Berlin. Jürgen Wilder hört als Vorstandsvorsitzender der Güterbahn-Tochter DB Cargo Ende Oktober auf und steht seit diesem Dienstag nicht mehr für den Vorstandsposten „Güterverkehr und Logistik“ im Deutsche-Bahn-Konzern zur Verfügung. „Angesichts der aktuellen Diskussionen habe ich mich entschlossen, meine Kandidatur nicht weiter aufrecht zu erhalten. Mit meiner Entscheidung möchte ich dazu beitragen, dass bei der DB Cargo AG inhaltliche Themen wieder in den Vordergrund rücken und nicht mehr durch Personalfragen überlagert werden“, erklärte der 47-Jährige. Er war im Dezember 2015 von Siemens zur Deutschen Bahn gekommen.
Der für Cargo zuständige Konzernvorstand Berthold Huber teilte mit, dass sich Wilder und die Deutsche Bahn „im besten Einvernehmen“ darauf verständigt haben, dass er Ende Oktober seine Tätigkeit als Vorstandsvorsitzender der DB Cargo beenden wird. Huber weiter: „Auch wenn ich die jüngste Entwicklung sehr bedauere, so trägt diese Entscheidung hoffentlich zu einer Versachlichung der Debatte bei.“ Er dankte Wilder für sein großes Engagement, den Schienengüterverkehr wieder nach vorne zu bringen. „Dass erste Erfolge sichtbar werden, ist auch sein Verdienst“, sagte Huber.
Arbeitnehmerseite war gegen Wilder
Auch sieben Monate nach einer Neuordnung bleiben zwei Vorstandsposten bei der Deutschen Bahn damit unbesetzt. Die für diesen Donnerstag geplante Entscheidung im Aufsichtsrat wurde zum zweiten Mal verschoben, wie die „Deutsche Presse-Agentur“ am Dienstag aus dem Umfeld des Kontrollgremiums erfuhr. Es geht um die Chefposten für die Ressorts Güterverkehr und Logistik sowie Digitalisierung und Technik, die seit März vakant sind. Ende Januar war der damalige Bahnchef Rüdiger Grube zurückgetreten, es folgte ein Umbau des Vorstands.
Die Arbeitnehmerseite im Aufsichtsrat hatte deutlich gemacht, dass sie den Kandidaten Wilder nicht als neuen Güterverkehr-Vorstand mittragen will. Betriebsrat und die Gewerkschaft EVG streiten seit langen um den Sanierungskurs bei DB Cargo. Im Aufsichtsrat sei man indes uneinig über die Besetzung der beiden Vorstandsposten, hieß es in den Kreisen des Kontrollgremiums zur Begründung der verschobenen Sitzung. Aufsichtsratschef Utz-Hellmuth Felcht sei es nicht gelungen, eine Paketlösung zu finden, mit der der gesamte Aufsichtsrat einverstanden sei. Erschwert wird die Personalfindung durch den bevorstehenden Wechsel der Bundesregierung, weil noch nicht klar ist, wer den Bund als Eigentümer der Bahn künftig im Aufsichtsrat vertreten wird. (dpa/ag)
Ursula F. Schmeling