Wien. Die österreichische Transportbranche blickt noch pessimistischer in die nähere Zukunft als in den Monaten davor: Laut quartalsmäßiger Befragung von 185 Unternehmen wird die Geschäftslage und die Nachfrage der jüngsten Vergangenheit wie auch die Zukunftserwartung deutlich negativ beurteilt. Auch die Beschäftigungslage wird allgemein negativ eingeschätzt.
Vier von zehn Befragten bezeichnen den Auftragsstand als zumindest ausreichend. 80 Prozent der Unternehmen waren im Vorjahr von Umsatzrückgängen betroffen, die Hälfte verbuchte mehr als 20 Prozent minus. Jedes dritte Unternehmen vermutet für dieses Jahr weitere Rückgänge, sogar gegenüber 2020.
„Fast die Hälfte der Unternehmen erwartet eine Normalisierung in ein bis zwei Jahren“, sagte der Obmann der Bundessparte Transport und Verkehr in der Wirtschaftskammer Österreich (WKO), Alexander Klacska. „Wir sind etwas pessimistischer als Rest der Wirtschaft.“ Da in der Krise nicht in den Austausch oder die Modernisierung der Flotten investiert worden sei, werde man seitens der Kammer „weiter so wie in Deutschland eine Stillegungsprämie verfolgen“.
Die Zulassungszahlen für Nutzfahrzeuge sind laut Klacska deutlich geringer als 2019. „Erstmals seit Jahren ist auch der Bestand an Fahrzeugen gesunken“, sagte der Vertreter der Transporteure. „Wir rechnen damit, dass es in diesem Jahr durchaus zu einer Reduktion des Fuhrparks kommen könnte.“ Die Verkehrsleistung auf der Schiene zeige ähnliches Bild wie Straße. Der Flughafen Wien habe im ersten Halbjahr 2020 insgesamt 20,7 Prozent weniger Luftfracht befördert als 2019.
Logistiker sollten bei Impfung bevorzugt werden
Klacska forderte zudem, „dass Mitarbeiter der Logistik jetzt vorrangig bei Impfung berücksichtigt werden“. In Rumänien würden Logistikarbeiter ab nächster Woche geimpft. „Nun wäre es nicht nur wichtig, dass Regale eingeräumt werden, sondern die Waren verlässlich auch dorthin gebracht werden“, so Klacska. Zusätzlich Sorgen bereiten ihm die aktuellen Grenzkontrollen: „Der Sündenfall ist eingetreten zwischen Großbritannien und Frankreich, als Frankreich eine Corona-Testung eingeführt hat.“
In diesem Zusammenhang kritisierte er die Entwicklungen an der Grenze zu Deutschland betreffend die Einreisebestimmungen. „Wir fürchten, dass wir gestrandete Lkw haben werden, die durch ein Hochrisikoland gefahren sind“, sagte der Kammervertreter, denn in Österreich bestünden nicht genug Testkapazitäten für solche Fälle. „Das widerspricht komplett den Green Lanes, wie sie in der ersten Phase der Pandemie festgelegt wurden. Wir fordern weiter einen ungehinderten Grenzübergang. Denn die Ansteckungsgefahr ist minimal. Bei Lkw-Fahrern hatten wir so gut wie kein Infektionsgeschehen.“ (ms)