Hamburg/Nürnberg. Vom 27. bis 29. September 2016 findet in Nürnberg mit der FachPack die europäische Fachmesse für Verpackung, Technik, Veredelung und Logistik statt. Prof. Dr.-Ing. Bernd Sadlowsky, Geschäftsführer und Leiter des BFSV Verpackungsinstituts in Hamburg, spricht anlässlich des Branchentreffs im Interview über Trends im Verpackungsbereich.
Herr Sadlowsky, worin sehen Sie die aktuellen Trends im Segment der Transport- und Verpackungstechnik?
Die grundsätzlichen Marktveränderungen, demografischer Wandel und E-Commerce, aber auch die technologischen Entwicklungen etwa im Bereich Sensorik stellen die Versender vor neue Herausforderungen. Zugleich bieten sie neue Lösungen. Generell lässt sich sagen, dass die Verpackungen immer intelligenter und immer umweltgerechter werden.
Konkret heißt das?
Im wachsenden Segment des Lebensmittel-Online-Handels beispielsweise müssen die Verpackungen eine durchgängige Kühlkette sichern. Aktive Kühlboxen mit Datenlogger werden für Umschlag und Transport dieses Segments immer wichtiger. Überdies werden Online-Händler verstärkt den Nachhaltigkeitsaspekt fokussieren.
Wie wirkt sich der aus?
Einerseits kommen verstärkt biologisch abbaubare und ressourcenschonende Materialien zum Einsatz. In diesem Zusammenhang wird etwa Aluminium sukzessive als Packstoff für Primärverpackungen verschwinden. Andererseits gilt es, Verpackungsmüll zu reduzieren. Das wird die Nutzung und eine Weiterentwicklung von intelligenten Mehrwegsystemen fördern.
Und bei den Transportverpackungen?
Dort sehe ich bei Einwegverpackungen mittelfristig eine Entwicklung zu mehr Wellpappe statt Holz. Inzwischen sind Schachteln aus Schwerwellpappe im Markt verfügbar, die den Leistungsmerkmalen von Holzkisten kaum nachstehen und im Handling deutliche Vorteile aufweisen. Vor dem Hintergrund einer ganzheitlichen Systembetrachtung in der Supply Chain wird parallel dazu die Modularität steigen. Gerade Versand- und Transportverpackungen werden künftig verstärkt auf ein Teilbares oder Vielfaches des Modulmaßes 400 beziehungsweise 600 Millimeter ausgelegt sein. Das wird die bislang nicht immer optimierte Auslastung von Ladungsträgern und Transportkapazitäten steigern.
Welche Rolle spielt dabei die Automation?
Da werden besonders kleine und mittlere Unternehmen bei IT und Hardware nach- und aufrüsten – etwa durch Software mit Case Calculation, die beispielsweise die Auswahl der richtigen Schachtelgröße unterstützt. Oder in Verpackungsmaschinen – von Kartonaufrichtern bis hin zu Geräten, die Versandkartonagen für jedes Produkt nahezu individuell zuschneiden. Für industrielle Anwendungen prognostiziere ich bei der Transport- und Ladungssicherung eine Verlagerung vom kostengünstigen Stretchen zum Schrumpfen. Dünne Folien, geringe Investitionen, signifikante Steigerung der Formstabilität – das wird sich am Markt durchsetzen. (rb)