Im Tarifkonflikt bei der Deutschen Post setzt die Gewerkschaft Verdi auf Warnstreiks, um den Druck auf die Arbeitgeber zu erhöhen. Beschäftigte in Großstädten und größeren Städten in allen Bundesländern seien am heutigen Dienstag, 28. Januar, zu vollschichtigen Warnstreiks aufgerufen, teilte Verdi in Berlin mit. Es werde zu Ausfällen und Verzögerungen bei der Zustellung von Paketen und Briefen kommen.
Verdi-Vize Andrea Kocsis begründete den Schritt damit, dass die zweite Verhandlungsrunde in der vergangenen Woche keine greifbaren Ergebnisse gebracht hätten.
Verdi pocht auf ein Entgeltplus von sieben Prozent und zusätzliche Urlaubstage. Dass die Arbeitgeber diese Forderungen als nicht finanzierbar abgelehnt hätten, sei "nicht akzeptabel", so Kocsis. "Nur mit deutlichen Lohnsteigerungen für die Beschäftigten lassen sich die noch immer hohen Lebenshaltungskosten bewältigen." Die Botschaft der Warnstreiks sei klar, sagte Kocsis. "Wir meinen es ernst, und wir sind bereit, für unsere Forderungen zu kämpfen."
In den Tarifverhandlungen stellt die Post den Spielraum für Lohnerhöhungen als "sehr gering" dar, weil die Briefmengen im Digitalzeitalter schrumpfen und der Investitionsbedarf groß sei. Zum Jahresbeginn hatte sich der Briefversand im Schnitt um 10,5 Prozent verteuert, das Porto für einen Standardbrief beträgt seither 95 Cent und nicht mehr 85 Cent. Die Portoerhöhung hatte die Bundesnetzagentur dem Unternehmen erlaubt. Aus Sicht der Firma war das zu wenig, sie hatte auf einen größeren Preisaufschlag gehofft.
Die Deutsche Post hat in ihrem Brief- und Paketgeschäft rund 170.000 Tarifbeschäftigte im Inland, sie gehört zum Logistikkonzern DHL. Die nächste Verhandlungsrunde ist für den 12. und 13. Februar angesetzt.
Warnstreik in Baden-Württemberg
Der eintägige Warnstreik betrifft auch in Baden-Württemberg mehrere Städte. Unter anderem wird in den Regionen Stuttgart, Reutlingen, Konstanz, Karlsruhe, Mannheim, Ravensburg und Freiburg gestreikt, wie die Gewerkschaft Verdi mitteilte. Details zu den Auswirkungen und Beteiligungen konnte ein Sprecher am Morgen bisher nicht geben. Wer auf einen Brief oder ein Paket wartet, dürfte sich aber Geduld brauchen.
Streik in Bayern
Der Warnstreik trifft in Bayern 33 Städte. Im Prinzip gehe es um jede für bayerische Verhältnisse größere Stadt, hieß es von der Gewerkschaft Verdi, die zu einem bundesweiten Warnstreik aufgerufen hatte. Zu den betroffenen Städten im Freistaat gehören neben München unter anderem Nürnberg, Augsburg, Bayreuth und Kulmbach.
Insgesamt sind dort mehr als 2000 Mitarbeiter in der Zustellung zum Warnstreik aufgerufen. Das seien alle Mitarbeiter in allen Schichten des Dienstags, sagte der Landesarbeitskampfleiter Robin Faber. Er zeigte sich mit der Streikbeteiligung am Morgen sehr zufrieden. Stationäre Einrichtungen der Post sind dagegen nicht betroffen.
Auch im Norden wird gestreikt
Die Gewerkschaft Verdi setzt auch im Norden auf Warnstreiks, um den Druck auf die Arbeitgeber zu erhöhen. Am heutigen Ausstand werden sich nach Angaben der Gewerkschaft rund 1000 Streikende aus Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern beteiligen. "Aus diesem Grund werden in den drei Bundesländern ungefähr 1,2 Millionen Briefsendungen und 120.000 Pakete verzögert in den kommenden Tagen an die Empfänger ausgeliefert werden", teilte Verdi Hamburg weiter mit.
Update am 28. Januar um 09:14 Uhr.