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Nutzfahrzeugbranche blickt besorgt auf globale Krisenherde

23.09.2014 12:59 Uhr
Nutzfahrzeugbranche blickt besorgt auf globale Krisenherde
Anders Nielsen, Nutzfahrzeugchef bei MAN, prognostiziert massiv sinkende Verkaufszahlen westlicher LKW-Hersteller in Russland
© Foto: Picture Alliance/Frank Hoermann/Sven Simon

Zum Auftakt der IAA-Nutzfahrzeugmesse hat die Branche wenig zu lachen. Erste Auswirkungen auf deutsche Arbeitsplätze sind bereits zu spüren.

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Hannover. Russlands schwächelnde Wirtschaft und der Konflikt in der Ukraine bringen Europas Lastwagenbauer in Bedrängnis. Dieses Jahr dürften die Verkaufszahlen westlicher LKW-Hersteller in Russland um rund ein Viertel „oder sogar noch mehr” einbrechen, sagte der Nutzfahrzeug-Chef von MAN, Anders Nielsen, am Dienstag in Hannover auf der Branchenmesse IAA. Das gelte für Nutzfahrzeuge jenseits der sechs Tonnen. „Russland ist einer unserer wichtigsten Exportmärkte.”

Die Unsicherheit wegen der Ukrainekrise belaste das Investitionsklima in der gesamten Region. Der Nutzfahrzeugabsatz gilt als ein Indikator für die Zuversichtlichkeit in der stark logistikabhängigen Industrie.

Auch VW-Nutzfahrzeugechef Eckhard Scholz schaut mit bangem Blick in die Ukraine. „Wir hoffen sehr, dass es bald zu einer Einigung der Konfliktparteien kommt”, sagte er auf der IAA. Im bisherigen Jahresverlauf sei die Absatzentwicklung in Osteuropa mit minus 0,3 Prozent aber „trotz der Ukraine-Krise noch erstaunlich stabil”.

Sorgen über Märkte im südlichen Europa

Dafür machen die Märkte im südlichen Europa weiter Sorgen. Scholz warnte vor dem Risiko einer neuen Rezession. „Vor allem in Frankreich und in Italien besteht weiterhin die Gefahr”, sagte er. Es sei daher richtig, dass der VW-Konzern jüngst ein Spar- und Effizienzprogramm gestartet habe. Europa ist für VW-Nutzfahrzeuge bei Absatz und Gewinn international der mit Abstand wichtigste Markt. Weltweit gesehen sei er mit dem bisherigen Geschäftsjahr aber zufrieden, betonte Scholz.

Die VW-Nutzfahrzeuge stehen für das Segment leichter Wagen, in dem neben Geschäftskunden wie etwa Handwerksbetrieben auch der private Konsum den Absatz bestimmt, beispielsweise bei den Familienbussen.

Doch jenseits dieser leichten Nutzfahrzeuge, bei den mittleren und schweren Lastern, macht das Wort Krise längst die Runde. MAN etwa schickt ab nächstem Monat je 2000 Mitarbeiter an den Standorten Salzgitter (Niedersachsen) und Steyr (Österreich) in Kurzarbeit. Denn auch auf dem Heimatkontinent entwickelt sich das Geschäft mit Lastwagen bislang deutlich schlechter als zu Jahresbeginn erhofft.

Daimler korrigiert Prognosen

Der weltgrößte Nutzfahrzeug-Hersteller Daimler hatte schon zur Halbjahresbilanz Ende Juli seine Prognosen für den Heimatkontinent gekappt und rechnet dort mit einem Rückgang der Verkaufszahlen um mindestens fünf Prozent. „Wobei die Betonung auf mindestens liegt”, wie Spartenchef Wolfgang Bernhard der „Stuttgarter Zeitung” sagte.

Insgesamt verkaufte Daimler weltweit rund 516 000 Lkw, Busse und Transporter - ein Plus von gut fünf Prozent im Jahresvergleich. Besonders erfolgreich entwickelte sich das Van-Geschäft. Bernhard: „Trotz schwieriger wirtschaftlicher Rahmenbedingungen sind wir nach acht Monaten im Plan.” Er erwarte für 2014 etwas höhere Absatzzahlen und ein deutlich höheres Ergebnis vor Zinsen und Steuern. Ein Grund für diesen positiven Ausblick seien die guten Geschäfte in Nordamerika und ein starkes Plus in Japan.

Während die Stuttgarter die Flaute mit dem guten US-Geschäft ausgleichen können und weiterhin Gewinnzuwächse ansteuern, muss die Iveco-Mutter CNH Industrial auch in Nordamerika Federn lassen. Dort schlägt ein schwaches Geschäft mit Agrarmaschinen auf die Bilanz. Umsatz und Ergebnis könnten dieses Jahr deswegen im zweistelligen Prozentbereich schrumpfen, sagte der für das operative Geschäft verantwortliche Vorstand Andreas Klauser dem „Handelsblatt”.

Und die Aussichten blieben trübe: „Das Jahr 2015 wird schwierig werden. Europa hat eine gewisse Instabilität, und es gibt weltweit so viele Krisen wie selten zuvor”, sagte Klauser. Er halte es daher für wahrscheinlich, dass die Kunden sich mit Investitionen zurückhielten. (dpa)

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