Der Europaangeordnete Markus Ferber (CSU) hat den strategischen Dialog zur Zukunft der europäischen Automobilindustrie, der am Donnerstag, 30. Januar, mit einem Auftakttreffen in Brüssel beginnt, grundsätzlich begrüßt. Der nun beginnende Strategiedialog sei „ein wichtiger und notwendiger Schritt zu Beginn der neuen Legislaturperiode“, gleichzeitig stehe aber fest, dass „die Europäische Kommission nun dringend zum Handeln gefordert ist“, so der verkehrspolitische Sprecher der CSU-Europagruppe.
Ferber kritisierte gleichzeitig die Zusammensetzung des Gremiums und forderte eine enge Abstimmung mit dem Europäischen Parlament. „Dass auch Gegner der individuellen Mobilität wie die Lobbyorganisation Transport + Environment mit am Tisch sitzen, während Mittelständler und Automobilzulieferer außen vor bleiben müssen, zeigt, dass der Ernst der Lage weiterhin nicht überall verstanden wurde“, so Ferber. „Gerade in der Automobilzulieferbranche drohen riesige Jobverluste in den kommenden Jahren. Die Wertschöpfungskette der Automobilindustrie geht weit über die bekannten Hersteller hinaus. Auch hier wäre ein Dialog auf Augenhöhe wünschenswert.“
Probleme der Automobilbranche sind bekannt
Ferber ging auch auf die grundlegenden Herausforderungen der Automobilbranche in der EU ein. „Die Probleme der europäischen Autoindustrie liegen auf dem Tisch. Das politisch beschlossene Verbrenneraus und die in den vergangenen Jahren durch die Kommission verfolgte Strategie der hundertprozentigen Elektrifizierung der Automobilindustrie laufen in der Praxis nicht in dem Tempo, welches zur Erreichung der sehr ambitionierten europäischen Flottengrenzwerte notwendig wäre“, sagte Ferber. Die europäische Autoindustrie stehe hier, neben dem schwierigen Wettbewerb mit Konkurrenten aus dem außereuropäischen Ausland, auch vor enormen regulatorischen Herausforderungen. Strafzahlungen drohen bereits zum Ende des laufenden Jahres. Es könne „nicht sein, dass wir unseren heimischen Autobauern in dieser kapitalintensiven Transformationsphase liquide Mittel entziehen bzw. dass diese ihre direkten Wettbewerber finanziell unterstützen müssen, um europäische Grenzwerte einzuhalten“, kritisierte Ferber.
EU-Kommission soll Strategie vorlegen
Die Europäische Kommission sei vor dem Hintergrund der schleppenden Zulassung von Elektrofahrzeugen gefordert, eine überzeugende Strategie vorzulegen, „wie endlich das Henne-Ei-Problem bei der Umstellung auf E-Mobilität zu lösen ist“, so Ferber, der weiter ausführte: „Sieben von zehn Ladesäulen stehen in nur drei der 27 EU-Staaten, nämlich in Deutschland, Frankreich und den Niederlanden. Ohne einen massiven und flächendeckenden Ausbau der Ladeinfrastruktur auf den Hauptachsen, aber auch den Nebenstraßen in den Regionen wird der Absatz von E-Autos in den kommenden Jahren nicht wie gefordert anziehen.“
Das Erreichen der Flottengrenzwerte der EU für die nächsten Jahre nannte Ferber „nicht mehr realistisch“. Der strategische Dialog biete der EU-Kommission nun „die Möglichkeit der Einsicht“.