München. Auf Deutschlands Straßen gerät der Verkehr offenbar immer öfter ins Stocken. Der ADAC zählte im vergangenen Jahr 20 Prozent mehr Staus als im Vorjahr – insgesamt rund 694.000. Das sei so viel wie nie, teilte der Automobilclub am Dienstag mit. 2015 waren es demnach noch 568.000 Staus. Besonders stark war aufgrund seiner Ballungsräume und seines dichten Autobahnnetzes Nordrhein-Westfalen betroffen, gefolgt von Bayern und Baden-Württemberg als Transitländer in Richtung Süden.
Nordrhein-Westfalen wieder Stau-Spitzenreiter
Auf den mehr als 2200 Autobahn-Kilometern in Nordrhein-Westfalen zählte der ADAC im vergangenen Jahr rund 218.000 Staus. Beinahe 124.000 Stunden – etwa 14 Jahre – büßten alle Fahrer zusammengenommen durch das staubedingte Warten ein. Die Gesamtlänge der Staus in NRW wuchs auf rund 388.000 Kilometer. Aneinandergereiht reichten alle Staus in NRW des vergangenen Jahres damit fast zehn Mal um die Erde.
„Nordrhein-Westfalen ist ein typisches Transitland“, erklärte der Duisburger Stauforscher Michael Schreckenberg. Man habe dort nicht nur den inneren Verkehr, sondern auch den Durchgangsverkehr. Die Situation werde daher auch in den nächsten 10 bis 15 Jahren prekär bleiben, warnte Schreckenberg im WDR.
Verschieden Ursachen für mehr Stau
Staus könnten über entsprechende Meldesysteme in Fahrzeugen immer genauer erfasst werden, sagte ADAC-Sprecher Andreas Hölzel. Es werde aber auch mehr gefahren. „Es ist tatsächlich mehr Verkehr auf unseren Straßen als in früheren Jahren. Das gilt für den Güterverkehr ebenso wie für den Personenverkehr“, sagte Hölzel. Er verwies dabei auf Angaben der Bundesanstalt für Straßenwesen, die bei der Kfz-Fahrleistung – der Summe aller gefahrenen Kilometer – ein Plus von 2,5 Prozent innerhalb eines Jahres nennt.
Außerdem sei Deutschland – womöglich auch wegen der Terrorangst – als Reiseland attraktiver. „Die Leute machen wieder mehr hierzulande Urlaub.“ Auch die Bautätigkeit habe um rund 15 Prozent zugenommen. „Vom Bundesverkehrsministerium gibt es mehr Geld für Ausbau und Sanierung. Das ist an sich eine gute Sache. Aber es macht sich einfach bemerkbar“, sagte Hölzel. (dpa/jt)