Vorbild Weihnachtsmann

Die Weihnachtssaison steht vor der Tür und sorgt für klingelnde Kassen im Onlinehandel: Mit knapp 15 Milliarden Euro Online-Umsätzen rechnet der Handelsverband Deutschland (HDE) für das Weihnachtsgeschäft, knapp elf Prozent mehr als im Vorjahr. Von so vielen Paketzustellungen wie noch nie zuvor gehen daher auch die KEP-Unternehmen im November und Dezember aus. Mit rund 690 Millionen Sendungen rechnet der Bundesverband Paket und Expresslogistik (BIEK) bis zum Jahresende. Rund die Hälfte davon entfällt auf das Privatkundengeschäft - ein Anstieg von sieben Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Im Schnitt werden in Deutschland zur Weihnachtszeit nach BIEK-Angaben täglich bis zu 14 Millionen KEP-Sendungen transportiert, an Spitzentagen sogar um die 19 Millionen Sendungen. Um die Paketmengen zu meistern, setzen die Firmen in dieser Zeit rund 25.000 zusätzliche Zusteller ein. Allein für GLS Germany sind in der Hochsaison bis zu 3000 zusätzliche Mitarbeiter und bis zu 700 Fahrzeuge mehr als sonst im Einsatz, um das um bis zu 50 Prozent höhere Paketaufkommen zu bewältigen. "Zudem nehmen wir in der Vorweihnachtszeit keine neuen Vertragskunden auf", ergänzt Martin Seidenberg, Vorsitzender der Geschäftsführung der GLS Germany. Viele KEP-Anbieter verlangen Zuschläge Beim Wettbewerber Hermes Germany gilt für geschäftliche Auftraggeber in der Weihnachtssaison ein individuell verhandelter Peak-Zuschlag - auch für Retouren. Privatpakete bleiben aber zuschlagfrei. Auch der KEP-Dienstleister DPD, der in der Vorweihnachtszeit bis zu 300.000 Pakete pro Stunde und zwei Millionen Pakete pro Tag, also ebenfalls 50 Prozent mehr als an einem Durchschnittstag, zustellen wird, verlangt von Geschäftskunden in der Regel rund 75 Cent mehr pro Paket. UPS verteuert im Weihnachtsgeschäft vor allem Sendungen, die besonders groß oder schwer sind. Der Marktführer, Deutsche Post DHL, will dagegen auf Weihnachtszuschläge verzichten. Dabei rechnet die Post damit, an den arbeitsreichsten Tagen vor dem Fest in diesem Jahr sogar rund elf Millionen Pakete pro Tag ausliefern zu müssen. Das sind mehr als doppelt so viele wie an normalen Tagen. Um das Aufkommen zu bewältigen, schickt die Post zusätzlich mehr als 12.000 Fahrzeuge auf die Straßen und beschäftigt rund 10.000 Aushilfskräfte. Zum Vergleich: DPD wird vor dem Fest rund 4000 Zusatzkräfte beschäftigen, Hermes bis zu 6500. Insgesamt erwartet der Hamburger KEP-Dienstleister mehr als 85 Millionen Sendungen in der Weihnachtszeit, sechs Prozent mehr als im Vorjahr. Das Unternehmen geht an Spitzentagen bundesweit von bis zu 2,3 Millionen Paketen und Päckchen aus. Heiße Phase: die erste Dezemberhälfte "In Anbetracht der weiter wachsenden Paketmengen in Kombination mit dem steigenden Personalbedarf auf einem nahezu leergefegten Arbeitsmarkt ist das Weihnachtsgeschäft für die gesamte Logistikbranche jedes Jahr eine Herausforderung", berichtet Marco Schlüter, Chief Operations Officer von Hermes Germany. Die Tage mit den meisten Sendungen erwartet Hermes Anfang und Mitte Dezember, genauer gesagt am 4., 5., 11. und 12. Dezember. Insgesamt werden zu Weihnachten bis zu 15.000 Zusteller für Hermes im Einsatz sein sowie deutschlandweit rund 3900 zusätzliche Fahrzeuge, vor allem in der Zustellung. Frühzeitige Planung und Abstimmung Aber auch im Langstrecken- und Zulieferverkehr zwischen den Logistik-Centern stockt Hermes um etwa 450 Sattelzug- und Wechselbrücken-Lkw auf. Zusätzlich setzt die Otto-Tochter auf eine enge Abstimmung mit dem Handel. "Dank präziser Mengenprognosen lassen sich Zusatzkapazitäten frühzeitig planen. Wir bereiten uns bereits seit Sommer auf die Weihnachtssaison vor", erklärt Schlüter. Eine ganz besondere Strategie verfolgt UPS: Zwar will auch das US-Unternehmen weltweit bis zu 100.000 zusätzliche Arbeiter einstellen. Doch zusätzlich packen hier ab Ende November alle mit an - vom Abteilungsleiter über Mitarbeiter aus der Marketing- oder der Personalabteilung bis zum Zusteller. Sie helfen in der Paketsortierung oder als Beifahrer und Helfer eines UPS-Zustellers. Mitarbeiter, die einen Dienst-Pkw haben, übernehmen in der Weihnachtszeit auch die Zustellung von Express-Sendungen, bevor sie ins Büro oder zu einem Kunden fahren. Weltweit erwartet UPS in der Spitzenzeit zwischen Thanksgiving und Weihnachten mehr als 32 Millionen Pakete pro Tag, erneut 50 Prozent mehr als das reguläre Volumen. Nicht zu unterschätzen ist aus Sicht des Unternehmens das Thema Retouren: "Vorbei sind die Zeiten, in denen die Retouren sich nur auf den Januar konzentrierten - die heutigen Verbraucher werden die ganze Saison über Pakete an die Händler zurückschicken", sagt Kevin Warren, Chief Marketing Officer von UPS. Witziges Detail: Damit UPS-Zusteller angesichts der Paketmengen auch auf glattem Grund einen kühlen Kopf bewahren, werden sie hierzulande im Kölner Trainingscenter "UPS Integrad" geschult. Auf einer simulierten Eisbahn aus Keramik, eingesprüht mit extra rutschigem Silikon, proben die Zusteller, auch mit schweren Paketen nicht aus dem Tritt zu kommen. So dürften sie bestens gewappnet sein für die stressige Vorweihnachtszeit. An Heiligabend nur noch Prio-Pakete Der letzte Zustelltag vor Weihnachten ist dann der 24. Dezember. An diesem Tag werden zumindest bei DPD nur noch Prio- und Expresspakete zugestellt. Ab der Mittagszeit ist die Arbeit der Paketzusteller dann beendet und auch die Zusteller dürfen sich auf einen Heiligabend im Kreis ihrer Lieben freuen. Ein vorzeitiges Weihnachtsgeschenk für sie gab es schon Anfang November: Rechtzeitig vor dem Weihnachtsboom machte der Bundesrat den Weg frei für ein neues Gesetz, das Paketboten vor Ausbeutung schützen soll (siehe Kasten rechts). Mehr zum Thema finden Sie im Dossier KEP-Markt www.verkehrsrundschau.de/dossiers In Kürze Nicht zuletzt dank des boomenden E-Commerce werden auch in diesem Jahr wieder Millionen von Weihnachtspaketen versendet. Um die enormen Sendungsmengen zu meistern, setzen die KEP-Dienstleister in dieser Zeit rund 25.000 zusätzliche Zusteller ein. Auf die Firmen kommen in der arbeitsreichsten Zeit des Jahres - und danach - viele Herausforderungen zu. 1,9 Millionen Retouren weltweit prophezeit UPS für den 2. Januar 2020.

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