Wer baut den "grünsten" Cityvan?

Einen Stadtlieferwagen mit einem Ladevolumen zwischen 3,5 und 4,3 Kubikmeter, angetrieben von einem bestenfalls die Schadstoffnorm Euro 6 erfüllenden Dieselmotor zwischen 90 und 115 PS. So lautete die Ausschreibung zum VR-Umweltranking "Green Van 2016". Fünf Hersteller folgten unserer Einladung zum "Umweltkräftemessen" auf der standardisierten VR-Testrunde, die mit Landstraße, Stadtverkehr und einem längeren Autobahnanteil die Praxis abbildet. Dabei in jedem Fahrzeug auf der Testrunde an Bord: 500 Kilo Testballast als Transportaufgabe. Der Durchschnittsverbrauch, die ermittelte Nutzlast des Testwagens und die Größe des Laderaums sind die zählenden Werte, die wir mittels Formel in Punkte umrechnen (siehe Tabelle auf Seite 32). In Sachen "Raumangebot hinten" punkten VW und die fast baugleichen Brüder Fiat Doblo/Opel Combo mit 4,2 Kubik gleichermaßen. In der Praxis bietet das Caddy-Abteil allerdings weniger praktischen Nutzen. Schuld daran: Lediglich 1168 Millimeter Innenbreite zwischen den Radkästen. Das verhindert, dass Europaletten quer in den VW passen. Sollen zwei davon an Bord, müsste die vordere also erst längs geladen und dann umständlich quer gedreht werden. Solche Manöver sind Fiat-, Opel-, aber auch Peugeot- und Mercedes-Eignern fremd, denn diese Vans verfügen über das entscheidende Plus an Breite zwischen den Rädern. Beim Kapitel Verbrauch punktet der Peugeot, auch wenn er nicht den harmonischsten Antriebsstrang bietet. Zwar arbeitet sein 1,6-l-HDI-Diesel franzosentypisch kultiviert, dafür quält ihn unterhalb von 1700/min eine Anfahrschwäche, die vor allem bei beladenem Frachtabteil Agilität kostet. Was übrigens gleichermaßen für die 1,6 Liter großen Vierzylinder in Fiat und Opel gilt -. Was den Euro-6-sauberen Peugeot allerdings nicht davon abhält, die Verbrauchswertung mit niedrigen 5,6 l/100 km klar für sich zu entscheiden. Dazu kommen 0,20 l/100 km AdBlue, die wir im Ranking allerdings vernachlässigen, weil sich der Harnstoff nicht seriös in CO2-Emissionen umrechnen lässt. Mercedes, VW und Peugeot in Euro 6 Das gilt auch für den ebenfalls nach Euro 6 eingestuften VW Caddy (0,27 l/100 km AdBlue-Verbrauch), der die Testrunde mit guten 5,8 l/100 km bewältigte und sich erneut weit vorne platziert. Mit zwei Litern ist der Volkswagen der "Hubraumriese" des Vergleichs. 102 PS und 250 Newtonmeter Drehmoment ab frühen 1300 Touren genügen auch beladen in allen Lebenslagen. Dass der VW aber trotzdem etwas träger wirkt als die Konkurrenten, ist vor allem seinem lang übersetzten Fünfganggetriebe geschuldet. Eine Fahrstufe mehr bietet der Mercedes Citan, dessen gewohnt geschmeidiger Renault-Diesel lediglich 0,1l/100 km mehr Diesel konsumierte als der VW. Besonders zu schätzen wissen werden Citan-Fahrer, dass beim Mercedes das Zutanken von AdBlue entfällt. Denn als einziger des Vergleichs schafft er Euro 6 ohne SCR-Kat. Auch Opel und Fiat kamen ohne AdBlue aus. Was aber nur daran liegt, dass beide noch nach Euro 5 eingestuft waren. Weshalb Combo und Doblo auf 500 wertvolle Bonuspunkte verzichten müssen, die wir für die Euro-6-Norm vergeben. Punkte bekommen Fiat und Opel dafür - wie auch alle anderen Testprobanden - beim Kapitel "verbrauchsreduzierende Ausstattungen". Wie beispielsweise eine Motor-Start-Stoppanlage, die im städtischen Lieferverkehr den Kraftstoffkonsum deutlich senkt und bei allen fünf Herstellern im Programm ist. Macht weitere 400 Bonuspunkte und im Falle des Citan sogar 600 Zusatzpunkte. Denn nur Mercedes spendiert die automatische Motorabschaltung in Kombination mit den Euro-6-Modellen serienmäßig. Fiat und Opel mit hoher Zuladung Bleibt als dritte Wertungsprüfung noch die maximale Zuladung. Und hier schlägt die Stunde von Doblo und Combo. 785 (Fiat) beziehungsweise 775 (Opel) Kilogramm durften die Testwagen einladen. Damit liegen die beiden Brüder deutlich vor den Wettbewerbern. Allerdings wird dieser Vorteil vor allem über ein hohes zulässiges Gesamtgewicht realisiert. Doblo und Combo kratzen schon an der 2,5-Tonnen-Marke, Citan und Partner dürfen da laut Fahrzeugschein über 200 Kilo weniger auf die Waage bringen. Dafür wiegen Letztere leer deutlich weniger. Vor allem der Mercedes darf mit 1570 Kilo (inklusive 80-Kilo-Fahrer und vollem Tank) als Leichtgewicht gelten. Wegen seiner Begrenzung auf 2,2 Tonnen bringt es der kleine Stern aber "nur" auf 630 Kilo Nutzlast. Auf dem dritten und damit einmal mehr auf den vorderen Plätzen landet erneut der Caddy mit knapp 670 Kilo Zuladung (1630 Kilogramm Leergewicht). Nie ganz vorne, aber immer vorn dabei Womit die Strategie des Volkswagens am Ende aufgeht. Der im polnischen Posen gefertigte Caddy schafft es zwar in keiner der drei Wertungen auf den ersten Platz. Er ist dank niedrigem Testverbrauch, seinem großen Laderaum und einer passablen Zuladung stets vorn dabei. Am Ende bedeutet das für den Caddy Maxi 4689 Punkte, was für die begehrte Auszeichnung "Green Van 2016" genügt. Herzlichen Glückwunsch an Volkswagen, im nächsten Jahr werden die Karten dann neu gemischt! Mehr zum Thema finden Sie im Dossier Green Van www.verkehrsrundschau.de/dossiers Volkswagen Caddy Ausgewogener Klassenprimus Der Caddy kann zwar keine der Wertungen des VR-Umweltrankings für sich entscheiden. Er platziert sich aber stets weit vorne, was in Summe für den Gesamtsieg genügt. Vor allem der niedrige Verbrauch des Euro-6-Antriebs und das 4,2 Kubik fassende Frachtabteil sprechen für den VW. Auch wenn Letzteres nicht unbedingt praktisch gestaltet ist.+ niedriger Verbrauch, Euro 6 serienmäßig, passable Nutzlast, großes Frachtabteil- Europalette passt nicht quer zwischen die Radkästen, holperige hintere Starrachse Mercedes-Benz Citan Der Renault von Mercedes Seine enge Verwandtschaft zu seinem Spender Renault Kangoo kann der Mercedes Citan nicht verleugnen. Viele Eigner werden schätzen, dass der 1,5-l-CDI als einziger des Vergleichs Euro 6 ohne AdBlue schafft. Die vergleichsweise niedrige Nutzlast und der im Test eher mittelmäßige Verbrauch verhindern, dass der kleine Mercedes ganz vorne landet.+ kultivierter, elastischer Antrieb, Euro 6 ohne SCR-Kat, Motor-Start-Stopp serienmäßig- eingeschränkte Nutzlast, geringe Verstellmöglichkeiten von Lenkrad und Sitz