Horstmar. Der Zusammenbruch des Lastwagen-Marktes in Europa zwingt den größten deutschen Hersteller von Sattelaufliegern, Schmitz Cargobull, zu einem deutlichen Stellenabbau. Der Zulieferer will jede achte Stelle streichen. Von den rund 4000 Arbeitsplätzen sollten etwa 500 sozialverträglich abgebaut werden, teilte Schmitz Cargobull im westfälischen Horstmar am heutigen Mittwoch mit. Darüber hinaus sollen die 350 Zeitverträge nicht verlängert werden. Gründe seien massive Auftragsrückgänge und die anhaltende Schwäche der Transportbranche. „Wir rechnen 2009 mit einem Absatzrückgang zwischen 70 und 90 Prozent“, sagte Vorstandschef Ulrich Schümer. Die Aufträge sind den Angaben zufolge im ersten Quartal um 94 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum eingebrochen. „Der Auftragsbestand tendiert gegen Null“, heißt es in der Mitteilung. Das Unternehmen geht davon aus, im laufenden Geschäftsjahr 2009/2010 (31. März) weniger als 10.000 Fahrzeuge zu bauen. Im Vorjahr habe Schmitz Cargobull noch etwa 40.000 Fahrzeuge gefertigt. 2007/2008 seien es sogar mehr als 66.000 gewesen. Derweil sind die Prognosen düster. „Eine Erholung der Nutzfahrzeugmärkte ist zurzeit nicht in Sicht“, sagte Schümer. Angesichts der dramatischen Markteinbrüche reichten die bereits ergriffenen Maßnahmen nicht mehr aus. So musste sich das Unternehmen im vergangenen November bereits von rund 1500 Leiharbeitern trennen und die Wochenarbeitszeit der übrigen Belegschaft von 40 auf 35 Stunden reduzieren, wie Firmensprecher Gerd Rohrsen sagte. Zudem schickte der Fahrzeugbauer einen Großteil seiner Beschäftigten voraussichtlich bis zum Frühjahr 2010 verstärkt in Kurzarbeit. Gespräche mit dem Betriebsrat über sozialverträgliche Lösungen hätten bereits begonnen. Kündigungen solle es zunächst keine geben. Stattdessen wolle man versuchen, die vorgesehene Zahl von 3150 Mitarbeitern mit Abfindungen, Vorruhestandsregelungen sowie Teilzeit- und Aufhebungsverträgen zu erreichen. Schmitz Cargobull hat fünf Werke in Deutschland: Neben den Produktionen in Altenberge und Vreden im Münsterland gibt es auch Standorte in Gotha (Thüringen), Toddin (Mecklenburg-Vorpommern) und Berlin. Im Ausland gibt es Werke in Saragossa (Spanien), Harelaw (England) und Panevezys (Litauen). In welchem Maße die einzelnen Standorte vom Stellenabbau betroffen sind, wird noch geklärt. „Aus einer Position mit solider Finanzbasis müssen wir diese schmerzlichen Schritte einleiten, um den Konzern zukunftsfähig zu machen“, sagte Schümer. Angesichts der drastisch rückläufigen Nutzfahrzeugmärkte in Europa konstatiere der Verband der Automobilindustrie einen „historischen Abschwung mit enormen Tempo und unbekannter Intensität“. Doch auch ein Verlust im laufenden Geschäftsjahr würde den Konzern in seiner Substanz noch nicht bedrohen, stellte die Firma klar. (dpa/sv)
Zu wenig Aufträge: Schmitz Cargobull vor Stellenabbau
Der Zusammenbruch des Lastwagen-Marktes in Europa zwingt den größten deutschen Hersteller von Sattelaufliegern, Schmitz Cargobull, zu einem deutlichen Stellenabbau