LH Cargo stellt zum 25. Oktober 2015 weltweit auf ein neues Preissystem um. Werden damit Luftfracht-Transporte teurer?
Lars Müller: Unterm Strich, nein! Wir passen zwar die Nettoraten zum 25. Oktober an. Gleichzeitig werden wir externe, von uns nicht beeinflussbare Kostenfaktoren – darunter die bisher unterschiedlichen Zuschläge für Treibstoff und Sicherheit – zu einer angepassten „Airfreight Surcharge“ zusammenfassen. Diese neue Airfreight Surcharge wird deutlich niedriger ausfallen als die Summe der derzeit erhobenen Zuschläge. Aus der Umstellung unserer Preisstruktur wird also keine Veränderung der Gesamtraten erfolgen.
Intransparenter und damit noch aufwendiger für Spediteure wird es aber allemal. Immerhin etabliert LH Cargo mit seinem neuen System neben dem traditionellen Modell „Frachtrate plus Fuel- plus Security-Surcharge“ und der „All-in-Rate“ noch ein drittes Preismodell.
Wir führen kein drittes Preismodell ein, sondern entwickeln das Modell einer Surcharge so weiter, dass es zukunftssicher ist. Ich bin zudem überzeugt, dass dieses Modell für unsere Kunden nicht aufwendiger wird. Im Gegenteil: Wenn wir unsere bisherigen Surcharges für Kerosin und Sicherheit nun in einer einzigen Airfreight Surcharge zusammenfassen, wird es eher einfacher. Eine Gebühr abzurechnen ist immer simpler, als zwei oder mehr Gebühren zu verarbeiten. Zudem reduzieren wir aufwendige Sonderprozesse, wie Negativraten, deutlich.
Warum führen Sie nicht gleich All-in-Raten ein?
Im Gegensatz zur All-in-Rate bildet unser Preismodell ganz explizit die volatilen und für uns nicht beeinflussbaren Kostenfaktoren ab, also zum Beispiel die Flughafengebühren und vor allem die Kosten für Treibstoff. Diese Preisentwicklungen werden durch die Surcharge sichtbar – eine All-In-Rate wäre deutlich intransparenter. Wer dennoch langfristige Planungssicherheit will, dem bieten wir gegen Risikoaufschlag an, die Rate in Langzeitverträgen auch über eine Flugplanperiode festzuschreiben.
Viele Spediteure haben mit ihren Kunden einen Fuel lndex festgelegt. Wenn Sie Kerosin- und Sicherheits- sowie sonstige Zusatzgebühren in eine einzige Gebühr packen, erschwert dies für Spediteure die Abrechnung und Preiskalkulation.
Wir haben im Vorfeld viel mit unseren Kunden gesprochen. Nach diesen Gesprächen bin ich überzeugt, dass unser Modell für unsere Kunden keine spürbaren Schwierigkeiten bei Abrechnung und Preiskalkulation mit sich bringt.
Nach welchen Kriterien werden Sie künftig die Airfreight Surcharge nach oben oder nach unten anpassen? Was ist zum Beispiel, wenn die Kerosin-Preise sinken?
Wenn sich bestimmte Kosten, etwa für Kerosin, signifikant nach oben oder unten entwickeln, werden wir dies auch in Zukunft in unserer Airfreight Surcharge abbilden. Sprich: Wenn zum Beispiel die Fuel-Kosten sinken, werden wir diese Minderbelastungen an unsere Kunden weitergeben. Zudem werden wir unsere Kunden auch künftig vorab zu definierten Zeitpunkten über entsprechende Veränderungen bei den Surcharges informieren.
Wenn nun die Nettoraten, wie Sie sagen, steigen, dürfen sich Spediteure dann über eine höhere Kommission freuen?
Zu Jahresbeginn werden wir Incentiveverträge so anpassen, dass sich aus der Umstellung der Preisstruktur keine Änderung für die Kommissionen ergibt. Für die Monate November und Dezember, in denen dann die neue Preisstruktur gilt, können sich die Kunden, mit denen wir Incentiveverträge abgeschlossen haben, in der Tat über gegebenenfalls höhere Zahlungen freuen.
Das Interview führte VR-Redakteurin Eva Hassa
Hintergrund:
Lufthansa Cargo passt seine Preisstruktur zum Wechsel auf den Winterflugplan (25. Oktober 2015) an. Ab diesem Zeitpunkt wird die Airline nur noch zwei Preis-Komponenten erheben: eine Nettorate sowie eine angepasste „Airfreight Surcharge“. Damit entfallen die bislang unterschiedlichen Zuschläge für Fuel (Treibstoff) und Security (Sicherheit). LH Cargo ist mit über 4500 Mitarbeitern eines der weltweit führenden Luftfracht-Unternehmen. (eh)