Das Fraunhofer IAO hat gemeinsam mit der Hochschule Heilbronn anhand dreier Regionen in Baden-Württemberg untersucht, wie Wasserstoff (H2) als alternativer Energieträger in der Logistik im ländlichen Raum eingesetzt werden kann. Die Studie „H2ALL“ des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO und der Hochschule Heilbronn betrachtet die Potenziale der drei Regionen Hohenlohekreis, Main-Tauber-Kreis und Bodenseekreis. Insgesamt wurden 24 Interviews mit Unternehmen aus den Bereichen Energiewirtschaft, Transport, Industrie und Intermediären geführt, ergänzt durch einen Expertenworkshop.
Klimaneutral erzeugter Wasserstoff sei „ein Schlüssel zur Erreichung der nationalen Klimaschutzziele“, so das Fraunhofer IAO, das darauf verweist, dass Wasserstoff in der Logistik vielfältige Einsatzmöglichkeiten biete, als Beispiel werden Schwerlastverkehr oder Flurförderzeuge genannt. Dabei habe der ländliche Raum „im Vergleich zu Ballungsräumen nicht nur einen erhöhten Bedarf an leistungsstarken Antriebstechnologien“, sondern verfüge auch über Flächen zur Erzeugung und Speicherung von Wasserstoff. Damit habe er „das Potenzial, den Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft voranzutreiben“.
Wechsel zu nachhaltigen Antrieben als wichtiger Schritt
In allen drei untersuchten Regionen werde der Einsatz von Wasserstoff als relevant angesehen, so die Studienautoren. Eine lokale Erzeugung sowie ein Aufbau von Wertschöpfungsketten könnten dabei eine „relevante Ergänzung“ zum Import von Wasserstoff sein. Im Main-Tauber-Kreis wird der Aufbau einer umfassenden lokalen Erzeugung durch die „H-Allianz Main-Tauber“, einem Zusammenschluss aus lokalen Akteuren, geplant. In den 2030er Jahren werde erwartet, dass „eine Wasserstoffwirtschaft mit dem Ausbau von leitungsgebundenen Transport- und Verteilnetzen im ländlichen Raum in weiten Zügen aufgebaut ist“. Damit würden logistische Anwendungen flächendeckend ermöglicht.
Trotz dieser erfolgversprechenden Perspektiven stünden dem Aufbau „noch einige Hürden entgegen“. Viele Logistiker fühlten sich derzeit unsicher, welche Technologie die richtige und zukunftsfähigste für ihren Anwendungsfall ist, so die Studie. Zudem seien verschiedene Ansätze zur Versorgung denkbar, wie etwa die Verteilung über einen zentralen oder mehrere dezentrale Knotenunkte oder ein direkter Import zu den Verbrauchern. Der Transport von Wasserstoff müsse in der Regel noch mit Lkw erfolgen, da alternative Infrastrukturen im ländlichen Raum nur eingeschränkt verfügbar sind.
Bei der Wahl des geeigneten Transportwegs müssen darüber hinaus die Investitionsstärke der Akteure, Transportvolumina, der zeitliche Umsetzungshorizont, die Verfügbarkeit von Verkehrsinfrastruktur, Zukunftsaussichten und eine Umweltverträglichkeit basierend auf CO2-Emissionen berücksichtigt werden, so ein Ergebnis der Studie.
„Gerade für Logistiker ist der Wechsel zu nachhaltigen Antrieben ein wichtiger Schritt, der große Herausforderungen birgt“, sagte Jens Hujer von der Hochschule Heilbronn und Projektleiter des Vorhabens. Die Ergebnisse der Studie würden daher „eine praxistaugliche Leitlinie zur Entwicklung einer nachhaltigen Wasserstoffversorgung im ländlichen Raum“ bieten.
Den Abschlussbericht des Projekts „H2ALL“ können Sie kostenlos hier herunterladen.