Wollen die Diebe den Truck oder die Ladung?

Die Zahl der Lkw-Diebstähle hat zugenommen. Geht es den Dieben dabei um das Fahrzeug oder die Ladung? Natürlich kann auch das Fahrzeug interessant sein, aber ich vermute, dass es mehr um die Ladung geht. Oft steckt organisierte Kriminalität hinter den Diebstählen. Sie hat Frachtdiebstahl, neben Prostitution und Drogenhandel, zu einer lukrativen Einnahmequelle entwickelt. Welche Ladungen sind begehrt? Es gibt einen Trend weg von den ursprünglich sehr gefragten Elektronikartikeln wie Laptops und Handys hin zu Produkten, die früher nicht so im Fokus standen. Das sind meist keine besonders wertvollen Produkte. Hier ist es die Masse, die das Geschäft für die Diebe lukrativ macht. Billige Ware ist in der Regel nicht so aufwendig gegen Diebstahl gesichert. Beispiele sind Schuhe oder Kleidung, die haben zwar ein Marken-Label, aber keine Seriennummer, über die sich ihr Weg zurückverfolgen lässt. Auch Trackingsysteme kommen bei diesen Waren nicht so häufig zum Einsatz. Auf europäischer Ebene wurden außer Lebensmitteln und Getränken vor allem Bekleidung und Schuhe, Kosmetik- und Hygieneartikel, Haushaltwaren und Möbel und dann erst Computer gestohlen. Warum Lebensmittel? Bier zum Beispiel können sie an jeder Stelle verhökern. Es geht den Dieben um die leichte Absetzbarkeit der Produkte. Welche Regionen in Deutschland sind am gefährlichsten? Bei den von der TAPA EMEA beobachteten Fällen haben sich Nordrhein-Westfalen, Hessen, Baden-Württemberg und Bayern als Hotspots herauskristallisiert. Das sind Länder mit einem hohen Transitaufkommen. Bei Hessen spielt zudem der Frankfurter Flughafen als Frachtdrehscheibe eine Rolle. In Europa sind die Niederlande, gefolgt von Belgien, das gefährlichste Pflaster. Ich vermute, dass hier die über die großen Seehäfen ankommenden Waren die Täter anlocken. Wie gehen die Täter vor? Organisierte Kriminalität überlässt nichts dem Zufall. Es gibt zwar immer noch die Planenschlitzer, die mal schauen und gegebenenfalls zugreifen, aber die werden weniger. Beim Ladungsdiebstahl nehmen die Fälle zu, bei denen mit Insiderwissen gearbeitet wird. Das passiert nachts, wenn der Fahrer schläft, oder am Wochenende, wenn der Auflieger ungesichert abgestellt wird. Fälle mit Waffengewalt oder Betäubungsgas, das in die Kabine eingeleitet wird, sind zwar spektakulär, aber selten. Meist wird still und leise der Auflieger geklaut oder leer geräumt. Da muss der Fahrer einen sehr leichten Schlaf haben, um das zu merken. Wie können sich Unternehmer schützen? Technik wie Sicherungs- und Verschlussmaßnahmen am Truck sind das eine. Genauso wichtig sind organisatorische Maßnahmen wie die Routenplanung und dabei die Rastplatzauswahl. Meist schlagen die Täter auf ungesicherten Parkplätzen zu. Unternehmer müssen ihren Fahrern und Disponenten bewusst machen, um welche Werte es geht. Auf technischer Seite sind Telematiksysteme empfehlenswert, die nicht nur die Position des Gespanns durchgeben, sondern auch die Türen des Trailers und dessen Kopplungsstatus überwachen. Ein solches System kann über eine Alarmfunktion verfügen, die mit einer Art Leitstelle, das kann die Disposition sein, verbunden ist. Hier zählt dann wieder die Organisation. Die Leitstelle muss rund um die Uhr besetzt sein und wissen, was im Fall des Falles zu tun ist. In Deutschland geht der Lkw-Klau um In Deutschland sind im vergangenen Jahr wieder mehr Lkw geklaut worden und nie wieder aufgetaucht (plus 5,3 Prozent auf 1605 Fälle), so das Bundeskriminalamt. Die illegalen Absatzmärkte für gestohlene Lkw liegen laut der Behörde im Nahen Osten und in Osteuropa sowie in Zentralasien, wobei die Hauptverbringungsrouten auf dem Landweg über die Türkei nach Syrien sowie durch Osteuropa in die ehemaligen GUS-Staaten verlaufen. sv

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