Montabaur/London. Seit Januar zählt Großbritannien im Handel mit der EU als Drittland. Wegen der hier vorgeschrieben ISPM 15-Norm für Holzpaletten warnt die Holz- und Palettenbranche nun vor Verzögerungen im Warentransport mit Großbritannien. Der Standard fordert die Behandlung von Vollholz zum Schutz vor Schädlingen. Viele Unternehmen hätten noch nicht auf die Norm umgerüstet, teilt der Bundesverband Holzpackmittel, Paletten, Exportverpackung (HPE) mit.
„Schätzungsweise nicht einmal die Hälfte aller Paletten, die zwischen England und Europa unterwegs sind, entspricht den ISPM-Vorgaben“, so HPE-Geschäftsführer Marcus Kirschner. HPE-Vorstandsmitglied Joachim Hasdenteufel betonte gegenüber der „Deutschen Presse-Agentur“: „Das kann für längere Zeit zu einem massiven Hindernis werden.“ Derzeit drückten Zöllner auf beiden Seiten des Ärmelkanals noch ein Auge zu. Doch wenn angefangen werde, die Paletten genauer zu untersuchen, "bleibt jeder dritte Lastwagen stehen", sagte Hasdenteufel.
Für Holzpaletten gilt der ISPM 15-Standard
Dass Holzpaletten nun an allen Grenzen zum und im Vereinigten Königreich auf den ISPM 15-Standard hin kontrolliert würden, darauf hatte Ende des vergangenen Jahres auch schon die European Pallet Organsiation (EPAL) hingewiesen. EPAL-Holzpaletten sind demnach gemäß ISPM 15-Standard behandelt und uneingeschränkt für den Warenverkehr außerhalb der EU verwendbar.
Bei Exporten ins und Importen aus dem Nicht-EU-Ausland – mit Ausnahme der Schweiz – müssen Holzpaletten nach dem ISPM 15-Standard behandelt sein. Damit soll sichergestellt werden, dass Holzschädlinge nicht in andere Ökosysteme verbreitet werden. Dazu wird der Holzkern für mindestens eine halbe Stunde auf 56 Grad Celsius erhitzt. Innerhalb der EU gilt die Vorschrift nicht. Großbritannien hatte den EU-Binnenmarkt und die Zollunion zum Jahreswechsel verlassen.
Das Problem sei schon seit langem bekannt, betonte Hasdenteufel vom HPE. Vor allem exportorientierte Unternehmen nutzten häufig bereits ausschließlich Paletten mit ISPM 15-Standard. Dennoch gebe es viele Unternehmen, die nun erst realisierten, dass sie sich umstellen müssen. „Die Überraschung überrascht“, sagte der Geschäftsführer des Holzverpackungsherstellers Hapack in Montaubaur.
Die Folge könnten leere Regale sein
Holzpaletten sind ein integraler Bestandteil des Handels. Auf ihnen werden zahlreiche Waren transportiert, Lebensmittel ebenso wie Autoteile. Paletten seien wie Toilettenpapier, sagte Hasdenteufel. „Solange sie vorhanden sind, ist es ein C-Artikel. Wenn es aber hier klemmt, wird es schlagartig ein A-Artikel.“ Der Branchenvertreter betonte aber, es seien ausreichend Paletten vorhanden. Es gehe in aller Regel nur darum, diese nachzubehandeln. Das könne höchstens zu leichtem Zeitverzug, aber nicht zu Engpässen führen.
Künftig werde vermutlich nur noch der ISPM 15-Standard eingesetzt, sagte Hasdenteufel. „Die Kunden machen da keine Unterscheidung mehr.“ (dpa/ag/mh)