Berlin. Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) muss für seine Maut-Pläne einiges an Kritik einstecken. Was ihm allerdings keiner vorwerfen kann: die Maut erfunden zu haben. Eine Benutzungsgebühr für Land- und Wasserstraßen, Brücken oder Hafenanlagen gab es schon vor Jahrhunderten. Vor allem das Mittelalter wird damit in Verbindung gebracht.
Der Ausdruck „Maut“ entwickelte sich aus dem gotischen Begriff für Zoll, „mota“, der sich wiederum ab dem 4. Jahrhundert an der Donau ausgebreitet hatte. Auch „Wegezoll“, „Wegegeld“ oder „Wegepfennig“ waren Bezeichnungen für die Verkehrsabgabe, wie der deutsche Zoll erklärt.
Im Grunde handelte es sich um ein Geschäft auf Gegenseitigkeit: Wer einen Weg betreut und für die Verkehrssicherheit garantiert, darf dafür etwas verlangen. Allerdings dauerte es nicht lange, bis mit der Gebühr auch Schindluder getrieben wurde. Mancher Landesherr sah in den Verkehrszöllen eine Schatztruhe, aus der sich verschwenderische Ausgaben finanzieren ließ.
So gab es Brücken, an denen nicht nur eine Gebühr für die Überquerung verlangt wurde. Auch Schiffe mussten zahlen - die freilich gar nicht anders konnten, als unter ihnen hindurch zu fahren. Zudem lockte der Wegezoll Raubritter, Wegelagerer und Piraten an.
Im Vergleich zu heute fiel die Berechnung allerdings zunächst recht einfach aus. Während das Maut-System des Bundesverkehrsministers wohl nicht ohne Taschenrechner auskommen wird, zählten die Zöllner früher die Wagenräder oder Zugtiere, um die Abgabe zu berechnen. Allerdings nicht bei Geistlichen oder Rittern samt Gefolge - die waren nämlich von der Maut befreit.
Etwa zeitgleich mit der Reichsgründung 1871 wurden die Wegezölle dann komplett abgeschafft, wie der Verkehrshistoriker Christopher Kopper erklärt. „Man wollte damit auch entlegene Gebiete fördern und die Landwirtschaft und das Gewerbe nicht noch mehr belasten“, erklärt der Forscher von der Universität Bielefeld.
Es dauerte eine Weile, bis das Thema Maut wieder auf der Tagesordnung landete - vorgeschlagen von einem Finanzpolitiker. Den ersten echten Versuch einer PKW-Maut auf deutschen Autobahnen habe Bundesfinanzminister Fritz Schäffer - wie Dobrindt von der CSU - in den fünfziger Jahren unternommen, sagt Kopper. „Er wollte damals eine neue Einnahmequelle erschließen.“ Die Politik habe sich damals aber bewusst dagegen entschieden.
Zudem kann nicht nur historisch Belegtes herangezogen werden, wenn es um das Maut-Prinzip geht. Auch der legendäre Robin Hood soll ja den Erzählungen nach einen Wegezoll verlangt haben. Ein Vergleich, der den Kritikern der Maut heute wohl kaum über die Lippen gehen wird. (dpa)