Brüssel. Neuer Streit ist entbrannt um das Ziel der EU, bis 2020 den CO2 Ausstoß von leichten Nutzfahrzeugen mit einem zulässigen Gesamtgewicht bis 3,5 Tonnen auf 147 Gramm pro Kilometer zu senken. Mehrere Europäische Verbände empfinden den Wert als zu wenig ehrgeizig. In einem offenen Brief fordern sie das EU-Parlament dazu auf, den Wert auf 118 Gramm pro Kilometer zu senken. Das würde einem durchschnittlichen Verbrauch von 4,5 Liter entsprechen. Unternehmen könnten dadurch beim Kraftstoff rund 825 Euro gegenüber heute sparen. Bei 147 Gramm CO2 werde der Verbrauch lediglich auf 5,6 Liter gesenkt.
Die Verbände – die Europäische Kleinunternehmer-Allianz ESBA, der Europäische Dachverband des Einzel-, Groß- und Außenhandels Eurocommerce, das niederländische Unternehmen für Fuhrpark-Leasing Athlon Car Leasing und der europäische Umweltverband Transport & Environment – stützen ihre Forderung auf eine Studie, die im Auftrag der EU-Kommission vergangenes Jahr erstellt wurde. Sie sollte zeigen, ob das 147 Gramm CO2-Ziel der EU für 2020 erreichbar sei.
Studie untermauert kritische Haltung
Dies bejaht die Studie eindeutig. Für die Hersteller sei das 147 Gramm-Ziel als Flottendurchschnitt bei leichten Nutzfahrzeugen mit weniger Aufwand und Kosten zu schaffen, als die durchschnittlich 95 Gramm CO2 bei der PKW-Flotte. Außerdem würden die Anschaffungs-Mehrkosten pro Fahrzeug mit dem 147 Gramm Ziel nur bei rund 500 Euro liegen. Bislang war die Kommission aufgrund von Informationen der Hersteller von einer Preissteigerung von 2000 bis 3000 Euro ausgegangen.
Den offenen Brief haben die Verbände an den Holger Krahmer (FDP) geschickt. Er ist Berichterstatter zu dem Thema im federführenden Umweltausschuss des Europaparlaments. In seiner Antwort lehnt Krahmer die Forderung nach einer Absenkung der 147 Gramm-Werts ab. Es sei Ziel der Überprüfung dieses Werts, seine Machbarkeit festzustellen. Nicht, neue Ziele zu setzen. Hersteller bräuchten Planungssicherheit.
Zudem sei er verwundert, dass auch Eurocommerce strengere Werte fordere, was zu einer Verteuerung der Fahrzeuge führen würde. Als Inhaber eines Einzelunternehmens wisse er selbst, wie wichtig Anschaffungs- und Betriebskosten von Fahrzeugen seien. Allein aus diesen Kosten „kann man aber nicht ableiten, welches Ambitionslevel einer vorgesehenen CO2-Regulierung für Nutzfahrzeughersteller angemessen ist“, schreibt Krahmer in seiner Antwort.
Der Umweltausschuss soll im Mai, das Parlaments-Plenum im Sommer über den Grenzwert abstimmen. Auf ihn hatten sich die EU-Gesetzgeber Ende 2010 geeinigt. In dem Beschluss damals war eine Überprüfung vorgesehen. Diese findet zurzeit statt. (kw)