Hamburg. Wildunfälle passieren im Bruchteil einer Sekunde: Der Zusammenprall - zum Beispiel mit einem Rothirsch mit über 200 Kilo-Lebendgewicht - kann für die Insassen und das Tier tödlich ausgehen. Gerade wenn die Uhren wieder auf die Winterzeit zurückgestellt werden, steigt das Risiko für Wildunfälle. Abends wird es früher dunkel. „Genau dann sind Wildtiere besonders aktiv”, sagt Andreas Kinser von der Deutschen Wildtier Stiftung.
Besondere Vorsicht gilt auf Straßen, die durch Wälder führen oder entlang von Waldrändern. Die Statistik belegt: Jährlich verenden in Deutschland etwa 230.000 Wildtiere im Straßenverkehr, davon über 190.000 Rehe. Dabei wurden rund 3000 Menschen verletzt und 27 Menschen getötet. Die Versicherungen beziffern den Sachschaden auf eine halbe Milliarde Euro. In der Statistik taucht jedoch nur das so genannte Schalenwild, also Rehe, Rot- und Damwild und Schwarzwild auf. Hasen, Füchse, Dachse oder gar Haustiere sind nicht erfasst. Die Gefahr, mit einem Wildtier zu kollidieren, nimmt im Herbst deutlich zu „Wildtiere haben eine biologische Uhr im Kopf”, erklärt Kinser. „Sie verlassen bei Einbruch der Dämmerung ihre Deckung und gehen auf Nahrungssuche.”
Die Deutsche Wildtier Stiftung hat aus diesem Grund einige Regeln zusammengestellt, um die Gefahr zu verringern. Sie lauten wie folgt:
- Erkennen Sie Gefahren-Zonen. Neben den Warnschildern „Achtung Wildwechsel” sind Unfallschwerpunkte oft durch blaue Reflektoren an Begrenzungspfählen gekennzeichnet. Häufig werden Orte, an denen Wildunfälle passiert sind, durch farbige Dreibeine markiert.
- Fahren Sie bremsbereit. Behalten Sie die Straßenränder im Auge, reduzieren Sie das Tempo.
- Machen Sie sich klar, worauf achten müssen: Tier-Silhouetten oder reflektierende Augenpaare bedeuten Gefahr.
- Halten Sie ausreichend Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug.
- Wenn ein Tier auftaucht, bremsen Sie so stark, wie es der nachfolgende Verkehr zulässt. Blenden Sie die Scheinwerfer ab.
- Hat bereits ein Tier die Straße überquert, rechnen Sie mit Nachfolgern!
- Ausweichmanöver können zu schwersten Unfällen führen. Lässt sich eine Kollision nicht vermeiden, halten Sie das Steuer fest und bleiben Sie auf Ihrer Fahrbahnseite.
Kommt es trotzdem zu einem Wildunfall, halten Sie an, markieren Sie die Unfallstelle mit Warndreieck und Warnblinker und informieren Sie die Polizei. Verwundete Tiere sollten nicht angefasst werden. Berührungen sind ein zusätzlicher Stressfaktor für das Wild und können Panik auslösen. Totes Wild darf darüber hinaus nie mitgenommen werden. Das erfüllt den Tatbestand der Wilderei.
Ist das Tier nicht am Unfallort auffindbar, muss der Verkehrsteilnehmer trotzdem die Polizei informieren und die Unfallstelle so gut wie möglich beschreiben. „Ein angefahrenes Tier schleppt sich selbst mit gebrochenem Rückgrat noch viele Meter weiter, um dann nach Tagen qualvoll zu verenden”, erklärt Kinser. „Mit einem dafür ausgebildeten Jagdhund kann der Jäger das Wild aufspüren und von einem langen Leiden erlösen.” (sno)