Wachstum in den Häfen

Wenn die deutsche Außenwirtschaft floriert, dann kann in den Seehäfen der Sekt kaltgestellt werden. So war es auch im vergangenen Jahr 2014. Angetrieben von einem schwachen Euro-Wechselkurs exportierte die deutsche Volkswirtschaft Waren im Wert von 1133,6 Milliarden Euro und importierte für 916,5 Milliarden Euro - beides neue Rekorde. Davon profitierten in besonderem Maße die Seehäfen mit Containerterminals. Aber auch unter den Häfen mit hohem Massengutanteil gab es zahlreiche Gewinner. Rostock legte beispielsweise im Jahr 2014 um 13 Prozent auf 26,2 Millionen Tonnen zu. "Der Exportboom, der vom schwachen Euro, niedrigen Zinsen und dem niedrigen Ölpreis begünstigt wurde, hat den deutschen Seehäfen gut getan", sagt Daniel Hosseus, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbandes der Deutschen Seehafenbetriebe (ZDS). Endgültige konsolidierte Zahlen liegen noch nicht vor, aber der ZDS erwartet zwei bis drei Prozent Wachstum für 2014. Die Prognose für 2015 liegt bei zwei bis vier Prozent. Aufschwung in Hamburg und Rotterdam Für die Logistikbranche besonders wichtig: Drei der vier großen Containerhäfen in der Nord-Range legten im vergangenen Jahr besonders kräftig zu. So knackten Rotterdam und Hamburg die fünf Prozent Wachstum, Der Hafen Antwerpen blieb nur knapp hinter dieser Marke. Lediglich Bremerhaven stagnierte dieses Mal. Völlig enttäuschend verlief dagegen das Jahr für den Tiefwasserhafen in Wilhelmshaven. Dieser verlor sogar noch 12 Prozent und schlug lediglich 67.000 TEU um. Hier ist für das Jahr 2015 ein Aufschwung zu erwarten, weil der Jade-Weser-Port in mehrere große Containerlinien von Maersk und MSC einbezogen wurde. Überwiegend positive Umschlagzahlen meldeten die deutschen Nord- und Ostseehäfen aus den Flächenstaaten. Die schleswig-holsteinischen Häfen verzeichneten fast zwei Prozent Wachstum und insgesamt 51 Millionen Tonnen Ladung. Der größte schleswig-holsteinische Hafen Lübeck wuchs um ein Prozent auf 23,3 Millionen Tonnen, obwohl die Lübecker Hafengesellschaft (LHG ) einen marktbedingten Rückgang von zwei Prozent im wichtigen Papierumschlag verkraften musste. Wachstumstreiber in Lübeck war der Trailerumschlag mit 711.000 Einheiten (2013: 697.000). Kiel, die Nummer drei im Norden hinter Brunsbüttel, legte im Jahr 2014 um 1,6 Prozent auf 6,4 Millionen Tonnen zu. Interessant: Sowohl in Kiel als auch in Lübeck lag das Wachstum des KV-Umschlags Straße/ Schiene mit 11,3 Prozent und 35 Prozent im zweistelligen Bereich. Im Hafen Rostock/ Mecklenburg-Vorpommern legten dagegen neben dem Fährverkehr auch Schütt- und Flüssiggüter zu, während es bei den Stückgütern einen leichten Rückgang gab. Wachstumschampion Brake Die niedersächsischen Häfen meldeten ein Wachstum von einem Prozent auf 46,4 Millionen Tonnen. Wachstumschampion dort war der Seehafen Brake mit einem Plus von 11 Prozent und einem Umschlagvolumen von 6,3 Millionen Tonnen. Brake ist als Agrarhafen aufgestellt, investierte im Jahr 2014 in diesem Bereich kräftig und fuhr im wahrsten Sinne des Wortes die Ernte ein. Cuxhaven (2,7 Millionen Tonnen, +2 Prozent) wuchs mit dem Umschlag von Exportfahrzeugen und Windenergieanlagen. Emden (4,4 Millionen Tonnen, 0 Prozent) hielt den Gesamtumschlag konstant, stellte aber beim Umschlag von Neufahrzeugen mit 1,3 Millionen Einheiten einen neuen Rekord auf. Stade (5,6 Millionen Tonnen, +6 Prozent) profitierte besonders von den Steigerungen beim Umschlag chemischer Grundstoffe. Verluste erlitten in Niedersachsen Nordenham (2,6 Millionen Tonnen, -3 Prozent) und Wilhelmshaven (24,2 Millionen Tonnen, -2 Prozent). Wilhelmshaven musste neben dem Minus im Containergeschäft auch bei der Importkohle einen Einbruch wegstecken. Zumindest verbesserte sich der Umschlag von Chemikalien und Rohöl. Für 2015 erwartet der ZDS deutschlandweit ein Wachstum zwischen zwei und vier Prozent. Eine optimistische Sichtweise. Denn Experten verweisen auf Risikofaktoren wie die Russland-Krise sowie die Lage in Nahost. Gespannt beobachten die Häfen außerdem, ob es Auswirkungen durch die Seca-Richtlinien (Sulphur Emission Control Area) gibt, die in Nord- und Ostsee über eine Erhöhung der Bunkerkosten für eine Verlagerung von Short-Sea- und Feeder-Verkehren auf Lkw und Bahn sorgen könnten. Auch Verschiebungen zwischen den Hafenstandorten als Seca-Effekt sind nicht auszuschließen. Eine weitere offene Frage: Können sich die deutschen Containerterminals angesichts immer größerer Containerschiffe gegen ihre niederländische und belgische Konkurrenz behaupten? Hafen Antwerpen Auch Antwerpen mit Frachtrekord - Ergebnis 2014: Der Hafen Antwerpen hat 2014 insgesamt 199 Millionen Tonnen Fracht umgeschlagen und verzeichnet damit ein Wachstum um 4,3 Prozent. Zu diesem Ergebnis tragen insbesondere die Wachstumsraten von 5,9 Prozent im Containerumschlag (in Tonnen) und von 5,6 Prozent bei den Flüssiggütern bei.- Container: Das Containergeschäft zeigte 2014 ein stabiles Wachstum sowohl in Tonnen als auch in absoluten Zahlen. Insgesamt wurden 8,97 Millionen TEU umgeschlagen - 4,7 Prozent mehr als in 2013.- Andere Güter: Die RoRo-Verkehre nahmen um zwei Prozent leicht ab und erreichten 4.470.346 Tonnen. Insbesondere die Anzahl der über den Hafen Antwerpen ein- und ausgeführten Automobile sank dabei um 8,1 Prozent auf 1.195.161. Auch der Bereich konventionelle Massen- und Schüttgüter verzeichnete einen leichten Rückgang um zwei Prozent auf 9.884.522 Tonnen.- Stärken: Antwerpen ist als Universalhafen breit aufgestellt und gut zu wichtigen europäischen Wirtschaftszentren positioniert. In den Containerverkehr wird kräftig investiert, unter anderem in eine gewaltige Schleuse auf dem linken Scheldeufer, die ein neues Hafenbecken erschließen soll. Im Hafenhinterlandverkehr spielt das Binnenschiff eine starke Rolle. Im Vergleich zu anderen Häfen gibt es Erweiterungsmöglichkeiten.- Schwächen/Risiken: Die Eisenbahnanbindung ist Richtung Ruhrgebiet trotz eines neuen Eisenbahntunnels weiterhin unterent wickelt; die Verkehrssituation auf den Straßen ist schwierig.- Ausblick 2015: Ein offizielles Ziel nennt Antwerpen nicht, aber von weltweit wachsenden Containerverkehren dürfte auch der Scheldehafen profitieren. hel Bremische Häfen Bremische Häfen stagnieren - Ergebnis 2014: Offiziell hat der Senator für Wirtschaft, Arbeit und Häfen die Zahlen für die Bremischen Häfen in 2014 noch nicht herausgegeben. Es gibt aber eine Schätzung aus dem Dezember, die dem Endresultat nahekommen dürfte. Demnach lag der Umschlag mit 78,4 Millionen Tonnen praktisch auf dem Vorjahresergebnis (78,7 Millionen Tonnen). Entgegen dem Gesamttrend der Nord-Range-Häfen sinkt der Stückgutumschlag im Jahr 2014 von 69,8 Millionen auf 67,4 Millionen Tonnen. Immerhin: die bremischen Häfen erleben einen Massengutboom mit einem Wachstum von 22 Prozent auf 11 Millionen Tonnen.- Container: Terminalbetreiber Eurogate nennt die Zahl von 5,77 Millionen TEU für Bremerhaven - das sind 0,7 Prozent weniger als im Vorjahr. Damit ist Bremerhaven beim Wachstum Schlusslicht unter den großen Containerhäfen - bis 2012 war es noch umgekehrt. Offenkundig profitierte Bremerhaven weniger als der Wettbewerb vom Wachstum in der Fernostschifffahrt.- Andere Güter: Bremerhaven ist das führende europäische Automobilterminal. Mit etwa 220.000 umgeschlagenen Fahrzeugen wuchs dieses Geschäft um etwa drei Prozent. Gegen den Trend legte in Bremen das flüssige Massengut um 17,5 Prozent zu. Getreide- und Kohleumschlag wuchsen, der Erzumschlag ging etwas zurück.- Stärken: Bremerhaven ist für die Großschiffe der 19.000-TEU-Generation gut erreichbar und hat Allianzen mit den beiden größten Containerreedereien Maersk und MSC. In Bremerhaven wird kräftig investiert, unter anderem in die Gleisanlagen und in ein Offshore-Terminal sowie in das Autoterminal. Die Port Community setzt leistungsfähige IT-Systeme ein.- Schwächen/Risiken: Die relativ große Abhängigkeit von zwei Großreedereien ist ein latentes Risiko. Zudem stellt sich die Frage, ob es Verlagerungen von Ladung aus Bremerhaven nach Wilhelmshaven geben wird - 2014 war das allerdings nicht der Fall. Problem des Autoterminals: Zwar nehmen die Fahrzeugexporte zu, aber die Importe sinken - und damit wird mehr Geld verdient.- Ausblick 2015: Nach den Prognosen wichtiger Informationsdienste wie dem Global Port Tracker wird der Containerumschlag in Bremerhaven wachsen. hel

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