Wiehler Forum: Lust auf Zukunft

In Kürze Deutschlands Wirtschaft schlittert momentan in die Krise. Bangemachen gilt aber nicht: Die Zukunft beginnt jetzt und birgt neue Chancen. Lust darauf machte das 15. Wiehler Forum, mit dem das Unternehmen BPW Bergische Achsen sein 125-jähriges Bestehen feierte. 125 Jahre alt und kein bisschen müde präsentierte sich BPW Bergische Achsen am 19. September auf seinem großen Jubiläums-Event in Wiehl. So gelang es dem Wiehler Traditionsunternehmen nicht nur illustre Referenten wie Autor und Wissenschaftsjournalist Ranga Yogeshwar auf sein "15. Wiehler Forum" zu locken, sondern auch die Chefs vieler Transport-, Speditions- und Logistikunternehmen. "Alles Unternehmerinnen und Unternehmer, die etwas bewegen wollen", formulierte es Jan Achim Kotz, persönlich haftender Gesellschafter von BPW. Emils Welt - die Welt von morgen Deutschland Lust auf Zukunft machen, das wollte Ranga Yogeshwar, der in seinem Vortrag die rund 300 Teilnehmer des Forums mit auf seine Reise in die Zukunft nahm. Er entwarf darin das Szenario einer Welt, in der sein Enkel Emil leben wird, der im Jahr 2020 geboren ist und aller Voraussicht nach das 22. Jahrhundert erlebt. Ein Megathema, das unsere nächste Generation da prägen wird, ist laut Yogeshwar die künstliche Intelligenz (KI). Die spannende Frage hier: Was wird in den nächsten 20 Jahren passieren, wenn KI im Großen einzieht? Zumal die Technologie heute schon auf technische Quantensprünge trifft wie riesige Speicherkapazitäten und Rechnergeschwindigkeiten, die vor Jahrzehnten undenkbar waren: "Heute habe ich mit meinem Handy mit 256 Gigabyte mehr Speicherkapazität in der Hosentasche", erzählte der studierte Physiker, "als das ganze Rechenzentrum mit insgesamt 550 Megabyte, in dem ich vor vielen Jahren gearbeitet habe." Und die Technik geht weiter. So habe der US-amerikanische Mathematiker Max Little Algorithmen entwickelt, mit denen sich via Smartphone bei Patienten Parkinson diagnostizieren lasse. "Das ist eine Revolution." Der entscheidende Punkt dafür sei nur: "Dafür braucht man Daten, und darin sind wir in Deutschland nicht so gut." Emil wird also, so Yogeshwars Szenario der Zukunft, mit allerlei Selbstverständlichkeiten aufwachsen, zum Beispiel mit künstlicher Intelligenz und dadurch ganz neuen Möglichkeiten wie etwa in der Diagnostik und Medizin, in einer anderen Arbeitswelt - Stichwort New Work, aber auch in einer Zeit mit Herausforderungen wie dem Klimawandel und globaler Instabilität. Emils Welt ist das Ergebnis einer globalen Transformation. Seine Welt aber, so hofft Yogeshwar, werde am Ende eine bessere sein. Den eigenen Stärken vertrauen Auch Unternehmern, so seine Botschaft, müsse vor dieser Zukunft nicht bange sein. Die deutsche Wirtschaft müsse nur mehr Selbstbewusstsein beweisen, betonte er. Es gehe darum, von der German Angst zur German Innovation zu kommen. Yogeshwar wörtlich: "Wenn Ihr Unternehmen so wie BPW eine lange Geschichte hat und sich seit vielen Jahrzehnten am Markt behauptet, dann haben Sie damit schon etwas, das viele Länder der Welt nicht kennen. Wir haben Stärken in Deutschland, und wenn wir diese mit Offenheit ergänzen, kann das sehr erfolgreich sein." Lust auf Zukunft machte auch die Podiumsdiskussion rund um die Frage: Wie schnell und wo können autonom fahrende Einheiten im Güterverkehr eingesetzt werden - mit den Referenten Hendrik Kramer, Mitgründer und CEO des Start-ups Fernride, einer Ausgründung aus dem Forschungslabor für Teleoperation am Lehrstuhl für Fahrzeugtechnik der Technischen Universität München, Oliver Risse, Investment Partner von HHLA Next, und Professor Christoph von Viebahn der Hochschule Hannover. Dass da heute schon einiges machbar ist, zumindest in klar definierten Bereichen, zeigten die Ausführungen von Fernride-CEO-Kramer. Das Start-up, das soeben 31 Millionen Euro eingesammelt hat, rüstet E-Lkw auf autonomes Fahren um und setzt dabei auf eine Mischung aus autonomem und Telefahren. Im Bedarfsfall können Fahrer aus einer Zentrale heraus das Steuer übernehmen. Fernride konzentriert sich laut Kramer "auf Anwendungsfälle, bei denen wir in abgegrenzten Bereichen agieren können." Eines der ersten Projekte von Fernride ist der Einsatz von selbstfahrenden Lkw auf einem Terminal der HHLA in Estland. Dass selbst in der viel gescholtenen Energiewende Chancen für Unternehmen liegen, zeigte die Podiumsdiskussion rund um "Energie-Autarkie - der Strom kommt auch in mittelständischen Unternehmen aus der Steckdose, möglichst selber und ,grün' erzeugt" mit Harald Seifert, Vorsitzender des Beirats der Seifert Logistics Group, Julia Jocher, Projekt- und Innovationsmanagerin der Group7 AG, sowie Anthony Wandt, geschäftsführender Gesellschafter der Wandt Spedition Transportberatung, und BPW-Chef Jan Achim Kotz. Ein spannender Themenreigen, der BPW gelang und der tatsächlich neugierig machte - auf die Welt von morgen.