E-Lkw beliefern dm: Rechnet sich das Geschäft?

Drei E-Lkw vom Typ eActros 300 werden künftig in Bonn unterwegs sein. Die Lkw hat der Logistikdienstleister DSV gekauft, um seinem Kunden DM eine vollkommen grüne Anlieferung seiner Märkte in der ehemaligen Bundeshauptstadt zu gewährleisten. Die Fahrzeuge sind bereits seit acht Wochen im Einsatz, wurden aber jetzt offiziell und feierlich in Betrieb genommen. „Es ist ein kleiner, erster Schritt in die richtige Richtung“, sagt Christian Bodi. Der DM-Geschäftsführer, verantwortlich für das Ressort Logistik, sieht in dem Pilotprojekt eine wichtige Signalwirkung. Es sei wichtig nicht nur zu reden, sondern auch etwas zu tun. Das habe man unter Beweis getellt, so Bodi.Anlieferung der DM-Märkte ändert sich kaum Am logistischen Alltag, den DM und DSV in Bonn verbindet, ändert sich dem Vernehmen nach nur wenig: Die drei Lkw werden beladen und fahren dann ihre Tour zu den 15 DM-Märkten in Bonn. Geladen wird ausschließlich am Verteilerzentrum Weilerswist, meist in der Nacht. Die notwendige Infrastruktur hat Siemens zur Verfügung gestellt. „Die Lkw können mit ihrer Reichweite von bis zu 300 Kilometern auch gut zwei Touren am Tag ohne Ladevorgang absolvieren“, so Bodi. Wichtige Erkenntnisse erhofft sich auch Rolf Wetzel, der als Senior Director RDS bei DSV unter anderem für die Logistikprozesse bei DM verantwortlich ist: „Wir hatten bereits vor acht Jahren erstmals einen E-Lkw für DM im Einsatz“, erläutert er. Damals handelte es sich um einen Diesel, der von einem niederländischen Unternehmen auf Elektroantrieb umgebaut worden war. „Das hat an sich gut funktioniert, die Fahrer waren begeistert“, führt Wetzel aus. Einziges Problem sei der Service gewesen, denn die Lastwagen mussten dafür immer in die Niederlande, da es kein bestehendes Netzwerk gegeben habe. Heute könnten Daimler-Werkstätten die turnusmäßigen Arbeiten übernehmen.Transport mit E-Lkw teurer? Unklar ist indes noch, ob das Projekt in Bonn für DSV zum Draufzahlgeschäft wird. Fakt ist: Trotz Förderung sind die Lkw in der Anschaffung deutlich teurer als vergleichbare Dieselfahrzeuge. Sparpotenzial gibt es bei der Maut, über die TCO entscheiden aber vor allem der Strompreis und die Einsatzintervalle der Lkw. „Das Thema wird in der Partnerschaft dm-DSV gemeinschaftlich gelöst“, sagt Wetzel. Ein ungeschriebenes Geheimnis ist aber, dass E-Lkw zunächst teurer in der Anschaffung sind und erst nach einigen Jahren ihren Break-Even-Point erreichen. Dieser Punkt sei aber nicht entscheidend für den Ausgang des Projektes: „Wir müssen jetzt etwas tun und dürfen nicht nur zusehen. Wir setzen mit den Lkw ein Zeichen, wie Transporte in Zukunft aussehen können. Gleichzeitig sammeln wir wertvolle Erfahrungen, die in die künftige Gestaltung unserer Flotte mit einfließen können“, so Wetzel. Indes zeichnet sich auch ab, dass es emissionsfreien Transport auch langfristig nicht zu den gleichen Konditionen geben wird, wie es heute der Fall ist. Daran glaubt zumindest Christian Bodi: „Man darf nicht Änderungen zum Nulltarif erwarten. Der Wechsel auf alternative Antriebe wird Geld kosten, vielleicht sogar langfristig teurer sein und diese Kosten müssten dann wohl oder übel über die Verkaufserlöse der transportierten Produkte mit bezahlt werden.“ Trotzdem sei dieser Weg unumgänglich, wenn man es mit der Bekämpfung des Klimawandels ernst meine.Wasserstoff oder Elektro? Wie die Flotte von DSV in Zukunft aussieht, ist noch ungewiss: „Ich könnte mir vorstellen, dass wir auf der Langestrecke mit Wasserstoff, im Nahverkehr aber mit Elektro-Lkw unterwegs sein werden, meint Peter Fog-Petersen, der bei DSV die Sparte Landtransport leitet. „Auf der Langstrecke werden E-Lkw wahrscheinlich keine große Rolle spielen, da wir nicht genug Strom haben“. Generell glaubt Fog-Petersen, wie viele andere Experten der Branche auch, dass es am Ende einen Energiemix für unterschiedliche Transportarten geben wird. Auch der Dieselersatz HVO, der bald in Deutschland zugelassen werden soll, sei ein interessanter Aspekt, dem man sich nähern möchte. DM und DSV wollen künftig schrittweise weitere Städte mit emissionsfreien Lkw ausstatten. Ob es sich dann um Elektrofahrzeuge oder wie im Fall von Nürnberg um Brennstoffzellen-Lastwagen handelt, ist noch nicht abschließend geklärt. Zunächst will man die Pilotprojekte einige Zeit laufen lassen und dann entscheiden. In welcher Stadt DM und DSV als nächstes aktiv werden wollen, sei noch nicht entschieden, so die Projektverantwortlichen. Fakt ist – und so sagt es auch Christian Bodi: „Wir müssen Gas geben, um unsere Klimaziele zu erreichen“. Es sieht also danach aus, als ob es in recht naher Zukunft einen größeren Aufschlag der langjährigen Partner geben könnte. Dann müssen aber auch die Hersteller mitspielen. Von Bestellung bis Inbetriebnahme mussten DM und DSV ganze 18 Monate auf die drei eActros 300 warten. Und auch der Aufbau von Lkw-tauglicher Ladeinfrastruktur in Deutschland beginnt erst. Es bleibt viel Arbeit an vielen Fronten.

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