Hamburg. Der Fahrzeughersteller Volkswagen (VW) will autonome Lkw seiner Nutzfahrzeugsparte (Scania und MAN) im Hamburger Hafen testen. Nach Informationen des „Hamburger Abendblatts“ stehen der Wolfsburger Konzern sowie der Senat kurz vor einer entsprechenden Vereinbarung. Bereits im Sommer soll das Projekt starten, heißt es in dem Zeitungsbericht – als Teil einer Bewerbung für einen internationalen Kongress über intelligente Transportsysteme, den die Hansestadt gerne 2021 ausrichten möchte.
Sowohl VW als auch die Hamburger Regierung wollten die Gerüchte um das Projekt bestätigen. Aus einer kleinen Anfrage des FDP-Abgeordneten Michael Kruse und Antwort des Senats geht aber hervor, dass sich die Hamburg Port Authority (HPA) mit dem Thema autonomes Fahren von Lkw im Hafen derzeit Gespräche mit möglichen Kooperationspartnern führt. Wie das „Hamburger Abendblatt“ jetzt erfahren haben will, ist dieses Projekt schon weit fortgeschritten.
Demnach identifizieren Hafenvertretern mit VW-Verantwortlichen bereits Strecken für die komplett selbstfahrenden Lkw. Der Hafen eigne sich als abgeschlossener Raum gut für Tests, weil „die Umwelt dort anders als im Rest der Stadt weniger komplex“ sei, zitiert die Zeitung eine mit dem Projekt vertraute Person. Dort spielten keine Kinder, gebe es keine Zebrastreifen und kaum Fahrradfahrer. Passend dazu hat die VW-Tochter Scania vergangene Woche einen selbstfahrenden Baustellenkipper mit Sensortechnik vorgestellt, der kurz vor der Serienreife steht.
Auch andere Lkw-Hersteller wie Volvo arbeiten derzeit an vollautonomen Lkw, die in abgeschirmten Einsatzgebieten einfache Beförderungen vollkommen selbstständig durchführen. Gesteuert werden sie über ein Kontrollzentrum. Zum Beispiel im Bergbau. Dass dort bald kein Mensch mehr hinter dem Steuer sitzen muss, soll den Betreibern der Anlagen einiges an Personalkosten sparen sowie zu mehr Sicherheit auf dem Gelände beitragen und effizienteren Betriebsabläufen beitragen.
Das Projekt soll drei Jahre dauern
Die drei Jahre angelegte Feldversuch sieht laut dem „Hamburger Abendblatt“ mehrere Stufen vor: Zunächst soll auf einer abgesperrten Strecke die Zuverlässigkeit der autonomen Lkw getestet werden. In einem weiteren Schritt könnten diese führerlosen Transportfahrzeuge für einen Einsatz auf häufig gefahrenen Strecken getestet werden, etwa als Shuttle-Service zum Leercontainerdepot. Die großen Terminals der HHLA und Eurogate sind demnach zunächst außen vor, da der laufende Betrieb nicht gestört werden soll.
Die HHLA setzt am Containerterminal Altenwerder bereits seit mehreren Jahren vollautomatische Transportfahrzeuge ein, die die Container von der Kaikante zum Blocklager bringen. Die fahrerlosen Transporter werden dabei nach den Zeitungsangaben von rund 20.000 Transpondern geleitet, die in den Boden eingelassen sind. Mit ihrer Hilfe bestimmen die Fahrzeuge ihre Position. Sie können bei Bedarf auch selbstständig tanken oder fahren für einen Batteriewechsel zur nächsten Ladestation. (ag)