Frankfurt. Die Finanzierungssituation der Unternehmen und Betriebe in Deutschland hat sich bis zum Frühjahr dieses Jahres merklich eingetrübt. Dies geht aus der diesjährigen Unternehmensbefragung hervor, die die KfW jährlich gemeinsam mit Spitzenverbänden sowie Fach- und Regionalverbänden der deutschen Wirtschaft durchführt. Demnach meldete mehr als jedes vierte befragte Unternehmen aktuell Schwierigkeiten beim Zugang zu Krediten – gegenüber dem Frühjahr 2020 hat sich dieser Anteil mehr als verdoppelt.
Gleichzeitig ist die Nachfrage nach Bankkrediten im vergangenen Jahr deutlich gestiegen: 62,2 Prozent der Unternehmen und Betriebe haben Kreditverhandlungen geführt – ein Plus von rund 7,4 Prozentpunkten im Vergleich zum Vorjahr. Gefragt waren vor allem langfristige Kredite, die für den Aufbau von Liquiditätspolstern genutzt wurden. Die lange Zeit positive Entwicklung der Eigenkapitalausstattung der Unternehmen und Betriebe dürfte sich im vergangenen Jahr nicht fortgesetzt haben. So berichteten 39,5 Prozent der befragten Unternehmen von einer Verschlechterung ihrer Eigenkapitalquote. Lediglich 29,7 Prozent der Unternehmen meldeten eine Verbesserung.
Krise wirkt sich auf Finanzierungsinstrumente aus
Die Befragungsergebnisse lassen laut der KfW vermuten, dass sich die aktuelle Krise auf die Finanzierungsinstrumente auswirkt, die für die Unternehmen zukünftig interessant bzw. zugänglich sind. Demnach könnten Unternehmen stärker Finanzierungsformen nutzen, die deren Eigenkapitalquoten schonen bzw. stärken. Dazu zählen insbesondere die Innenfinanzierung, Einlagen von Familie oder Gesellschafter sowie das Leasing. Aber auch Fremdkapitalinstrumente wie kurz- und mittelfristige Bankkredite werden nach Aussagen der befragten Unternehmen an Bedeutung zunehmen.
Trotz der Schwere der Krise haben jedoch rund zwei Drittel der befragten Unternehmen und Betriebe im vergangenen Jahr Investitionen umgesetzt – im Vergleich zum Vorjahr aber in geringerem Umfang. Gleichzeitig meldeten rund 46 Prozent der Unternehmen, dass mindestens eine geplante Investition nicht realisiert werden konnte. Für das aktuelle Jahr planen sieben von zehn befragten Unternehmen Investitionen zu tätigen. Rund 40 Prozent der Unternehmen wollen ihre Investitionsausgaben im Vergleich zum letzten Jahr erhöhen.
Zeichen der Erholung
„Die Corona-Krise hat die Unternehmen in Deutschland viele finanzielle Reserven gekostet“, sagte die Chefvolkswirtin der KfW, Fritzi Köhler-Geib. „Gepaart mit einer hohen konjunkturellen Unsicherheit hat dies das Finanzierungsklima in den vergangenen Monaten merklich belastet. Dennoch mehren sich die Zeichen der Erholung. Insbesondere bei der Investitionstätigkeit zeigen sich die Unternehmen für dieses Jahr vorsichtig optimistisch.“
Die Befragung wurde zum 20. Mal unter Unternehmen verschiedener Größenklassen, Wirtschaftszweige, Rechtsformen und Regionen durchgeführt. An der Erhebung nahmen laut KfW knapp 1600 Unternehmen aus 18 Wirtschaftsverbänden teil. (tb)