VR-Barometer: Dänemark

Die VerkehrsRundschau beleuchtet die Aussichten für die Märkte: VR 26: Wie sich die Transportpreise bis 2020 entwickeln könnten VR 27: Transportmarkt Dänemark: Wie geht es weiter? VR 28: BAG-Marktbeobachtungsbericht: Neuste Zahlen VR 29: Boom nach der Krise? Wie sich die Seehäfen entwickeln VR-Barometer: Dänemark Laues Lüftchen oder starker Aufwind? Unterkühlter Norden: Die Krise hat im Preishochland Dänemark tiefe Spuren hinterlassen. Obwohl die Verkehre an Land und auf der Schiene wieder zunehmen, dominiert doch ein Gefühl von Ungewissheit, wie das VR-Barometer zeigt. Es gibt sie noch: Länder, in denen die Lohnkosten noch höher sind als in Deutschland. Unser nordischer Nachbar Dänemark gehört in diese Riege, was sich auch auf den hiesigen Transportsektor auswirkt. So trägt das Gros der Trucks auf dänischen Straßen ein deutsches Kennzeichen (siehe Grafik rechts oben). Der Marktanteil der LKW mit D-Kennzeichen liegt bei 40 Prozent, gefolgt von den Osteuropäern (22,2 Prozent). Dann erst kommen die Dänen (21,3 Prozent). Transportierte die Flotte unter deutscher Flagge 1999 noch 17,8 Millionen tkm, waren es 2008 mehr als fünfzehnmal so viel (274 Millionen tkm). Mit 77 Prozent decken diese Trucks die überwältigende Mehrzahl des Kabotageaufkommens ab, weit vor der Nummer zwei im Ranking aus Luxemburg (14 Prozent). Bis zu 4000 Dänen mit D-Kennzeichen Die scheinbare deutsche Vorherrschaft erklärt Mogens Therkelsen, Inhaber der H. P. Therkelsen A/S (Padborg) und Vorsitzender der Branchenorganisation International Transport Danmark (ITD), damit, dass seit einigen Jahren dänische Unternehmen ihre LKW vermehrt in Deutschland anmelden. „Das liegt zum einen an den niedrigeren Bruttokosten in Deutschland, zum zweiten wollen die Firmen nah bei ihren Kunden sein und überqueren deshalb die Ländergrenze“, so Therkelsen. Er geht von gut drei- bis viertausend Ausflaggern aus. Nun scheint dieser Trend aber in eine andere Richtung zu gehen: „Es zeigen sich Tendenzen, dass dänische Unternehmen, die nach Deutschland ausgeflaggt haben, ihre Niederlassungen von Deutschland nach Osteuropa, vor allem nach Polen verlagern“, sagt Erik Østergaard, Geschäftsführer der dänischen Transport und Logistik Vereinigung (DTL). Unentschlossen zeigt sich der von der Danske Bank veröffentlichte europäische Frachtführerindex. Zwar fällt der dänische Juli-Wert hinter dem Vormonat deutlich zurück, dennoch sind die Experten sicher, dass diese saisonale Schwäche die begonnene Erholung nicht stoppen wird. Zudem erwartet laut DTL die Mehrzahl der dänischen Transporteure ein Umsatzwachstum in den nächsten drei Monaten. Dennoch stehen diesen Optimisten eine Vielzahl von Pessimisten gegenüber. „Von daher könnte es passieren, dass wir in den kommenden sechs Monaten zwar einen Aufschwung im dänischen Transportmarkt sehen werden, es aber trotz steigender Umsätze keine neuen Jobs geben wird“, prognostiziert Erik Østergaard. Die Verkehre rollen wieder Ein wichtiger Indikator ist das Aufkommen auf den großen dänischen Brücken. Im Mai lag erstmalig seit Jahresbeginn die Zahl der gezählten Fahrzeuge am Großen Belt über dem Vorjahresmonat (+1826 LKW). Auch am Öresund stieg das Aufkommen um über 3500 LKW an. Auch auf der Schiene ist zumindest auf bestimmten Routen eine Trendwende zu erkennen. Der Transitverkehr mit Schweden und Deutschland wuchs im ersten Quartal um 26,5 Prozent (im Volumen um 36 Prozent). Die nationalen Schienenverkehre nahmen um gut 30 Prozent zu, wohingegen das internationale Geschäft im ersten Quartal um gut ein Fünftel (-22,7 Prozent) schrumpfte; hierbei wurden 7,2 Prozent weniger Waren befördert. Dieser Volumenrückgang birgt dennoch Hoffnung, da er im Vergleich zum vierten Quartal 2009 ein Plus von fünf Prozent bedeutet und positiver ausfällt als alle Werte des letzten Jahres. Im Plus landet nach den ersten drei Monaten auch der internationale Containerumschlag (+10,4 Prozent). Knallharter Wettbewerb Die dänischen Transporteure werden diese guten Statistiken mit einer gewissen Skepsis wahrnehmen. „Nur einige habe es geschafft, durch die Krise zu kommen. Der Rest sieht ziemlich traurig aus“, so das Fazit von Mogens Therkelsen. Aus Sicht von Therkelsen stellt sich der heimische Markt wie folgt dar. „Die internationalen Transporte leiden besonders stark. Der Wettbewerb, den sich die dänischen Transporteure untereinander liefern, ist zudem knallhart und ein dauerhafter Aufschwung ist leider immer noch nicht da“, beklagt der Unternehmer die aktuelle Situation. „Durch die Krise ist ein Großteil der dänischen Produktion ins Ausland gewandert. Damit sind die Exporte weniger geworden und die Exportpreise unter Druck geraten“, bestätigt Allan Jepsen, Geschäftsführer der Contino Holding A/S. „Die Importpreise wiederum sind momentan sehr gut. Ich glaube, dass sich dieser Trend bis Ende des Jahres verstärken wird“, fügt Jepsen an. Volatile Märkte sorgen für Kummer Ähnlich wie in Deutschland sind es einzelne Segmente, die für Wachstum stehen. Lebensmittel- und temperaturgeführte Transporte laufen relativ gut, wohingegen Industrieware auf Planfahrzeugen nur zu schlechten Konditionen auf die Straße kommt. Es wird gefahren um des Umsatzes willen. „Dass die höhere Auslastung nur rote Zahlen schreibt, ist scheinbar nicht jedem bewusst“, kritisiert daher Mogens Therkelsen scharf. Durch Fahrzeugstilllegungen oder Konkurse sind die Frachträume derart knapp, dass selbst geringe Auftragsspitzen im Moment schwer zu handhaben sind. „Das wird bei einem künftig stabileren Transportgeschäft ein echtes Problem“, mahnt Therkelsen. Die Volatilität der Gütermengen, also das wöchentliche Auf und Ab an den Frachtenbörsen, lässt zudem die wenigen, übrig gebliebenen solventen Transporteure beim Neuinvestieren zögern. „Zu groß ist die Ungewissheit“, meint der Verbandsvorsitzende Therkelsen. ❙❚■ Rocco Swantusch Die Verkehre auf den großen Brücken in Dänemark nehmen wieder spürbar zu Unentschlossen optimistisch Unser nordischer Nachbar sendet zwar erste Anzeichen der Erholung, dennoch wartet das arg gebeutelte Tranportgewerbe noch auf ein stabiles Wachstum. Trotz prognostizierter BIP-Zuwächse von 1,2 bis 1,5 Prozent bis 2011 fürchten die einheimischen Transporteure eine neue Kostenwelle: Bis zu 200 Millionen Euro soll die künftige kilometerbasierte Maut kosten. Die Tendenz zum Ausflaggen nach Deutschland dreht indes momentan in Richtung Osteuropa. rs Fazit VR-Barometer: Dänemark ANteil der LKW nach Länderzulassung 2/08 4/08 2/09 4/09 1/10 50 40 30 20 10 0 Entwicklung der Marktanteile im dänischen Markt nach Herkunft der LKW-Kennzeichen Der Trend zum Ausflaggen nach Deutschland sorgte für ein deutliches Übergewicht von Trucks mit D-Kennzeichen in Dänemark. Nun verlagern einige Firmen ihre Standorte von Deutschland nach Osteuropa, sodass auch diese Länder an den Dänen vorbeiziehen. rs

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