination für bestimmte Touren die beste ist. Wer hier zum Beispiel verschiedene Partnerkarten nutzt, dem werden seine Transaktionen kartenübergreifend zur Verfügung gestellt. Die Mautbox der SVG wird in Frankreich, Spanien, Portugal, Belgien und Deutschland akzeptiert. In Frankreich, Spanien und Belgien sind über die Mautbox Rabatte möglich. Rabatte sichern Grundsätzlich ist die Abrechnung per Tankkarte als Post-Pay-Variante ratsam - dabei wird die Maut erst nach der Tour bezahlt. Durch die längeren Zahlungsziele steigt die Liquidität bei den Frachtführern. Außerdem muss der Fahrer weder mit einer Kreditkarte noch mit Bargeld ausgestattet werden. Einige Mautbetreiber gewähren zusätzliche Rabatte für die Bezahlung per Mautbox/Onboard-Unit (OBU), für die eine Tankkarte als Zahlungsmittel hinterlegt wird, anstelle der direkten Bezahlung mit Bargeld oder Kreditkarte. So können Unternehmer laut der SVG zum Beispiel beim Liefkenshoek-Tunnel in Belgien mit der OBU 25 Prozent gegenüber manueller Bezahlung und 19,5 Prozent gegenüber der Kreditkartenzahlung sparen. Wären Fahrer in internationalen Verkehren ohne Tankkarte unterwegs, müssten deren Fuhrparkmanager anhand der verschiedenen Rechnungen und Belege prüfen, ob die Transaktionen und die ausgewiesene Steuer stimmen. Aral unterstützt Unternehmen durch ein Onlineportal für Mauten und Straßendienstleistungen. Fuhrparkleiter bekommen darin neben Länderinformationen auch eine digitale Registrierungsfunktion für ausländische Mauten an die Hand. Die Aral-Card deckt beispielsweise alle Autobahnen in Polen ab. Auch die Eurovignette für Dänemark, Luxemburg, die Niederlande, Schweden und Belgien können Aral-Kunden über das Portal zu besseren Konditionen bestellen. Sämtliche Transaktionen über die Aral CardTruck erhalten Kunden integriert in einer Abrechnung. Mehrwertsteuerrückerstattungen werden über einen externen Spezialisten angeboten. Ein System für vier Länder Auch mit der Total Tankkarte können Speditionen in fast allen europäischen Ländern Mautgebühren bezahlen. Dabei ist die Mautabrechnung über die Total-Eurotrafic-Rechnung auch dann möglich, wenn der Kunde für die Mauterfassung eine OBU nutzt. Voraussetzung dafür ist, dass der Unternehmer bei dem jeweiligen Mautbetreiber registriert ist. Besonders interessant für Kunden, die viel in Frankreich und Spanien unterwegs sind, ist das interoperable PAS-Sango-System, das für Frankreich, Spanien, Portugal und Belgien (gebührenpflichtiger Tunnel) zur Verfügung steht. Seit dem 15. November 2015 gilt in Russland die landesweite streckenbezogene Maut "Platon" für Lkw über zwölf Tonnen zulässiges Gesamtgewicht auf den föderalen Fernstraßen. Sie umfasst ein Streckennetz von 50.774 Kilometern. Der Tarif pro Kilometer beträgt 1,53 Rubel, etwa 2 Cent, pro Kilometer. Als nach eigenen Angaben erster westeuropäischer Mobilitätsdienstleister hat DKV Euro Service die Abrechnung der russischen Lkw-Maut kürzlich in sein Portfolio aufgenommen. Nichtrussische Fahrzeuge müssen zur Begleichung der Maut zunächst vor Ort ein streckenbezogenes Ticket erwerben. Die Tickets sind in Kundenzentren, an Selbstbedienungsterminals und über die Mobile-App oder Website des Betreibers erhältlich und können über die DKV Card beglichen werden. Eine vorherige Online-Registrierung beim Mautbetreiber ist nicht erforderlich. Satellitengestützte Onboard-Units für eine berührungslose Mautabrechnung werden derzeit ausschließlich an russische Transporteure ausgegeben, sollen aber zu einem späteren Zeitpunkt auch nicht-russischen Transporteuren zugänglich gemacht werden. Für deren Nutzung wird dann auch eine Online-Registrierung beim Mautbetreiber erforderlich. Neben der russischen Maut können aktuell rund 30 europäische Mauten und Straßenbenutzungsgebühren über die DKV Card, die DKV Box oder die On-Board Units der Mautbetreiber abgerechnet werden. Zuletzt wurde der DKV beispielsweise als Abrechnungspartner für die Mauten in Belgien und Weißrussland zertifiziert. Nach Ländern geordnete Detailinformationen zu den europäischen Mauten stehen auf der Website des DKV bereit. Zudem hilft der Tankkartenanbieter bei den Registrierungsverfahren in den verschiedenen Ländern. Das soll auch sicherstellen, dass gewährte Nachlässe eins zu eins an den Kunden fließen. Unabhängig vom Mautbetreiber und der Technologie zur Mauterfassung unterstützen UTA und die Mercedes-Servicecard ihre Nutzer bei allen Mauten in Europa. Mit dem UTA MultiBox Service bietet das Unternehmen Interoperabilität und Rabatte für viele Länder. Die Box wird bereits in den Mautsystemen in Frankreich, Spanien und Portugal akzeptiert. Auch im Liefkenshoek-Tunnel und Herren-Tunnel (ab Dezember) ist das kluge Kästchen einsatzbereit. Die Erweiterung zur elektronischen Mauterhebung in Belgien ist in Vorbereitung. Die Easy-GO-Box hilft bei Mauten in Norwegen sowie den Brückengebühren in Schweden und Dänemark. Für die Mauterfassung in Deutschland und Österreich gibt es die Toll2GO-OBU. Das Emotach-Gerät rechnet die Schweiz und Österreich ab. Mehr zum Thema finden Sie im Dossier "Tankkarten" www.verkehrsrundschau.de/dossiers Europäisches Mautsystem Eine OBU für ganz Europa - mit nur einem Vertrag Der europäische elektronische Mautdienst (EETS) hat zum Ziel, in allen EU-Ländern langfristig eine Onboard-Unit zu etablieren, die sich mit den vorhandenen nationalen Maut-Systemen verbinden kann. Dieser Mautdienst ergänzt die nationalen elektronischen Mautdienste der Mitgliedstaaten und gewährleistet, dass die in den Mitgliedstaaten bereits vorhandenen und die künftig eingeführten Mautsysteme für EETS-Nutzer gemeinschaftsweit interoperabel mit einem Gerät nutzbar sind. Wann das europäische Abrechnungssystem kommt, ist noch offen. Der Bundestag hat per Gesetz die Weichen dafür gestellt, dass sich Anbieter für EETS registrieren lassen können.Als Gesellschafter der AGES Maut System mit Sitz in Langenfeld arbeitet der DKV seit geraumer Zeit an einer Lösung für eine einheitliche europäische Mautabrechnung (EETS). Der europäische Mautdienst wird DSRC- und GPS-basierte Mautsysteme verbinden. DSRC basiert auf Mikrowellentechnik, GPS arbeitet satellitengestützt. Welche dieser Technologien in den jeweiligen Mitgliedstaaten eingesetzt werden, haben inzwischen einige der EU-Mitgliedstaaten in einem Toll Domain Statement festgelegt.Das würde in Zukunft vor allem die Arbeit der Lkw-Fahrer erleichtern, die bei ihren Fahrten quer durch Europa oft mehrere Mauterfassungsgeräte benötigen, und auch zu weniger Barzahlungen an Mautstationen führen, was den Verkehrsfluss beschleunigt. eg

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