Werkverkehr auf der Überholspur

Gefragter Fuhrpark: Die Verlader lasten ihre eigenen LKW stärken aus – zum Nachteil der gewerblichen Fuhrbetriebe Werkverkehr auf der Überholspur Schon 2008 war für viele Transportbetriebe ein schwieriges Jahr. 2009 rechnet das BAG jedoch mit noch mehr Firmenaufgaben. Das geht aus dem neuen Marktbeobachtungsbericht der Kölner Behörde hervor. Ein Bericht über das Jahr 2008, der im Juni 2009 erscheint: Das ist doch ein alter Hut. Das Jahr 2008 mit einer bis in das dritte Quartal 2008 hineinreichenden Hochkonjunktur hat doch nichts mehr zu tun mit dem Krisenjahr 2009. Doch Vorsicht: Wer glaubt, deshalb den Bericht „Marktbeobachtung Güterverkehr 2008“ ungelesen zur Seite legen zu können, verpasst etwas. So wird aus dem Bericht des Bundesamtes für Güterverkehr (BAG) deutlich, dass es schon 2008 kein Wachstum im Straßengüterverkehr gegeben hätte, wenn der Werkverkehr nicht so stark zugelegt hätte. Um 5,7 Prozent steigerte der Werkverkehr 2008 seine Verkehrsleistung, um 3,8 Prozent die Transportmenge (s. auch obere Grafik Seite 21). Die Experten des BAG begründen den vermehrten Einsatz des Werkfuhrparks mit einer höheren Verkehrsnachfrage in den Bereichen Wirtschaftsbau, öffentlicher Bau sowie mit einer Erhöhung der Beförderungsentgelte im gewerblichen Transport zu Jahresbeginn 2008. Hinzu kommt: „Die eigenen Flotten werden naturgemäß im Konjunkturtal zuerst ausgelastet, was statistisch jetzt zulasten des gewerblichen Straßengüterverkehrs geht“, nennt Christian Labrot, Geschäftsführer des Bundesverbandes Wirtschaft, Verkehr und Logistik (BWVL), einen weiteren Grund. Transporte über Langstrecken rückläufig Des einen Freud ist des anderen Leid: Im gewerblichen Güterverkehr mit deutschen LKW gab es 2008 einen Rückgang von 0,9 Prozent bei der Verkehrsleistung im Vergleich zum Vorjahr – das erste Mal wieder seit 1982, dass die gewerblichen LKW weniger zu befördern hatten. Verantwortlich dafür waren vor allem die Transporte über längere Strecken, darunter insbesondere die grenzüberschreitenden Verkehre (- 5,0 Prozent bei der Verkehrsleistung). Im Binnenverkehr stieg demgegenüber die Verkehrsleistung um 1,2 Prozent an. Das geringere Frachtvolumen wirkte sich ab dem vierten Quartal 2008 spürbar auf die Preisentwicklung im Markt aus. Laut BAG entstand ein erheblicher Druck auf die Entgelte im Spotmarkt, die bis zu 30 Prozent unter den Vorjahreswerten lagen. Erschwerend kam hinzu, dass sich 2008 verschiedene Rahmenbedingungen verändert haben – mit fatalen Folgen für die Ertragslage. So ist es zwar vielen Anbietern gelungen, zu Beginn des Jahres 2008 Preiserhöhungen durchzusetzen. „Diese konnten die überproportionalen Kraftstoffkostensteigerungen in der Regel jedoch nicht ausgleichen“, heißt es in dem BAG-Papier. Wie schwierig daher schon das Jahr 2008 für viele Betriebe war, verdeutlicht die Insolvenzstatistik. Demnach lag die Zahl der Insolvenzen im Straßengüterverkehr (inklusive Umzugsunternehmen) 2008 mit 873 um 23,5 Prozent höher als im Vorjahr (s. untere Grafik). Vor allem im zweiten Halbjahr 2008 registrierten die Ämter einen kräftigen Schub (+ 37 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum). Demgegenüber stiegen die Insolvenzen in Deutschland insgesamt um nur 0,4 Prozent. Auch bei Speditionen ohne Fuhrpark erhöhte sich der Wert nur um 2,8 Prozent. Negativtrend aus 2008 setzt sich fort Ein weiteres Indiz für die sich verschlechternde Lage im Transportmarkt sind die Unternehmensan- und -abmeldungen. 2008 sank die Zahl der Neugründungen im Bereich „Landverkehr, Transport in Rohrleitungen“ um 5,4 Prozent (651 Unternehmen). Gleichzeitig nahm die Zahl der Betriebsaufgaben um 5,8 Prozent (704) zu. Allerdings sind diese Zahlen nur bedingt aussagekräftig, da sie auch Werte für den Personenverkehr beinhalten. Lesenswert ist der Bericht besonders wegen seiner Aussagen zum laufenden Jahr. Danach setzt sich der Trend der letzten Monate 2008 in diesem Jahr nicht nur fort, sondern verstärkt sich noch. Ein deutlicher Rückgang der Auftragslage führt laut BAG zu einem zunehmenden Überhang an Laderaumkapazitäten, der wiederum den Druck auf die Frachtraten erhöht. Hinzu kommt die Anhebung der Maut zu Jahresbeginn, der jedoch sinkende Kraftstoffkos-ten – zumindest bis März – gegenüberstehen. Die Reaktion der Unternehmen darauf: Sie trennen sich konsequent von unrentablen Aufträgen und bauen ihren Fuhrpark ab oder legen ihn still. Erstmals werde dabei auch verstärkt von der Möglichkeit Gebrauch gemacht, Kurzarbeit in Anspruch zu nehmen, heißt es in dem Bericht. Zudem beobachtet die Behörde, dass die Verlader und auch Speditionen die aktuelle Situation nutzen, um Preisabschläge bei den Transportpreisen durchzusetzen. „Reine“ Speditionsunternehmen würden daher auch durchaus angemessene Erträge erzielen. Erschwerend käme für die kleinen und mittleren Transportbetriebe hinzu, dass vor allem große Speditionen zunehmend ihre Kunden ansprechen würden. Über niedrige Preisangebote würden sie versuchen, die Auftragsrückgänge auszugleichen. Eine weitere Belastung stellt der Preisverfall für Euro-3-Fahrzeuge dar. Durch die stärkere Mautspreizung wäre der Wiederverkaufswert dieser LKW drastisch gesunken. Die Restwerte hätten sich nach Auskunft der Unternehmen seit Anfang Herbst 2008 nahezu halbiert. Diese Entwicklungen haben dazu geführt, dass der Anteil der Transportunternehmen, bei denen sich im ersten Quartal 2009 die Ertragslage verschlechtert hat, im Vergleich zum 1. Quartal 2008 „sprunghaft angestiegen“ ist. Aufgrund dieser Erkenntnisse geht das BAG davon aus, dass die Insolvenzen – insbesondere bei Kleinunternehmen – ab März/April 2009 wieder zunehmen. Ohne Frage interessante Ergebnisse, die das BAG in seinem Bericht veröffentlicht. Nur leider wenig erfreulich für viele Betriebe des Transportgewerbes. ❙❚■ Michael Cordes Werkverkehr erstmals vor Gewerblichen LKW 2004 2005 2006 2007 2008 10 5 0 -5 -10 Güterkraftverkehr mit deutschen LKW Veränderungen der Tonnage gegenüber Vorjahr in Prozent Erstmals seit fünf Jahren sinkt 2008 die Gütermenge im ge-werblichen Straßengüterverkehr wieder – und das kräftig. Da zugleich die Verlader ihre LKW stärker auslasten, hat der Werkverkehr bei der Aufkommensentwicklung die Nase vorne im Vergleich zum gewerblichen Gütertransport. cd 2,9% -2,0% 4,8% 5,7% 8,3% 0,2% -7,1% 5,7% -3,8% 3,8% Insolvenzen im Straßengüterverkehr steigen 2003 2004 2005 2006 2007 2008 1.200 1.000 800 600 400 200 0 Zahl der beantragten Insolvenzverfahren bei Transportunternehmen und Speditionen Seit 2005 sind so-wohl die Insolven-zen im Straßengüterverkehr wie auch bei den Speditionen gesunken. 2008 dann die Kehrtwende: Vor allem bei den Transportunternehmen gab es einen kräftigen Schub. Und die BAG-Experten gehen davon aus, dass die Zahl der Insolvenzen im Straßengüterverkehr weiter steigt. cd 994 646 917 928 785 707 873 679 702 608 424 436

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