Wie viel Euro sparen Sie durch den Lang-Lkw ein?

Das Verwaltungsgericht Berlin hat geurteilt: Die Regelzulassung für überlange Lkw verstößt nicht gegen EU-Recht. Haben bei Ihnen nun die Sektkorken geknallt? Das nicht. Noch ist nichts final entschieden. Das Gericht hat ja die Berufung und die Sprungrevision zugelassen. Trotzdem sind wir ein gutes Stück beruhigt, dass es jetzt nicht mehr ständig Störfeuer gegen den Lang-Lkw gibt. Das aktuelle Urteil gibt uns als Unternehmer also ein gutes Stück Investitionssicherheit. Zumal wir in den kommenden zwölf Monaten in drei weitere Lang-Lkw investieren wollen. Wir sind da echte Überzeugungstäter (lacht). In Baden-Württemberg waren Sie im Jahr 2012 sogar einer der ersten Spediteure, der Lang-Lkw eingesetzt hat. Warum? Wir sind immer für Innovationen offen, und der Lang-Lkw passt perfekt zu unserer Güterstruktur, die wir befördern. Volumentransporte sind unsere Spezialität. Wir setzen also traditionell Jumbozüge mit Drei-Achser-Motorwagen ein und verfügen über viele Mega-Trailer. Um den Lang-Lkw vom Typ 3 zu nutzen, mussten wir also lediglich in die Dolly-Achse investieren. Die kostet etwa 30.000 Euro - nicht gerechnet die Kosten für Rückfahrkamera, Achslastüberwachung und Sicherheitssysteme. Ansonsten würde eine solche Lang-Lkw-Lösung im Volumenbereich, um konkrete Zahlen zu nennen, alles in allem bei rund 160.000 Euro Anschaffungskosten liegen. Zum Vergleich: Ein konventioneller Sattelzug kostet circa 100.000 Euro. 60.000 Euro Mehrkosten in der Anschaffung - das ist viel Geld. Rechnet sich da der Lang-Lkw überhaupt? Unsere vier Lang-Lkw fahren täglich fünf Touren und befördern damit voluminösere Sendungen wie Haushaltsgeräte und Dämmstoffe. Das Mehr an Ladefläche bringt hier deutlich Vorteile: Auf unseren bisherigen konventionellen Jumbozug passen 200 "Groß-Geräte-Einheiten", klassische kleine Kühlschränke; auf die Standard-Sattelzugmaschine passen sogar nur 120 Haushaltsgeräte. Und mit dem Lang-Lkw können wir 280 Haushaltsgeräte befördern. Das ist pro Fahrt mehr als doppelt so viel Volumen. 18 bis 19 Tonnen Nutzlast holen wir da dank Achsenoptimierung raus. Nach 1,276 Millionen gefahrenen Kilometern haben wir 2017 einmal einen Schnitt gemacht und analysiert, wie viel wir durch den Lang-Lkw einsparen. Und wie viel Euro sparen Sie sich damit jährlich ein? Durch unsere Lang-Lkw sparen wir uns jährlich 416 Fahrten und haben dadurch jährlich 18,9 Prozent weniger CO2-Verbrauch als mit einem Jumbozug. Im Vergleich zum Standardzug hätten wir sogar locker 30 Prozent weniger CO2-Ausstoß. Klingt gut, wo hakt es in der Praxis? Alles in allem kostet uns der Einsatz eines Lang-Lkw 12 bis 15 Prozent mehr pro gefahrenen Kilometer im Vergleich zum konventionellen Sattelzug - allein durch den Diesel-Mehrverbrauch. Zudem ist die Tourenplanung deutlich aufwendiger. Das Problem ist ja, dass die Lang-Lkw nur auf ausgewiesenen genehmigten Strecken fahren dürfen. In der Regel fehlt immer ein Stück, und wenn es nur 100 Meter nach der Autobahn sind. Wir dürfen also fallweise mit der unteren Verkehrsbehörde viele Diskussionen führen, weil manche fürchten, dass ihnen der Lang-Lkw die Straßen beschädigt. In Holland zum Beispiel dürfen Lang-Lkw sogar mit 60 Tonnen Gesamtgewicht fahren. Würden Sie sich das auch wünschen? Dieses Fass mache ich jetzt lieber nicht auf (lacht). Im Ernst: Uns reichen die 44 Tonnen Gesamtgewicht völlig. Für uns ist das Mehrvolumen entscheidend! Urteil: Lang-Lkw dürfen weiterfahren Die Regelzulassung für überlange Lkw auf deutschen Straßen verstößt nicht gegen das EU-Recht. Lang-Lkw dürfen also auf bestimmten bundesdeutschen Straßen fahren. Damit wies das Verwaltungsgericht Berlin in erster Instanz die Klage der Allianz pro Schiene und der deutschen Umwelthilfe ab. Das Gericht hat aber die Berufung und die Sprungrevision zugelassen. Die Spedition Schwarz in Herbrechtingen setzt seit 2012 eigene Lang-Lkw ein. eh