Düsseldorf. Ausbildungsbetriebe befürchten, dass sich der Abschluss neuer Ausbildungsverträge für Schulabgänger in diesem Jahr deutlich verzögern wird. „Viele Betriebe können keine Verträge abschließen, weil sie gar nicht an Auszubildende rankommen“, sagt zum Beispiel Andreas Oehme vom Westdeutschen Handwerkskammertag. Es fehle der persönliche Kontakt, der normalerweise durch Praktika, Schulveranstaltungen oder Jobmessen mit Betrieben und potenziellen Bewerbern entstehe - eine Lücke, die Unternehmen und Messebetreiber versuchen, digital zu schließen.
Rewe sucht per Webcam neue Logistiktalente
Die Deutsche Bahn, Rewe, GLS und etliche andere gehören zu jenen rund 100 Ausstellern, die sich am Mittwoch mit einem virtuellen Messestand auf der Azubi-Messe des Branchenmagazins „Jobwoche“ präsentieren. Rewe sucht unter anderem nach jungen Menschen, die Fachlagerist, Fachkraft für Lagerlogistik, Berufskraftfahrer oder Speditionskaufleute werden wollen. Interessierte Schüler und Jobsuchende können vom Handy oder heimischen Laptop aus in digitale Räume laufen und sich beraten lassen - einzige Voraussetzung sind Webcam und Mikrofon.Bei einigen Live-Messeständen füllen sich Wartelisten, andere sind sofort verfügbar. Rund um die Einzelberatungen sind im Rahmenprogramm Talkgäste eingeladen, es gibt einen Techniksupport oder Quizfragen.
Rewe-Recruiterin Kim Wittmann hat die ersten Beratungen schon hinter sich. „Für Corona-Zeiten ist das schon eine gute Lösung“, erzählt sie im Video-Call. Zwar fehle es teilweise an der persönlichen Vernetzung, dafür seien die Kosten für Aussteller im Vergleich zu einer normalen Messe deutlich geringer. Wird das Format auch nach Corona Bestand haben? Die Recruiterin kann sich das durchaus vorstellen.
Weniger Ausbildungsstellen, weniger Bewerber
Wie stark Corona das Ausbildungsjahr 2020 tatsächlich belasten wird, lässt sich erst in einigen Monaten sagen. Ende April zählte die Bundesagentur für Arbeit zum Beispiel in NRW mit 92.968 Ausbildungsstellen etwas weniger Lehrstellen als im Vorjahr. Auch die Zahl der potenziellen Bewerber lag mit 93.360 aber unter dem Wert von April 2019. (dpa/ks)