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Weil Kunden sparen: Krise der Möbelbranche verschärft sich

20.02.2025 14:47 Uhr | Lesezeit: 3 min
Über einer roten Ampel befindet sich ein Wegweiser mit dem defekten Schriftzug Möbelhaus.
Die Möbelbranche hat mit Schwierigkeiten zu kämpfen (Symbolbild)
© Foto: picture alliance / ZB | Sascha Steinach

Während der Pandemie boomte das Geschäft von Möbelhändlern und -herstellern. Nun klagen sie über Auftragsmangel. Woran liegt's?

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„Alles wird teurer, wir bleiben günstig“ - damit wirbt ein bekannter Möbeldiscounter in diesen Tagen. Wie in anderen Branchen auch versuchen die Händler die Kunden mit Sonderangeboten in ihre Märkte zu locken. Mit mäßigem Erfolg. Viele Menschen in Deutschland machen einen großen Bogen um Möbelhäuser und geben ihr Geld lieber woanders aus.

2024 war erneut kein gutes Jahr für die Branche. Die Umsätze der deutschen Möbelhersteller sanken nominal, also nicht um Preisveränderungen bereinigt, um 7,4 Prozent auf 16,4 Milliarden Euro. Die Preise für Wohnmöbel stiegen zuletzt nicht weiter. Bei den Möbelhändlern lag das Minus voraussichtlich zwischen sechs und acht Prozent. Das gaben die Branchenverbände VDM und BVDM bekannt. Bereits im Vorjahr waren die Erlöse gesunken.

Warum? „Die gestiegenen Lebenshaltungskosten zwingen viele Haushalte dazu, ihre Ausgaben umzustrukturieren. Lebensmittel und Energie haben Vorrang, Möbelkäufe werden als weniger dringlich eingestuft“, sagt Handelsexperte Sebastian Wilde von der Unternehmensberatung Falkensteg.

Die Möbelbranche leidet auch an den Nachwirkungen von Corona.

„Während der Pandemie gab es einen Boom. Viele Menschen haben sich ins Private zurück- und Möbel-Käufe vorgezogen“, sagt Handelsexperte Marco Atzberger vom Forschungsinstitut EHI.

Nun ist der Bedarf gedeckt. Wer sich ein Sofa, einen Schrank oder Esstisch kauft, legt sich zwei oder drei Jahre später nicht schon wieder etwas Neues zu. Jetzt fließe das Geld der Kunden vielfach eher in Urlaub und Reisen, sagt der Leiter des Handelsverbandes Möbel und Küchen, Jean Lucas Dürand.

Zehn-Jahres-Hoch bei Insolvenzen

Die Stimmung in der Branche ist schlecht. Wegen der schwierigen Lage wurde die für Januar geplante IMM Cologne abgesagt, eine der weltweit wichtigsten Möbelmessen. Eine Anfang des Jahres durchgeführte Konjunkturumfrage des Handelsverbandes Deutschland zeigt: Nur 4 Prozent der Unternehmen aus dem Bereich Möbel, Einrichtung und Heimtextilien schätzen die Geschäftslage gut ein, 44 Prozent befriedigend, jedes Dritte schlecht. Nur 22 Prozent erwarten in diesem Jahr einen höheren Umsatz als 2024.

Laut einer Verbandsumfrage haben 44 Prozent der Unternehmen im ersten Quartal 2025 Kurzarbeit beantragt. Einige Firmen gerieten zuletzt in größere Schieflage. Die Kette Opti-Wohnwelt, die Möbelhersteller Loddenkemper und Schröder rutschten 2024 in die Insolvenz. Der Möbelhersteller Hülsta stellte seinen Betrieb ein.

Laut einer Auswertung des Kreditversicherers Allianz Trade sind die Insolvenzen in der Branche im vergangenen Jahr mit mehr als 230 Fällen auf ein neues Zehn-Jahres-Hoch geklettert. Ein schnelles Ende sei erst einmal nicht in Sicht, sagt der Leiter Insolvenzforschung, Maxime Lemerle.

Wohnungsbau bleibt Problem

Branchenriese Ikea geht es zwar noch vergleichsweise gut. Die schlechte Kauflaune spürt das Unternehmen dennoch. Im Geschäftsjahr 2023/2024 verzeichnete der Möbelhändler einen Umsatz-Rückgang von 5 Prozent. Die Besucherzahlen in den Filialen waren ebenfalls niedriger. Ikea begründete dies auch damit, dass zuletzt zahlreiche Produkte im Preis gesenkt worden waren.

Auch der rückläufige Wohnungsneubau macht den Unternehmen weiterhin zu schaffen. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes wurden 2024 lediglich 215.900 Wohnungen neu genehmigt. Die Zahl sank im Vergleich zum Vorjahr um 17 Prozent und auf den niedrigsten Stand seit 2010.

„Mit ihr ist das Zugpferd der Möbelbranche der vergangenen Jahre, die Küchen, außer Tritt geraten“, sagt Möbelexperte Christoph Lamsfuß vom Handelsforschungsinstitut IFH Köln. Der Bezug eines Neubaus zieht durch Folgeumzüge den Kauf von Möbeln und Küchen nach sich.

Experte sieht Chance für Möbelbranche

Im vergangenen Jahr waren es die Hersteller von Wohn-, Ess- und Schlafzimmermöbeln, die laut Verband besonders unter der Zurückhaltung der Konsumenten litten. Ihr Umsatz lag 11,2 Prozent niedriger als im Vorjahr. Etwas geringer waren die Einbußen im Bereich Küchenmöbel (-6,5), Matratzen (-5) und Büro- und Ladenmöbel (-4).

Mit Blick auf das laufende Jahr ist die Branche zumindest vorsichtig optimistisch. Der Geschäftsführer der Verbände der deutschen Möbelindustrie (VDM), Jan Kurth, erwartet für 2025 „ein geringes Umsatzwachstum im niedrigen einstelligen Prozentbereich“. Er hoffe unter anderem auf eine sich abschwächende Inflation und steigende Reallöhne.

Zuversichtlich äußert sich auch der Küchenhersteller Rotpunkt aus Bünde. Mit einem deutlich anziehenden Auftragseingang seit November 2024 sei man mit Rückenwind ins neue Jahr gestartet, sagt Geschäftsführer Andreas Wagner.

Experte Lamsfuß sieht durchaus Chancen für die Branche. Die Nachfrage nach flexiblen Möbeln steige. „Wenn Wohnraum teuer ist und Wohnungen rar sind, wird weniger umgezogen und die vorhandenen Wohnungen müssen bestmöglich genutzt werden“, sagt er. Benötigt würden deshalb platzsparende und vielseitig verwendbare Möbel oder modulare Systeme, die sich verkleinern oder erweitern ließen.

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