Stuttgart/Hannover. Daimler prüft einem Medienbericht zufolge Kooperationen mit dem italienischen Konkurrenten Iveco. Beide Unternehmen loteten Möglichkeiten aus, enger zusammenzuarbeiten, schreibt das "Handelsblatt" (HB/Donnerstag) mit Verweis auf Konzernkreise.
Daimler hatte am Vortag einen italienischen Pressebericht dementiert, dass die Stuttgarter Gespräche über den Kauf der künftigen Industriesparte des Fiat-Konzerns führten, zu der auch Iveco gehört. Zu Kooperationsgesprächen sagte ein Daimler-Sprecher: "In unserer Branche spricht derzeit jeder mit jedem über Kooperationen. So auch wir."
Das Stuttgarter Management habe intern einem möglichen Kauf von Iveco, der massive kartellrechtliche Probleme aufgeworfen hätte, eine Absage erteilt, schreibt das "Handelsblatt" und beruft sich dabei auf Informationen aus dem Führungskreis. Vor allem in Westeuropa hätten Daimler als Marktführer und Iveco als Nummer vier bei den Lastwagen eine zu große Marktmacht. Kontakte zwischen beiden Unternehmen seien jedoch bestätigt worden.
Nach Plänen von Fiat-Konzernchef Sergio Marchionne soll das Geschäft mit Lastwagen sowie Land- und Baumaschinen zum Jahreswechsel vom Autogeschäft abgespalten und eigenständig an der Börse gelistet werden. Iveco-Chef Paolo Monferino zeigte sich für die Zeit nach der Aufspaltung zu neuen Partnerschaften bereit. "Wir werden noch offener als bisher für Kooperationen und Allianzen sein", sagte der Manager im Gespräch mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (FAZ/Donnerstag), ohne explizit auf Daimler einzugehen. Das kolportierte Angebot von neun Milliarden Euro für die Industriesparte bezeichnete Monferino als "viel zu niedrig". Iveco habe bei einem Umsatz von mehr als 20 Milliarden Euro eine Umsatzrendite von über drei Prozent im laufenden Jahr.
Die römische Tageszeitung "La Repubblica" hatte am Mittwoch berichtet, Daimler habe ein Vorangebot über neun Milliarden Euro für die Fiat Industriesparte abgegeben. Die Turiner verlangten aber 10,5 Milliarden Euro. Bis zum geplanten Börsengang Anfang Januar 2011 seien die Verkaufsgespräche auf Eis gelegt worden.
Als besonders attraktiv gilt die schon starke Marktstellung von Iveco auf dem boomenden chinesischen Markt. "Im laufenden Jahr werden wir unseren Absatz in China um die Hälfte auf 150.000 Einheiten steigern", sagte Monferino der "FAZ". Daimler wartet indes noch immer auf die endgültige Genehmigung für ein Gemeinschaftsunternehmen mit Foton, mit dem die Stuttgarter den chinesischen Massenmarkt erschließen wollen. (dpa)