Von vorn bis hinten an die Umwelt gedacht

Grün sind bei der Ettenheimer Spedition Wildt nicht nur die Lkw lackiert. Die Farbgebung ist bei dem mittelständischen Unternehmen Programm. Der geschäftsführende Gesellschafter Rolf Wildt legt großen Wert auf Umweltschutz, und dieses Engagement wurde auf der VerkehrsRundschau-Gala mit dem ersten Platz beim VR-Award in der Kategorie Umwelt belohnt (siehe VR 10/2018). "Wo immer es wirtschaftlich vertretbar ist, versuchen wir, einen Beitrag für unseren Planeten zu leisten", erklärt Rolf Wildt. Für Ausgleichsmaßnahmen gesorgt Das wird deutlich, wenn man mit ihm einen Streifzug über das Anfang 2017 bezogene Firmengelände unternimmt. Dabei zeigt Wildt auch gern die Begrenzungen seines Areals, denn hier hat der Unternehmer zahlreiche heimische Bäume und Sträucher angepflanzt, die in einigen Jahren für eine grüne Oase sorgen werden. Gepflanzt wurde noch mehr: Als Kompensation für die Baumaßnahmen und die versiegelten Flächen schenkte das Transportunternehmen auf einer 5000 Quadratmeter großen Ausgleichsfläche 1500 Bäumen und Sträuchern eine neue Heimat. Der neue Firmensitz bietet dagegen eine Fläche von 30.000 Quadratmetern und beinhaltet neben dem Verwaltungsgebäude und zwei Lagerhallen mit 2100 Quadratmeter Fläche zusätzlich eine Waschanlage, eine großzügige Werkstatt sowie einen riesigen Abstellplatz für die 60 Zugmaschinen und insgesamt 90 Auflieger des Unternehmens. So viel Platz kannten die Wildt-Mitarbeiter vom alten Firmensitz nicht. Den bezog das Unternehmen 1972 am Ortsrand von Ettenheim, er wurde mit den Jahren aber von Wohnsiedlungen eingekesselt. Entsprechend platzte das Gelände aus allen Nähten. "Da stellte sich irgendwann die Frage, was machen wir, und da ich noch recht jung bin, hatte ich Lust, nochmal etwas zu bewegen", berichtet Rolf Wildt lächelnd. Dass ein Neubau möglichst umwelt- und klimaschonend sein sollte, war keine Frage, weshalb sich Wildt intensiv in die Planungen einbrachte: "Da ist schon Eigeninitiative gefragt, denn die meisten Bauunternehmen und Architekten wollen lieber nach Standard bauen." In den Mahlberger Architekten Lioba und Wolfgang Keienburg fanden sich aber zuverlässige Partner, die sich für den umweltgerechten Standort begeistern konnten. Sie planten die Gebäude nach dem hohen KFW-55-Isolations-Standard und wichen auch bei der Heizung vom Normalen ab. Anstatt Öl oder Gas zu verfeuern, heizt die Gebäude eine emissionsfrei arbeitende Grundwasserwärmepumpe. Weitgehend autark ist Wildt auch bei der Energieversorgung. Ein Großteil des benötigten Stroms kommt von Fotovoltaik-Anlagen auf den Dächern, die es zusammen auf 243 kWh Leistung bringen. Der wird beispielsweise in den Lagerhallen, in denen unter anderem Bio-Kaffee lagert, für den Betrieb der ausnahmslos elektrisch betriebenen Flurförderzeuge gebraucht. Vier Marken in der eigenen Werkstatt Oder in der hauseigenen Werkstatt, in der die Wildt-Mechatroniker fast alle Arbeiten an den Zugmaschinen und Aufliegern selbst erledigen. Auch das erscheint in der heutigen Zeit eher ungewöhnlich. Erst recht, weil der Fuhrpark derzeit aus vier Marken (MAN, Scania, Mercedes-Benz und DAF) besteht. "Da wir unsere Fahrzeuge zum Großteil kaufen und nicht leasen, bei den Jahreskilometerleistungen eher im unteren Bereich liegen und viele Lkw über spezielle Ausstattungen verfügen, sind wir zu einer durchschnittlichen Haltedauer von sieben Jahren übergegangen", berichtet Rolf Wildt. Und da lohne sich der Abschluss von Wartungsverträgen nicht. Ganz nebenbei leistet die längere Haltedauer natürlich auch einen kleinen Teil zur Nachhaltigkeit. Gullis sucht man in der Werkstatt übrigens vergebens. Stattdessen sammeln sich Wasser und andere Flüssigkeiten in speziellen Auffangbecken, wo sie regelmäßig von einer eigens angeschafften Reinigungsmaschine abgesaugt werden. Die Reinigung des Fuhrparks übernimmt dagegen die hauseigene Waschanlage. Dass die ebenfalls kein Produkt von der Stange ist, lässt sich schon daran erkennen, dass die Anlage bewusst im Freien unter einer breiten Überdachung aufgestellt wurde. "Ich halte es für Unsinn, eine Waschanlage extra zu beheizen", begründet Rolf Wildt diese Entscheidung. Um während des Winters Kälteschäden zu vermeiden, entwässert sich die Anlage bei Frost selbstständig. Dann ist sie zwar nicht nutzbar, aber Wildt findet Lkw-Wäschen bei Minusgraden und den dann meist sowieso sehr schmutzigen Straßen wenig sinnvoll. Wasser zu sparen, dagegen schon. Deshalb werden die Wildt-Züge zunächst mit Brauchwasser vorgewaschen, bevor das von den Dächern der Gebäude gesammelte Regenwasser aus den insgesamt 108.000 Liter großen Tanks zum Einsatz kommt. Und das benutzte Wasser verschwindet natürlich nicht einfach im Gulli, sondern wird in der hauseigenen biologischen Kläranlage wieder aufbereitet. Indirekt zum Umweltschutz trägt ebenfalls die auf dem Firmengelände installierte Reifen-Scananlage von Ventech bei. Schließlich achtet das 90.000 Euro teure Kontrollsystem auch auf korrekte Reifenluftdrücke. Vor allem konnte Wildt so aber schon mehrere schleichende Plattfüße frühzeitig eliminieren. Neben dem eigenen Engagement möchte die Wildt-Spedition auch ihren Kunden klimaschonendes Transportieren näherbringen. Dafür rief das Unternehmen die Aktion "Grüne Logistik made by Wildt" ins Leben. Dabei werden die während eines Transportauftrags entstehenden Emissionswerte routenbezogen ermittelt und TÜV-zertifiziert berechnet. Die Rechnung beinhaltet neben dem Schadstoffausstoß des Motors auch die Verkehrssituation und die Topografiedaten der zurückgelegten Strecke mit allen Steigungen und Gefällen sowie den Beladungszustand des Fahrzeugs. Die am Ende errechnete Emissionsmenge investiert Wildt dann in Zusammenarbeit mit dem Partner "Myclimate" zur Kompensation in verschiedene Umweltprojekte. Lkw-Kauf freut Insekten Eine andere Art der Kompensation spendiert Wildt bei der Neubeschaffung von Fahrzeugen. Für jede neue Zugmaschine spendet das Unternehmen 500 Euro an den Ortsverband des Naturschutzbundes Deutschland (Nabu). So sind die neuen Fahrzeuge beispielsweise indirekt dafür verantwortlich, dass sich kürzlich zahllose Hummeln, Fliegen, Wildbienen oder Schmetterlinge über neue Behausungen in Form von Insektenhotels freuen durften. Mehr zum Thema finden Sie im Dossier VR-Award www.verkehrsrundschau.de/dossiers Die Sieger beim VR-Award in der Kategorie Umweltschutz Ausgezeichnete Konzepte von Verbio Logistik und Meyer Logistik Die Spedition Wildt landete bei dem erstmals ausgeschriebenen Umweltpreis der Verkehrs-Rundschau auf Platz eins. Doch auch die beiden anderen Bewerbungen, die es in die Endausscheidung unter die letzten drei geschafft hatten, haben Vorbildcharakter und wären eines Preisträgers würdig gewesen. Da war sich die Fachjury - bestehend aus Dirk Lohre, Professor für Verkehrslogistik und logistische Dienstleistungen an der Hochschule Heilbronn, Martin Schmied, Abteilungsleiter beim Umweltbundesamt, sowie zusammen mit einer Stimme, Jan Burgdorf und Michael Cordes, beide Redakteure der VerkehrsRundschau - einig.Die Verbio Vereinigte BioEnergie aus Leipzig hatte es mit einem Konzept unter die ersten drei geschafft, das mit seiner Nachhaltigkeit über die gesamte Prozesskette überzeugt. Das Unternehmen stellt Bioenergie und Biokraftstoff aus Reststoffen wie Stroh her. Für seinen Werkfuhrpark - bestehend aus insgesamt 80 Lkw - hat Verbio Logistik fünf Lkw der Marke Iveco Stralis gekauft. Die werden mit Biomethan aus der eigenen Produktion betrieben."Stroh im Tank" sorgt dafür, dass die Lkw nahezu CO2-, feinstaub- und stickoxidfrei unterwegs sind. Da zum Fuhrpark zudem seit 2012 zwölf Renault-Zugmaschinen gehören, die im Dual-Fuel-Betrieb mit Diesel-CNG/Biomethan unterwegs sind, hat Verbio ein Viertel seiner Lkw-Flotte auf alternative klimafreundliche Kraftstoffe umgerüstet.Meyer Logistik hat sich mit der ersten, öffentlich zugänglichen LNG-Tankstelle beworben. Zudem hat das Unternehmen 20 LNG-Sattelzugmaschinen mit einem zulässigen Gesamtgewicht von 18 Tonnen in seinem Fuhrpark aufgenommen. Laut den ersten Erkenntnissen von Meyer Logistik sind die Treibstoffverbräuche und damit einhergehend der Schadstoff- und Treibhausgasausstoß im Vergleich zu Diesel-Fahrzeugen deutlich geringer. Bei einer vorgesehenen Nutzungsdauer von fünf Jahren prognostiziert Meyer Logistik für die 20 LNG-Lkw ein Einsparungspotenzial von 1.092.170 Kilogramm CO2. cd