Wann sich die Vorsorge über den Betrieb lohnt

Jeder neue Mitarbeiter bekommt neben seinem Arbeitsvertrag auch eine Broschüre ausgehändigt. Wer bei der LSU Schäberle Logistik & Speditions-Union arbeitet, kann sich zu günstigen Konditionen eine Betriebsrente aufbauen. Der Stuttgarter Gefahrgutspezialist schließt für seine Beschäftigten eine Lebensversicherung bei dem Branchenversorgungswerk Transport, Spedition und Logistik (TSL) ab. rch den Gruppenvertrag bekommen die Mitarbeiter bessere Konditionen, als wenn sie privat fürs Alter vorsorgen", sagt Uwe Kaufmann, zuständig für Rechnungswesen und Personal bei LSU. Die Beiträge zur Direktversicherung behält er vom Bruttolohn ein. Sie fließen eins zu eins in die betriebliche Altersvorsorge (BAV). "Umgewandelte Gehaltsbestandteile bleiben steuer- und sozialversicherungsfrei", führt Kaufmann aus. Davon profitieren die Mitarbeiter, weil sie höhere Beträge in die Altersvorsorge stecken können, als wenn sie diese aus ihrem Nettogehalt finanzieren müssten. Auch der Arbeitgeber kommt günstiger weg als bei einer Gehaltszahlung: Er spart seinen Anteil an den Sozialversicherungsbeiträgen. Betriebsrente rechnet sich oft für alle Diese staatliche Förderung ist das große Plus der Betriebsrente. "Wer von seinem Bruttogehalt 100 Euro monatlich in die betriebliche Vorsorge investiert, verzichtet netto nur auf 60 Euro, da er 20 Prozent Sozialversicherungsbeiträge und im Durchschnitt noch mal genauso viel Steuern spart", rechnet Klaus Stiefermann vor. Trotz der hohen Förderquote von 40 bis 50 Prozent stagniert jedoch der Ausbau der Betriebsrenten, klagt der Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft für betriebliche Altersversorgung (ABA). Nur jeder zweite Arbeitgeber bietet eine Vorsorgelösung an, dabei haben Mitarbeiter einen gesetzlichen Anspruch darauf, einen bestimmten Anteil ihres Gehalts ohne Abzüge in betriebliche Rentenansprüche umzuwandeln. Der Chef kann etwas drauflegen, muss aber nicht. Wie fürs Alter gespart wird, entscheidet der Arbeitgeber. Die Beiträge können in eine Direktversicherung, eine Pensionskasse oder Pensionsfonds fließen (siehe Übersicht im Kasten). In vielen Branchen, so auch in der Verkehrs- und Lagerwirtschaft, bekommt nicht einmal die Hälfte der Beschäftigten eine Betriebsrente. Dabei ermöglichen es Branchenlösungen wie das Versorgungswerk Transport, Spedition und Logistik gerade kleinen und mittleren Betrieben, kostengünstig und einfach eine Altersvorsorge für ihre Mitarbeiter anzubieten. Das vom Lebensversicherer Allianz gemanagte Versorgungswerk wirbt mit Großkundenrabatten, selbst wenn Speditionen nur für einige ihrer Mitarbeiter BAV-Verträge abschließen. "Der Aufwand für den Arbeitgeber ist gering, weil Verwaltung und Abwicklung der Betriebsrente ausgelagert sind", sagt Silke Klute, die als Referentin im Fachbereich Firmenkunden für das Versorgungswerk TSL zuständig ist. Führungsebene kann auch profitieren Neben der klassischen Direktversicherung ist auch die Absicherung von Führungskräften und Inhabern über eine rückgedeckte Unterstützungskasse oder Pensionszusage möglich. Diese Vorsorgevarianten erlauben es Arbeitgebern und Mitarbeitern, hohe Beträge in den Aufbau einer Betriebsrente zu stecken (siehe Kasten). "Da gibt es nach oben hin grundsätzlich keine Grenzen. Die Beiträge sind voll steuerfrei und für Arbeitgeber immer sozialversicherungsfrei", sagt Thomas Dommermuth. Der Betriebsrenten-Experte ist Vorsitzender des Beirats des Instituts für Vorsorge und Finanzplanung, das sich auf die Bewertung von Vorsorgeprodukten spezialisiert hat. Sein Fazit: Für Führungskräfte lohnt sich die Betriebsrente fast immer, denn meist legt der Arbeitgeber noch etwas drauf, um Know-how-Träger an das Unternehmen zu binden. Bei großzügigen Direkt- und Betriebsrentenzusagen über eine Unterstützungskasse müssen Unternehmer jedoch ihr Risiko im Blick behalten. Während sie früher Pensionszusagen teilweise über Rückstellungen in der Bilanz finanzierten und Renten aus den laufenden Erträgen zahlten, gehen heute viele dazu über, die späteren Belastungen und Risiken deckungsgleich zu finanzieren oder ganz auszulagern, um die Bilanz zu entlasten. Zur Rückdeckung schließen Arbeitgeber häufig entsprechende Versicherungen oder Fonds ab. Aus demselben Grund empfehlen Experten die rückgedeckte Unterstützungskasse. "Die biometrischen Risiken sind versichert und die Rente ist voll ausfinanziert", sagt Dommermuth. Er rät von einer weiteren Spielart der Betriebsrente ab: der pauschal dotierten Unterstützungskasse. "Da hier in der Anwartschaftsphase lediglich das Doppelte der späteren Rentenzahlungen zum Vermögensaufbau angelegt werden darf, droht eine Unterdeckung." Zudem wird der handelsrechtliche Jahresabschluss durch Rückstellungen belastet, ohne dass Unternehmen eine entsprechende Steuerersparnis erhalten. In der Steuerbilanz dürfen sie nämlich keine Rückstellungen bilden. Versorgungswerke organisieren alles Gerade mittelständische Unternehmen greifen deswegen auf selbstständige Versorgungseinrichtungen und Assekuranzen zurück, die für sie die Abwicklung und das Risikomanagement der Betriebsrenten übernehmen. Das Unternehmen überweist dabei nur die Beiträge. Wer sich als attraktiver Arbeitgeber präsentieren will, bietet seinen Arbeitnehmern die Vorsorge über den Betrieb an und sucht sich hierfür einen erfahrenen Partner. Direktversicherungen und Pensionskassen sind die Klassiker, aber auch Pensionsfonds sind für Beschäftigte interessant, weil die Beiträge mehr in Aktien als in renditeschwache Rentenpapiere angelegt werden. Allen Unkenrufen und einer schlechten Presse zum Trotz lohnt sich die Betriebsrente für die meisten Beschäftigten, obwohl diese im Alter kräftig zur Kasse gebeten werden. Als Preis für die Entlastung in der Ansparphase werden dann nämlich Steuern fällig und gesetzlich Versicherte zahlen den vollen Beitrag zur gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherung. "Es ist ärgerlich, dass der Gesetzgeber diese Ungerechtigkeit bisher nicht beseitigt hat", beschwert sich Dommermuth. "Betriebsrentner zahlen die vollen Sozialversicherungsbeiträge, obwohl sie in der Ansparphase nur zur Hälfte entlastet wurden." Er rät Arbeitgebern daher, ihre Sozialversicherungsersparnis in die Alterssicherung der Mitarbeiter zu investieren. "Sobald der Chef etwas dazuzahlt, ist die Betriebsrente unschlagbar", bestätigt ABA-Geschäftsführer Stiefermann. Das motiviert Leistungsträger und zahlt sich auch für die Unternehmen aus. Doch selbst ohne Finanzspritze vom Arbeitgeber schneidet die Betriebsrente oft besser ab als eine staatlich nicht geförderte private Vorsorge. Das Institut für Vorsorge und Finanzplanung hat nachgerechnet: Wer über den Betrieb vorsorgt, erzielt deutlich höhere Nettorenten. Besonders mittlere Einkommensgruppen profitieren, weil sie beim Vermögensaufbau viel Steuern und Sozialabgaben sparen. Wer privat krankenversichert ist, muss darüber hinaus von seiner Rente keine Sozialversicherungsbeiträge bezahlen. Bei Geringverdienern und freiwillig gesetzlich Versicherten, deren Gehalt knapp über der Beitragsbemessungsgrenze zur gesetzlichen Krankenversicherung von derzeit 49.500 Euro brutto jährlich liegt, sollten Chefs jedoch genau nachrechnen lassen. Diese Gehaltsgruppen sparen keine Krankenversicherungsbeiträge. Im Alter müssen sie diese aber voll bezahlen. Wer Fachkräfte mit einer Betriebsrente an das Unternehmen binden möchte, sollte daher auf unabhängige Berater setzen, die in der Lage sind, die Effekte von Steuern und Sozialversicherungsbeiträgen mit einzurechnen. Beteiligt sich der Arbeitgeber an der Betriebsrente und handelt mit einem Versorgungswerk oder Versicherer günstigere Tarife aus, kann sich die Nettorente im Alter sehen lassen. Kostenlose Rechenbeispiele als Excel-Datei downloaden: www.verkehrsrundschau.de/dokumente

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