Stuttgart. „Lassen Sie mich zwei Dinge feststellen.“ Mit nüchternen Worten beendet Daimler-Aufsichtsratschef Manfred Bischoff monatelange Spekulationen um die Nachfolge von Konzernchef Dieter Zetsche. Aus heutiger Sicht sei es „die absolute Absicht des Aufsichtsrats, die Bestellung von Dr. Zetsche zu gegebener Zeit um weitere drei Jahre zu verlängern“, kündigte der Chefkontrolleur an.
Mit anderen Worten: Der Aufsichtsrat will noch bis 2019 mit Zetsche weitermachen. Der aktuelle Vertrag des Managers läuft Ende 2016 aus. Über eine Verlängerung kann der Aufsichtsrat frühestens Anfang 2016 entscheiden.
Vor zwei Jahren war Zetsches Position noch eine andere: Anfang 2013 verweigerte die Arbeitnehmerseite im Aufsichtsrat ihm die uneingeschränkte Vertragsverlängerung. Auf der Hauptversammlung 2013 sprach Zetsche vom „Übergangsjahr“, der Hoffnung auf „Rückenwind“. Heute vermeldet Daimler nach zwei Jahren mit scharfem Gegenwind wieder Absatz- und Umsatzrekorde.
Zetsche ist mit über neun Jahren an der Konzernspitze nicht nur der dienstälteste deutsche Autoboss, im Daimler-Vorstand sitzt er sogar seit über 16 Jahren. „Der Aufsichtsrat wird sich gut überlegen, ob man den Fahrer wechseln sollte“, sagte Branchenkenner Stefan Bratzel im Vorfeld der Hauptversammlung. Das Duo aus Zetsche und Entwicklungsvorstand Thomas Weber - auch schon seit elf Jahren im Amt - funktioniere gut. Ein Wechsel, so Bratzel, würde auf dem Weg zu den Zielen für 2020 nur Unruhe bringen.
Auch für den Aufbau möglicher Nachfolger sei Kontinuität gut, glaubt er. Der neue Daimler-Vorstand Ola Källenius hätte noch einige Jahre, um sich zu bewähren. Nutzfahrzeug-Chef Wolfgang Bernhard könnte das Verhältnis zu den Arbeitnehmern kitten und Vertrauen aufbauen. Beide Vorstände werden als heißeste Nachfolgekandidaten von Zetsche gehandelt. (dpa)