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"Wir arbeiten an einer Verstärkung und Verdichtung unseres Netzes"

10.09.2008 17:30 Uhr
Harry Dumser
Harry Dumser (Foto: Wincanton)
© Foto: Wincanton

Diesen Monat wird Wincanton 100 Jahre alt. Wie sich das Unternehmen künftig fit macht, erklärt Harry Dumser, einer der beiden neuen Deutschlandchefs, im VR-Interview

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Diesen Monat wird Wincanton 100 Jahre alt. Wie sich das Unternehmen künftig fit macht, erklärt Harry Dumser, einer der beiden neuen Deutschlandchefs, im Interview mit der VerkehrsRundschau. VerkehrsRundschau: Welcher Gedanke schoss Ihnen spontan durch den Kopf, als Sie davon erfuhren, dass Karl Nutzinger, früherer Vorsitzender der Geschäftsführung bei Wincanton Deutschland, zum 1. Januar 2009 zu Ihrem Mitbewerber Schenker in den Vorstand Landverkehr Europa wechselt? Harry Dumser: Dass dies für Karl Nutzinger eine neue große Herausforderung bedeutet, bei der ich ihm viel Erfolg wünsche. Inwiefern hat Karl Nutzinger Wincanton Deutschland geprägt? Welche Strategie hat er hier verfolgt, was sind operativ seine wichtigsten Erfolge aus heutiger Sicht? Es sind im Wesentlichen zwei Dinge. Erstens die Verschmelzung von neun operativen Gesellschaften zur Wincanton GmbH. Dies hat es uns ermöglicht, unsere Geschäftsbereiche Road, Intermodal, High-Tech und Solutions neu zu definieren und aufzustellen. Zum zweiten eine Neuausrichtung des Management-Teams. Werden Sie an dieser Strategie festhalten? Wenn ja, was versprechen Sie sich davon? Wenn nein, warum nicht - und an welchen Stellschrauben werden Sie ansetzen? Das neue Management-Team hat gemeinsam eine Strategie entwickelt, die konsequent auf ein starkes Wachstum von Umsatz und Gewinn in den nächsten fünf Jahren ausgerichtet ist. Wir haben ehrgeizige Ziele, die wir durch den weiteren Ausbau profitabler Bereiche, aber auch durch Zukäufe erreichen wollen. Fakt ist, dass die Situation der Landverkehrsssparte in Deutschland, wo Wincanton rund 60 Prozent des Umsatzes des Kontinentaleuropageschäfts erwirtschaftet, nach wie vor angespannt ist. Noch schreiben Sie hier trotz eines Umsatzes von 250 Mio. Euro rote Zahlen. Was sind die Ursachen? In den letzten Jahren ist die Branche von permanenten Konstensteigerungen betroffen, die teilweise kurzfristig und daher nicht planbar sind. Beispiele hierfür sind Dieselkosten, Mauterhöhungen oder auch Tarife externer Dienstleister. Diese Preissteigerungen können nur zeitverzögert an den Markt weitergegeben werden. Des Weiteren sind auch die Personalkosten in den letzten Jahren stark gestiegen, u.a. durch die neuen Arbeitszeitregelungen für Fahrer. Gerade in diesem Bereich herrscht ein Mangel an ausgebildetem, erfahrenen Personal. Ein letzter Punkt ist die regional schwankende Nachfrage an Laderaum, die die Einsatzplanung für die Fahrzeuge erschwert. Bei all diesen Herausforderungen eine gleichbleibend hohe Qualität zu liefern, ist nicht einfach – davon sind nicht nur wir betroffen, sondern die ganze Branche. Dies wird offensichtlich durch die enormen Veränderungen im Stückgutmarkt und die anhaltend hohe Anzahl an Insolvenzen. Mit welchen konkreten Maßnahmen wollen Sie in die schwarzen Zahlen gelangen? Wir haben im Bereich Straßengüterverkehr sowohl national als auch international profitable Elemente, die wir weiter ausbauen wollen. Weiterhin arbeiten wir an einer Stärkung und Verdichtung unseres Netzwerks. Wincanton ist als Aktiengesellschaft an der Londoner Börse notiert. Die Investoren geben straffe Wachstumsziele vor: Um wie viel Prozent will Wincanton in Deutschland konkret In diesem Jahr und in 2009 wachsen? Unsere Wachstumsziele kommentieren wir als Börsenunternehmen nicht während des laufenden Geschäftsjahres. Wird dieses Wachstum rein operativ stemmbar sein oder streben Sie weitere Akquisitionen an? Wir wollen unserer Ziele sowohl durch organisches Wachstum als auch durch Akquisitionen erreichen. Welche Art von Unternehmen in welcher Region könnte Ihnen zur Umsetzung Ihrer Strategie behilflich sein? Wie sehen Ihre Wunschpartner aus? Die Verantwortlichen jedes Geschäftsbereichs prüfen verschiedene Unternehmen. Wenn diese zu uns passen, werden wir aktiv. In diesem Jahr haben wir zum Beispiel das High-Tech Unternehmen HeBo in Düsseldorf gekauft sowie Con-Sped in Weil am Rhein, ein Spezialist im Containergeschäft. Für jedes Geschäftsfeld haben wir eine klar definierte Ausrichtung, die wir selbstverständlich im Detail nicht offen legen können, auch aufgrund zurzeit laufender Verhandlungen. Warum ist die Übernahme von TDG gescheitert? Diese Verhandlungen wurden von unserer Zentrale in Großbritannien geführt und können daher von uns in Deutschland nicht kommentiert werden. Was macht Sie angesichts der extremen Konkurrenz in Deutschland sicher, auch in den nächsten Jahren erfolgreich zu sein? Das Wissen um unsere Kompetenz und Qualität sowie das Vertrauen in unsere Mitarbeiter. Dies wird uns täglich durch viele unserer Kunden aus der Großindustrie bestätigt. Wir blicken dieses Jahr auf eine 100-jährige Firmengeschichte zurück, die geprägt ist von Innovation und Kundenorientierung. Dies wollen wir auch in Zukunft so halten. Mit welchen konkreten Produkten wollen Sie Ihre Kunden in den nächsten Jahren begeistern? Wir bieten heute als eines von wenigen Logistikunternehmen in Deutschland unseren Kunden die integrierte Nutzung aller Verkehrsträger. Alternativen zur Straße werden in Zukunft immer bedeutender. Die wichtigste Komponente hierbei ist die Verknüpfung der Verkehrsträger. Hier sind wir mit unseren eigenen Containerterminals entlang der Rheinschiene und unseren Eisenbahnverkehrsgesellschaften bereits sehr gut aufgestellt, wollen dies aber noch weiter ausbauen. Auch speditionsuntypische Leistungen werden immer stärker in den Fokus der Kunden rücken. Unsere technischen Dienstleistungen wie Montage, Wartung und Reparatur werden häufiger angefragt und von uns konsequent ausgebaut. Archiv-Management oder Logistik für das Gesundheitswesen stecken in Deutschland noch in den Kinderschuhen. Auf all diesen Feldern sind wir heute schon aktiv und wollen dies weiter voran treiben. Wie wollen Sie z.B. gegenüber Schenker punkten? In der Logistikwelt ist es aufgrund der Vielfalt in den Leistungsportfolios immer schwierig, Unternehmen direkt miteinander zu vergleichen. In ähnlich gelagerten Geschäftsfeldern kann Wincanton jedoch mit Flexibilität, und Kundennähe punkten. Unsere kundenindividuellen Lösungen sind auf dem Markt akzeptiert und sehr gefragt, genauso wie unsere schnelle Reaktion auf an uns gestellte Anforderungen. Branchenkenner sprechen von einem Zusammengehen Kühne + Nagel und Wincanton. Welche Vorteile brächte diese Konstellation? Gut geführte und erfolgreiche Unternehmen werden immer wieder als Kandidaten gehandelt, wenn sie bestimmte Kernleistungen anbieten, die anderen Unternehmen vielleicht fehlen. Ihre Frage führt uns aber zu Spekulationen, an denen wir uns nicht beteiligen wollen. Das Interview führte Eva Hassa.
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