Berlin. Im Tarifstreit zwischen der Deutschen Bahn und der Lokführergewerkschaft GDL geht es erst einmal ohne Streikdrohung weiter. Bei den Verhandlungen am Donnerstag in Berlin gab es erwartungsgemäß noch keinen Durchbruch. Beide Seiten vereinbarten für den 13. März einen neuen Verhandlungstermin, wie die Bahn mitteilte.
„Ich setze darauf, dass wir in konstruktiver Atmosphäre am Verhandlungstisch dann auch absehbar zu Ergebnissen kommen“, sagte Bahn-Personalchef und Verhandlungsführer Ulrich Weber. „Und ich habe den Eindruck, dass unsere Kunden im Moment beruhigt Zug fahren können.“
Bis Montag hatte die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) mit einem neuerlichen Streik gedroht. Dies wurde in weiteren Gesprächen abgewendet. Beide Seiten einigten sich inzwischen auf Eckpunkte einer neuen Tarifstruktur.
Weselsky: „Grundlagen sind geschaffen“
Nach dem langen Konflikt sei klar gewesen, dass sie nicht an einem Tag alle inhaltlichen Probleme lösen würden, teilte GDL-Chef Claus Weselsky am späten Abend mit. „Doch wenigstens die Grundlagen für die nächste Tarifverhandlung sind geschaffen.“ Bis dahin würden die Themenblöcke in Sondierungen vorbereitet. Nach monatelangen Auseinandersetzungen über die Zuständigkeit für Berufsgruppen hätten sie erstmals über Inhalte gesprochen.
Die GDL verlangt für das Zugpersonal fünf Prozent mehr Geld, eine Stunde weniger Arbeitszeit und eine Begrenzung der Überstunden. Der bundeseigene Konzern machte am Donnerstag kein neues Tarifangebot. Die Bahn hatte zuletzt im Oktober ein Angebot vorgelegt. Es enthielt eine dreistufige Einkommenserhöhung um insgesamt fünf Prozent bei 30 Monaten Vertragslaufzeit sowie die Einstellung von 200 zusätzlichen Lokführern.
Bahn-Personalvorstand Ulrich Weber sagte nach dem Treffen vom Donnerstag: „Wir sind eingestiegen in die Diskussion der materiellen, inhaltlichen Forderungen der GDL.“ Die nächste Verhandlungsrunde Mitte März solle durch Expertengespräche vorbereitet werden.
Dabei gehe es etwa darum, wie zusätzliche Berufsgruppen ins GDL-Tarifgefüge eingebunden werden. Gemeint sind Zubegleiter, Bordgastronomen, Lokrangierführer und Disponenten/Planer, für die es künftig auch GDL-Tarifverträge geben soll. Bisher wurden diese Gruppen in der Tarifpolitik allein von der größeren Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) vertreten. Die GDL schloss Verträge nur für die rund 18.000 Lokführer ab.
Bahn-Vorstandschef Rüdiger Grube hatte sich zuvor skeptisch geäußert. Er sah die Streikgefahr noch nicht gebannt. !Wir sind noch nicht am Ziel“, sagte er der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. Bei den Tarifen müsse die Wirtschaftlichkeit gewahrt bleiben: „Wenn die GDL Forderungen von insgesamt über zwölf Prozent stellt, ist das völlig unrealistisch“, warnte Grube. Die Bahn verhandelt parallel mit der EVG und will dabei gleiche Ergebnisse erzielen.
Die GDL kritisierte Grube für seine Äußerungen. Er sei bisher in dem Tarifstreit nur in Erscheinung getreten, um den Konflikt weiter anzuheizen, teilte die Lokführergewerkschaft mit. „Wir werden die Verhandlungen nur dann erfolgreich fortsetzen können, wenn der DB-Vorstand die Tarifverhandlungen nicht ständig mit Störfeuern belastet.“ (dpa)