Neue EU-Vorgaben für Schnellladesäulen im Fernverkehr für E-Lastwagen erfordern dringend mehr Hochleistungs-Ladepunkte in Deutschland. Das Karlsruher Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI) hat ein Forschungsprojekt geleitet und kommt zu dem Schluss, dass bis 2030 mindestens 1000 öffentliche Hochleistungs-Ladepunkte benötigt werden. Bei einer schnelleren Marktdurchdringung von E-Lkw im Fernverkehr und längeren Standzeiten könnten es sogar 2000 Ladepunkte sein. Die neuen Regeln sehen vor, dass entlang der wichtigsten deutschen Autobahnen etwa alle 60 bis 100 Kilometer eine entsprechende Ladeinfrastruktur für E-Lkws vorhanden sein muss.
Im Basisszenario geht das Institut davon aus, dass 2030 etwa 15 Prozent aller schweren Lkw elektrisch fahren. Zudem sollen höchstens die Hälfte der Ladevorgänge an öffentlichen Ladepunkten stattfinden, und die Akkus sollen nach viereinhalb Stunden Fahrt während der gesetzlichen Lenkpause von 45 Minuten nachgeladen werden. In Zusammenarbeit mit Industrie und Wissenschaft hat das Fraunhofer-Institut entlang der A2 zwischen Berlin und dem Ruhrgebiet acht Hochleistungsladepunkte für Lkw realisiert und im Betrieb getestet.
Die Simulation der Fahrten einer E-Lkw-Flotte mit Fahrprofilen von 2400 Diesel-Fahrzeugen ergab, dass für die Mehrheit der Ladevorgänge eine Langsam-Ladeinfrastruktur auf privatem Gelände ausreicht. Allerdings sind im Fernverkehr öffentliche Ladestationen mit über 350 Kilowatt für das sogenannte Megawatt-Laden notwendig. Angesichts der begrenzten Flächen entlang der Autobahn empfehlen die Forschenden, auch Flächen neben der Autobahn zu nutzen. Für genauere Aussagen zur benötigten Ladeinfrastruktur sind Erhebungen zum Fahrverhalten von Lkws sowie eine Vereinheitlichung von Daten zum Stromnetz und zur verfügbaren Anschlussleistung erforderlich.